Sonntag, 25. Juli 2010

plan b: the defamation of strickland banks. review

the transformation of ben drew? jedenfalls war kaum damit zu rechnen, dass selbiger - alias Plan B - eine derartige stilkorrektur vornehmen würde. zumal nach seinem famosen und in seiner heimat ziemlich erfolgreichen vorgänger "who needs action when you got words". immerhin war die mischung aus mike skinner-raps, beats sowie einer agilen akustikgitarre eingängig, klug und einigermaßen einzigartig. und doch gab es nach der veröffentlichung eine vierjährige pause, in der welcher drew eine regelrechte metamorphose durchmachte. wo früher hiphop war, steht jetzt soul. ungehobelte momente wurden mit viel liebe zum detail auf hochglanz poliert. und anstelle mehrere themen abzuarbeiten entstand für "The Defamation Of Strickland Banks" (warner) eine art drehbuch a.k.a. konzept. was ihm wohl zu gleichem anteil alte anhänger kostete, wie es plan b neue hörerschaften zugänglich machte. objektiv gesehen aber wird hier endgültig deutlich, was sich beim debüt schon andeutete: drew kann mehr als nur rappen und interessante beats basteln. da steckt ein erwachsener songwriter in ihm. und wer weder die musikalische vergangenheit kennt, jedoch von der single "she said" in den bann gezogen wurde: genau von diesem kaliber finden sich noch ein dutzend weitere songs auf dem album. also: nicht nur über dieses spannende nachfolgewerk freuen, sondern am besten die weitere entwicklung des londoners im auge behalten.

Tourdaten:
18. Nov 2010 Köln - Essigfabrik
19. Nov 2010 Hamburg - Uebel & Gefährlich
20. Nov 2010 Berlin - Postbahnhof
22. Nov 2010 München – Freiheit

Mittwoch, 21. Juli 2010

songwriter & variationen. hits & misses

kele von bloc party verbündete sich für sein soloalbum mit dem spank rock-produzenten, die rhythms del mundo behandeln weiter unten in diesem artikel unter anderem franz ferdinand und coldplay auf ihre ureigene weise. und der ehemalige verve-frontmann richard ashcroft schnappt sich für sein neues projekt RPA & The United Nations Of Sound den hiphop-produzenten no i.d. selbiger war und ist unter anderem für jay-z, kanye west bzw. den leider stetig schwächelnden common tätig. was nicht heißen soll, dass es auf "RPA & The United Nations Of Sound" (emi) tatsächlich gar rap-elemente oder andere überraschungen geben könnte. im gegenteil: es regiert das weichspülprogramm; ergänzt um ein paar unschöne hardrock-referenzen, die den poppigen soulansatz zusätzlich aufweichen. ob ashcroft auf diese weise hierzulande die bösen zungen bändigen können wir, welche in ihm den xavier naidoo des britpop sehen? wohl eher nein. und, ganz ehrlich: wer in diesen tagen ein gutes soul-popalbum von der insel hören möchte, wäre bei plan b und seinem "the defamation of strickland banks" (rezension dazu in kürze) besser bedient als mit diesem hochglanzrelease.
zur unterstützung der britischen nicht-regierungsorganisation "artists project earth" (ape) finden sich einmal mehr die Rhythms Del Mundo zusammen. um für die arbeit von ape für die bedürftigen in haiti, chile und tibet aufmerksam zu machen, verpassen sie unter anderem den gorillaz, dizzee rascal (der seine single "holiday" selbst kaum wiedererkennen dürfte - genial!), bob dylan, green day und franz ferdinand einen afro-kubanischen neuanstrich. coldplay betiteln ihren track "clocks" adäquat gleich in "relojes" um. und, ach so, da sind dann auf
"Revival" (transmission/ministry of sound) außerdem neben anderen wyclef jean (der sich über bee gees "stayin' alive" hermacht) und zucchero. naja, dem unterhaltungswert des an sich simplen konzeptes tut das kaum einen abbruch. oft werden übrigens die original vocallines verwendet, und von den aus weit über ein dutzend orchestermitgliedern bestehenden rhythms del mundo musikern nur instrumental (und natürlich rhythmisch) in den entsprechenden kontext gerückt. musikalisch nicht weltbewegend, inhaltlich eben doch lohnt die zusammenstellung vor allem deswegen, weil sie an heißen sommerabenden einfach glücklich macht.

