Dienstag, 27. Januar 2015

louise gold: terra caprice. album & clip

ein neuer stern am indiepop-himmel? zumindest behauptet dies das zugehörige presseinfo. was natürlich auch dessen zweck entspricht. hier zum "selber-meinung-bilden" pressetext, videoclip und weiterführende links. in zeiten der "lügenpresse" ist es hiermit also an der zeit, selbst zu urteilen. viel spaß!

"Welche deutsche Indiepop- Musikerin hat zuletzt Schlagzeilen in Brasilien, Japan, Russland, Südafrika und den USA gemacht? Louise Gold, im August 2014. Die Huffington Post und VICE würdigten ihre spektakuläre Coverversion von John Lennons "Oh my love", für die sie den lunaren Herzschlag von Neil Armstrong und den Sound der Umlaufbahn der Venus als Orchestration verwendete.
"Mein ursprünglicher Plan bestand darin, die Sounds zu einem Instrumental zu verarbeiten, das die aussergewöhnliche Erfahrung von Neil Armstrong, an einem Ort zu sein, an dem noch nie zuvor ein Mensch war, aufgreift. Ich stellte mir vor, daß er ruhig und überwältigt zugleich war. Ein bisschen, wie wenn man verliebt ist und herausfindet, daß diese Gefühle erwidert werden.
Während ich daran arbeitete, ging ich zum Mittagessen und "Oh my love" kam im Radio. Ich hatte den Song schon sehr oft gehört, aber diesmal traf die Zeile "everything is clear in my heart" einen Nerv und mir wurde klar, daß das Lied genau meine Vorstellung von diesem speziellen Gefühl abbildete, das Neil Armstrong gehabt haben muss, als er den Mond einen Moment ganz für sich hatte.“
Golds Faszination für räumliche Weite hatte bereits zur vagen Idee eines Albums zwischen Americana und Indie Pop geführt, so daß die Einladung zum SXSW 2014 zum richtigen Zeitpunkt kam: Louise Gold nutzte die Gelegenheit für einen ausgedehnten Trip durch die westlichen Staaten der USA, um dann eine Weile auf einer Farm ausserhalb von Tucson zu leben, wo sich sich mit Leuten und Pferden anfreundete.
In der Erkundung von Andersartigkeit in einer ähnlichen, aber vollkommen unterschiedlichen Kultur fand sie das Kernthema ihres Albums "Terra Caprice" (motor): Der Roadtrip einer Beobachterin durch den amerikanischen Westen. 



Rückblende:

In der weitläufigen, wenn auch baufälligen ehemaligen Villa des Rittmeisters von Friedrich dem Grossen, in der sie aufwuchs, zeigte Louise Gold bereits in jungen Jahren wenig Neigung, sich dem Ernst des Lebens zu widmen, sondern brachte sich stattdessen das Gitarrespielen bei und hörte immer wieder ihre beiden einzigen Schallplatten: Horses von Patti Smith und The kick inside von Kate Bush.
Mit nicht viel mehr als ihrer eigensinnigen Kultiviertheit und einer Leichtigkeit, die mehr Weltfremdheit als Haltung war, zog sie in den Wirren des Umbruchs der 90er nach Berlin, die Stadt, in der keine Gewissheiten mehr galten.
In jenen Jahren, die konstituierend für Berlin als den Sehnsuchtsort einer globalen Generation waren, eröffnete sie mit Freunden die illegale Tallulah Bar, in der die Stadt unbekümmert ins Morgen tanzte.
Obwohl sie im Herzen Singer- Songwriter blieb, erkundete Louise Gold neue musikalische Räume in anderen künstlerischen Projekten.
Zusammen mit dem Sounddesigner Daniel Dorsch gründete sie das Trip Hop Duo Recorder, nahm eine weithin gefeierte EP auf und spielte hunderte Konzerte in ganz Europa. Sie arbeitete mit FM Einheit und dem Ensemble für Alte Musik Oberhausen an einer Interpretation von Monteverdis Liederzyklus.
Als sie dem Posaunisten und Arrangeur Hans Quarz begegnete gründeten sie die Jazz- in- Cinemascope Kollaboration Louise Gold & the Quarz Orchestra, mit der sie das Album "Debut" aufnahm - auf Band in einem ausschliesslich analog arbeitenden Studio, mit Big Band und ohne Overdubs.