Montag, 19. Juli 2010

morlockk dilemma: der eiserne besen. mixtape

mit necro, brotha lynch hung und tech n9ne veröffentlichten die vertreter des us-horrorrap in diesem jahr allesamt gewohnt kranke (und gar nichtmal üble) alben. wird also zeit, dass der heimische nummer-eins-vertreter dieser zunft nachlegt: Morlockk Dilemma aus leipzig bringt nach seinem famosen "omnipotenz in d-moll" album sowie einer kollaboration mit hiob das mixtape "Der Eiserne Besen" (spoken view/groove attack) an den start. mittlerweile schon ein paar monate alt sollen die 37 (!) tracks hier doch unbedingt noch erwähnung finden. schließlich schafft es dilemma im vergleich zu seinen übersee-kollegen, sich mit reichlich augenzwinkern, einer charmanten distanz sowie den ihm eigentümlichen, nicht selten anstrengenden raps von jeglichen durchschnittsleistungen fernzuhalten. diesmal mit ein paar neubearbeitungen bekannter songs sowie jeder menge frischem material... quasi die brücke von der vergangenheit in die zukunft. welche trotz der lyrischen morbiditäten alles andere als finster aussieht. und nicht zuletzt aufgrund der zudem unkonventionellen instrumentals und samples undergroundcharakter besitzt. demnächst übrigens auf "the good, the bad & the alki tour 2010" mit mädness und kamp im september/oktober. termine folgen. und bis dahin versuchen, die vorfreude im zaum zu halten.

Samstag, 17. Juli 2010

rick ross & 15 years of duck down music. rapreviews

er verkörpert den miami-sound wie kaum ein anderer: Rick Ross präsentiert dem rap- und vor allem radiopublikum seinen dritten longplayer. und "Teflon Don" (def jam/universal) dürfte ein kommerzieller erfolg werden, dazu braucht es nicht viel prognosetalent. auch nicht für das feststellen der eigentlichen qualitäten des protagonisten. indirektes manko: seine körperliche fülle, mit der er zwar gern kokketiert, welche sich aber eben auch in einem trägen sprachfluss niederschlägt. und über die inhalt seiner lyrics wollen wir am besten gar nicht erst sprechen, denn die leeren worthülsen lassen weder verbale kniffe noch relevante aussagen erahnen. da enthält der plattentitel vergleichsweise noch am meisten witz... bleibt die frage, wie sich mister ro$$ für sein drittes album eine derartig hochkarätige gästeliste zusammenzimmern konnte? dass sich die übliche def jam-konnektion um jay-z, ne-yo und jadakiss die ehre geben muss, bleibt verständlich. eine an sich gehaltvolle künstlerin wie erykah badu allerdings wirkt reichlich deplatziert auf diesem gesamtwerk, dessen p diddy-feature noch am ehesten auf den musikalischen kontent schließen lässt. da helfen auch die namhaften produzenten nicht, welche allesamt nur stangenware abliefern: "teflon don" dürfte kaum dazu beitragen, den radiotauglichen gansta-rap aus seiner identitäts- und kreativitätskrise zu helfen. absoluter tiefpunkt: die gemeinsam mit raphael saadiq geträllerte gute-laune-ballade "all the money in the world". hilfe.

das von dru ha und buckshot gegründete new yorker hiphop label dagegen feiert einen in diesen zeiten durchaus bemerkenswerten anlass: "15 Years Of Duck Down Music" (duck down/groove attack) zelebriert eben jenes jubiläum anhand jeweils eines tracks aus jedem der jahre. wenig spektakulär möchte man meinen, doch weil man die fans via homepage die auswahl abstimmen ließ (deren wahl desöfteren auf die singleauskopplungen fiel), bleibt das ganze durchgehend kurzweilig. und interpreten wie buckshot & krs-one, die obligatorische boot camp clik oder deren vorsitzenden sean price bürgen ohnehine für qualität. oben drein gibt es zwei frühe songs von black moon und smif n wessun als bonustracks. schade nur, dass diese labelcompilation offenbar nicht zum ermäßigten preis ihren weg in die läden findet.

Donnerstag, 15. Juli 2010

bitter end & end of a year. deathwish reviews

vom deathwish-ableger malfunction records zum mutterschiff dieses labels haben es Bitter End aus texas bereits mit ihrem zweiten longplayer geschafft. und stehen dort, wie zu erwarten, in bester tradition. "Guilty As Charged" (deathwish/indigo) klingt zwar authentisch, jedoch weit mehr nach dem new york der frühen neunziger denn nach der tatsächlichen geographischen heimat des quintetts. die referenz ihres thrash-infizierten hardcores bleiben leeway, cro-mags und killing time. und wenngleich es beispielsweise mit bleed into one hierzulande sogar noch stärkere konkurrenz gibt: das wüste material zaubert mir ein grinsen ins gesicht und, tja, lässt schon so irgendwie die eigene musikalische vergangenheit wieder aufflackern. nicht zuletzt durch ein akustisches intermezzo wird zudem der spannungsbogen über die zehn tracks hin konsequent hoch gehalten.

von revelation records zu deathwish records: End Of A Year aus albany, new york, suchen sich offenbar bewusst genau jene labels aus, welche eine ganze dekade des hardcore-sounds präg(t)en. und stehen mit "You Are Beneath Me" (deathwish/indigo) doch mit beiden füßen in der vergangenheit. typisch, könnte man sagen. oder: einfach die leidenschaftlichen, heißere vocals bejubeln, die mit solch enormer inbrunst in das mikrofon zu singen (!) versuchen (!!), dass es mit der gegenwärtigen hochglanz-definition von emorock in keinster weise noch etwas zu tun hat. nein, end of a year wissen ihre wurzeln in bands wie elliott oder auch rites of spring - und beweisen zu jeder sekunde geschmack. der einzige vorwurf, dem man dem material machen könnte? dass es vielleicht etwas zu bewusst "retro" klingt. wenn daraus aber songs wie "jeni leigh" entstehen, hat man auf derartige kritikpunkte schlichtweg keine lust mehr. toll.


Bitter End on tour:
07/31: Lichtenstein, Germany @ JZ Riot w/ New Morality
08/01: Munich, Germany @ Sunny Red w/ New Morality
08/02: Vienna, Germany @ Escape w/ New Morality
08/03: Berchtesgaden, Germany @ Kuckusnest w/ New Morality
08/04: Hamburg, Germany @ Rote Flora w/ New Morality
08/05: Fredericia, Denmark @ Fredericia Hardcore Fest w/ New Morality
08/06: Leisnig, Germany @ Suck n Summer Fest w/ New Morality
08/07: Essen, Germany @ Filled with Hate Fest w/ New Morality
08/08: Hengelo, The Netherlands @ Innocent w/ New Morality
08/09: Mannheim, Germany @ JUZ w/ New Morality


Sonntag, 11. Juli 2010

bestandsaufnahme. 07/2010

Ari Hest und seinen erfolg als reines internetphänomen abzutun, wäre vermessen. zwar wurzeln die songs seines zweitwerkes "Twelve Mondays" (arctic rodeo recordings/alive) auf einer von ihm gestarteten kampagne aus dem jahr 2008. doch was als etappenwerk wochenweise zu über 50 songs führte, wird nun mit dem albumgedanken im hinterkopf zu ende gedacht. denn musikalisch gehört diese platte mit der überarbeiteten essenz jener summe zu den stilsicheren besonderheiten der letzten wochen: auf basis der eher groben skizzen von vor zwei jahren entstanden nun in sich geschlossene, atmosphärisch dichte songjuwelen. welche sich in 37 minuten zu einem großen ganzen zusammenfügen. bemerkenswert bleibt zudem das selbstbewusstsein des schönlings, einen majorvertrag auszuschlagen und sich über eigenregie und indielabels eine besondere kreative existenz aufzubauen. was im spätestens mit dem aktuellen output gelungen sein dürfte.
beinahe zehn jahre hat das mittlerweile wohl endgültig vergriffene, famose debüt von Boxharp mittlerweile auf dem buckel... da erscheint - zumindest für meine wenigkeit ziemlich unerwartet - plötzlich der nachfolger auf dem australischen hidden shoal label. trotz oder wegen der endlos langen verschnaufpause: "The Green" (hidden shoal/import) lullt mich einmal mehr auf einzigartige weise ein. der charakteristische, ambient-trippige alternativecountry verbindet songwriterische tradition mit einem modernen, elektronischen zugang. und bleibt auf diese weise irgendwie zeitlos. was sich nicht nur in der distanz niederschlägt, in welcher das projekt veröffentlicht. das duo scott solter (als produzent u.a. für die mountain goats, okkervil river und superchunk aktiv gewesen) sowie wendy allen (u.a. auch the court and spark) schöpft zudem aus einem guten dutzend befreundeter gastmusiker und bringt überarbeitete versionen von traditionals zu tage. am ende steht - wieder - ein reichlich einzigartiges, leider physisch nur über dem importweg zu beziehendes gesamtkunstwerk.

Tobacco geht hingegen den weg, welchen derzeit ein guter teil des anticon-kreativstabes zu wählen scheint: war der vorgänger dieses alleingangs noch im rap verwurzelt, bekennt sich "Manic Meat" (anticon/indigo) eindeutig zu - wenngleich unkonvetionellen - independentsounds. und dies gewiss nicht nur aufgrund zweier gastauftritte von ikone beck. dessen beiträge auch wesentlich konkreter auszumachen sind, als die vocals von mister tobacco himself. selbige verschwinden nämlich hinter einem berg von effekten. der frontmann von black moth super rainbow präsentiert sich auf den 16 songskizzen in gerade einmal 42 minuten zumeist psychedelisch, immer wieder noisig und lässt dabei doch genügend raum für ein paar poppige hooks. insofern halten sich die unterschiede zu seiner band in grenzen, was zeitgleich zu einer der griffigsten veröffentlichungen auf anticon records führt. das sonstige niveau dieses labels jedoch nicht wirklich zu tangieren vermag.

Donnerstag, 8. Juli 2010

mopz wanted: begleiterscheinungen. review

wie schon beim vorgänger zunächst die warnung: bitte nicht vom interpreten-namen dieses albums abschrecken lassen. vor allen dingen dann nicht, wenn dazu die information kommt, dass Mopz Wanted deutschen hiphop macht. singular, genau. denn "Begleiterscheinungen" (pose off records/groove attack) wurde von marius kathol nicht nur geschrieben, sondern komplett im alleingang produziert, aufgenommen und gemischt - wenngleich mit diesmal einer größeren anzahl features. dabei umschifft der ehemalige breaker mit seiner "trippigen", entspannten art die ungeliebten klischees des genres einmal mehr recht elegant. und findet einen ziemlich stilsicheren weg zwischen der ironischen distanz von blumentopf sowie den eindringlichen statements eines curse. überhaupt, curse: dessen herangehensweise (und sprachfluss) kommt einem während der gut 50 minuten immer wieder in denn sinn. dabei agiert der protagonist jedoch auch auf seinem vierten album ohne das pseudointelligente predigerwesen des glatzkopfes; diesmal übrigens auch ohne religiöse anspielungen. vielmehr wird besonderes augenmerk auf die dichte atmosphäre der 14 tracks gelegt, welche dadurch in sich schlüssig wirken; und niemals der eindruck entsteht, potentielle single-auskopplungen hätten im visier gestanden. vielleicht auch deswegen, weil in den texten deutlich mehr fragen aufgeworfen, als er antworten bereitgehalten werden. mopz wanted scheint auf der suche - und genau dieser zustand zeichnet "begleiterscheinungen" aus: das material klingt besonders angesichts des egozentrischen weltbildes vieler kollegen einfach sympathisch. die krönung allerdings bildet für mich wie schon beim vorgänger "ein neuer morgen" die neuerliche kollaboration mit der sängerin eylem: genau hier passiert dem mittlerweile in die metropole köln emigrierten künstler nämlich nicht der nahe liegende fehler, in den schlimmen deutschen synthie-soul abzudriften. stattdessen wird das ausgerechnet „heimat“ betitelte stück perfekt in den albumkontext eingebunden. fazit: mopz wanted stellt einen lichtblick am deutschen (untergrund-)hiphop-himmel dar; und hat damit wieder einmal das zeug dazu, auch szenekritische gestalten ins boot zu holen.

Montag, 5. Juli 2010

big boi, sage francis. outc(k)asts of hiphop

ihr abgang mit "idlewild" vor einigen jahren überzeugte mich alles andere als nachhaltig: und auch sonst wurde es ziemlich ruhig um die hiphop-koryphäe outkast. partner andré 3000 trat zwar immer wieder in erscheinung (auf vorliegendem werk durfte er labelrechtlich allerdings nicht ran), während Big Boi eher durch immer neue pseudonyme, business-probleme (siehe oben) sowie durch verschiebung seines release-dates denn durch tatsächlich neue songs von sich reden machte. nun endlich steht "Sir Luscious Left Foot: The Son Of Chico Dusty" (universal) im handel, nach seinem outkast-silberling "speakerboxxx" quasi das erste richtige big boi-solowerk. welches so unkonventionell, unkommerziell wie irgend vorstellbar klingt: unter zuhilfename von soul, elektronik, hiphop, synthiesounds und jeder menge funk (inklusive assistenz von george clinton) kreierte der südstaaten-freak eine art songs, welche lediglich unter zuhilfename einiger features bodenkontakt zu halten scheinen. zum beispiel wirkt "hustle blood" durch die vocals von jamie foxx zumindest etwas greifbarer. ansonsten dominiert kreative kurzweile und die überraschende tatsache, dass mit diesem werk wohl nicht wirklich geld verdient werden wird.
auf einem gänzlich anderen level rangiert dagegen das schaffen von Sage Francis, dessen stilistische nähe zum anticon-kollektiv auf"Li(f)e" (anti/epitaph/indigo) allgegenwärtig bleibt. mit dem fünften album des amerikaners werden einmal mehr genregrenzen ausgelotet; viel wichtiger aber: den gern zitierten stereotypen setzt francis clevere beats, ausgeklügelte produktionen und substanzhaltige lyrics entgegen. ecken und kanten versperren zunächst die sicht auf die zündenden songkonstrukte. beiträge von califone, yann tiersen oder proudzent brian deck beispielsweise erweitern das soundspektrum immens, wenngleich bei aller liebe zu independent-sounds das material immer klar dem hiphop zugeordnet werden kann. in dessen zukunftsweisendster, intelligentester liga wohlgemerkt; denn dort scheint sage francis ohne jede anstrengung zu rangieren. mit seinem charakteristischen flow, politischen texten und der ungewöhnlichen labelheimat unterstreicht "li(f)e" den status des protagonisten als eine art bob dylan seiner zunft. dazu passt auch die "london bridge is falling down"-reminizenz kurz vor schluss. an den phänomenalen vorgänger kann francis zwar nicht ganz anknüpfen; respekt ringt mir aber auch das neue material mühelos ab.

Freitag, 2. Juli 2010

nate57 & necro. rapreviews

alleine durch seine mixtapes sicherte sich der Nate57 ein pensum an aufmerksamkeit, welches dieser tage jenseits großer labelhypes eine wahre seltenheit darstellt. und er darf sich, beflügelt von lobeshymnen aus den reihen von samy deluxe und jan delay, über eine besondere mission freuen: hiphop aus hamburg zurück an die spitze im einheimischen genresound zu führen. wenngleich "Stress Aufm Kiez" (rattos locos) ein anderes kaliber offenbart, als erwährte grand senieur: die 17 tracks atmen den sound der straßen von sankt pauli, auf ironische feinsinnigkeiten oder radiotauglichkeit wird konsequent verzichtet. im ursprünglichen sinne darf man texte und attitüde des gerade einmal zwanzigjährigen wohl als gangsterrap bezeichnen. wozu auch "ehrenkodex" und ein "lexikon der staße" im booklet passen, welche für meine begriffe allerdings arg plakativ wirken. was gut und gerne mit einem völlig anderen background (und alter) meinerseits zu tun haben mag. in jedem fall bleibt das konzept in sich stimmig: alle beiträge, produktionen, features stammen aus dem engsten (familiären) umfeld von nate57. und auch wenn dieses debüt reichlich angriffsfläche bietet: in seiner in vielerlei hinsicht beeindruckenden kompromisslosigkeit verdient es beachtung.

die selbstdefinition des labels muss man sich auf der zunge zergehen lassen: "psycho+logical-records is the most sadistic record label on the planet. we have reached legendary status by dropping non stop consistent hardcore albums in the last 6 years. if you havent heard of us you must be living under a rock, or smoking crack rock, because we run underground hiphop. here is your chance to get to know the sickest fucks on earth." aha. nach tech n9ne und brothe lynch hung nun also der dritte us-amerikanische horrorhiphopper nach einer weile in der versenkung mit neuem material zurück. und Necro braucht keineswegs, wie beim vorgänger "death rap" aus dem jahre 2007, verstärkung aus der metalszene: "Die!" (psycho+logical/groove attack) untermauert auch so den ruf des umstrittenen rappers aus brooklyn als einen echten bösen buben. aufgrund zweier tatsachen setzt sich necro jedenfalls tatsächlich vom großteil seiner mitstreiter ab: zum einen durch seine reichlich blasse hautfarbe; zum anderen aufgrund seiner verbandelung zur hiesigen metalszene. umso bemerkenswerter, dass am ende trotzdem ein klassisches hiphop-album steht, dessen flotter reimstil endlich auch wieder durch etwas massivere produktionen unterstützt wird. wenn es ästhetisch nicht so unpassend klingen würde, könnte man tatsächlich das prädikat "schön" vergeben.

Donnerstag, 1. Juli 2010

the gaslight anthem & bob sinclair. summersounds

mittlerweile auch vom boss geadelt - auf springsteens aktueller dvd "london calling" gibt es gar ein stelldichein der band - treffen sich beim neuen album von The Gaslight Anthem wieder stilsicher songwriterische kunst und schlichtes können. respektive die tatsache, dass durch die adern der bandmitglieder offenbar rock'n'roll, soul und blues gleichermaßen fließen. „American Slang“ (sideonedummy/cargo) überzeugt so einmal mehr mit an sich simplen attributen: unaufdringlich, ehrlich, facettenreich. schon die ersten sekunden des neuen albums machen klar, wohin die reise der vier jungs aus new jersey gehen soll: der titelsong glänzt mit leidenschaft und (ähm) springsteen-refrain, ohne dabei das gespür für punkrock aus den augen zu verlieren. ob eher poppig oder dreckig rockend, melancholisch oder treibend nach vorne: auf album nummer drei passt - wieder - alles zusammen. am ende steht ein ziemlich grandioses werk voller energie, pathos und einer prise nostalgie. übrigens mit dem selben produzententeam und (independent-)label im hintergrund wie bei "the 59 sound". von wegen stadion-ambitionen, also. nach zehn songs ist dann auch wieder schluss. perfekt.
der französische dj Bob Sinclair auf der suche nach neuen herausforderungen: ob "Made In Jamaica" (ministry of sound/warner) jedoch den erhofft großen wurf markiert, darf bezweifelt werden. mit sly & robbie samt ihren reggae-wurzeln fand sinclair zwar einen passenden kollaborationspartner. den er ganz bewusst auswählte: nämlich analog zu seinem vorbild serge gainbourg; der sein dub-album unter ziemlich exakt den gleichen umständen einspielte. ob 2010 daraus ebenfalls ein klassiker entsteht, kann schnell beantwortet werden: weder die shaggy-zusammenarbeit für die erste single "i wanna" überzeugt mit ihrem sterilen hochglanz-reggae-standards. und auch an anderer stelle wird vergessen, akzente zu setzen. "love generation" - passend zur wm wieder aufgelegt - bleibt auch mit neuem rhythmus allenfalls nettes formatradio. und so ergeht es letzten endes dem ganzen dutzen tracks: mal ganz passabel, oft jedoch einfach zu wenig substanziell um zu überzeugen. anyway: als obligatorisch entspanntes sommeralbum bestimmt tauglich... leider gab es davon in diesem jahr auch schon gelungenere.