Aufblende
: Terra Caprice
Mit Terra Caprice kehrt Louise Gold in ihr eigentliches Terrain als Singer- Songwriterin zurück , nimmt diesmal allerdings ihre Band und Produzent Guy Sternberg, der unter anderem mit Howe Gelb, Kreidler oder Kraftklub arbeitete, mit auf den Trip.
Terra Caprice meint „Land der Willkür“ und bezieht sich auf Jean-Luc Godards Science Fiction-Film Alphaville. Ähnlich wie dessen Drama reflektiert auch Louise Gold in ihren Songtexten über verhinderte Zwischenmenschlichkeit und unterbrochene Kommunikation. Wie kann man Menschen erreichen, die sich unerreichbar machen? Kann man eigene Emotionen aushalten, wenn sie nicht mehr aufzuhalten sind? Louise Gold ist nicht auf klare Antworten aus, kreiert stattdessen eine Poesie der Assoziationen. Dabei umschifft sie abgegriffene Metaphern, entwirft suggestive Vignetten oder Bildsequenzen statt eines durchgehenden Storyboards. „Ich sehe mich nicht als gradlinige Erzählerin, sondern spiegele lieber Perspektiven und Stimmungen.“
Stets atmosphärisch dicht, wirken die Songs mal nachdenklich-melancholisch, mal unwiderstehlich optimistisch. Beim Schreiben von „Where The Cowboys Will Ride“ hat sich Louise Gold „selbst berauscht“, wie sie lächelnd erklärt. „Delta Baby“ vermittelt in jeder Silbe und Note das neu gewonnene Glück auf dem Rücken der Pferde Arizonas. Manche Perspektivwechsel unterstreicht Gold durch unterschiedliche stimmliche Tonlagen, von klar und hell bis zu beinahe männlich-dunklen Registern. Görenhafte Naivität liegt ihr nicht, energischer Ausdruck hingegen schon, aber stets mit einer gewissen Eleganz. Richtig ruppig werden allenfalls die Gitarren, beispielsweise im Titelstück, das wie eine scharfe Entgegnung auf die absichtsvoll verklärte Kindheitserinnerung „In The Morning There Is Meaning“ folgt.
Louise Gold ist stets auf den Suche nach dem perfekten Popsong. Dabei denkt sie an große Melodien und besondere Harmonien, die starke Gefühle auslösen. Terra Caprice vermittelt eben solche Emotionen, von euphorisch bis nachdenklich, gekleidet in zeitlosen Pop. So ist das Album ein persönliches Statement einer im besten Sinne erwachsenen Songschreiberin.
"

Montag, 26. Januar 2015

lemur: geräusche. review

als "herr von grau" verfolgte benny das hiphop-spielfeld nicht selten im abseits. seit ende 2014 geht es jetzt ohne kollege kraatz, dafür mit neuem künstlernamen und anderem label weiter. als Lemur brachte er es zu einen deal mit kreismusik (u.a. käptn peng). und wandert im gleichen zug konsequenterweise vom abseits des genres direkt ins off: kaum ein fan konventioneller rapmusik ohne hohe toleranzschwelle wird sich mit "Geräusche" (kreismusik/soulfood) über die gesamte distanz so wirklich anfreunden können. aus der anderen perspektive darf sich der ein oder andere derjenigen, welche wie ich um kinderzimmer productions trauern, über zumindest ähnliche elemente freuen. die 14 tracks sind keineswegs zwanghaft auf abstrakt getrimmt, taumeln im charakteristischen slo-mo-flow aber wunderbar neben der spur. und wenn benny im opener "der anfang vom ende" erzählt wie sehr er von der daueranspruchshaltung im rap an ihn genervt ist, schließt sich der kreis mit der finalen "befehlskette": wer im refrain "was ist mit den tomaten passiert / passierte tomaten" in der endlosschleife raushaut, macht sich wohl nicht so viel aus der erwartungshaltung anderer. hiphop, elektro, gitarrenläufe - lemur macht sein ding. wobei man ihm aktuell auch auf bühnen zugucken kann.

tourdaten
29.01.15 Berlin — Badehaus Szimpla --Record Release Konzert
30.01.15 Hamburg — Übel und Gefährlich --Record Release Konzert
28.02.15 Duisburg — Grammatikoff
02.03.15 Jena — Café Wagner
03.03.15 Dresden — GrooveStation
04.03.15 Nürnberg — MUZ
05.03.15 Reutlingen — franz.k.
06.03.15 Schaffhausen (CH) — taptap
07.03.15 Zürich (CH) — Helsinki
08.03.15 München — Milla
10.03.15 Aachen — Musikbunker
11.03.15 Wiesbaden — Schlachthof
12.03.15 Hannover — Bei Chéz Heinz
13.03.15 Rostock — JAZ
14.03.15 Kiel — Detail


Samstag, 24. Januar 2015

marilyn manson: the pale emperor. review

so ein leben als schockrocker ist im jahr 2015 nicht gerade einfacher geworden: alice cooper, kiss oder ozzy osbourne drohen karrikaturen ihrer selbst zu werden, und wenn Marilyn Manson dieses genre einmal reanimiert haben mag, fristet er zumindest hierzulande derzeit ein schattendasein. kein doofer schachzug also, sich mit seinem jünst erschienenen neuen werk "The Pale Emperor" (universal music) am jahr 1998 zu orientieren. damals erschien mit "mechanimal animals" sein bestes, vor allem aber musikalisch relevantestes werk. denn es ging nicht lediglich um effekthascherei, sondern um wirkliche songs. genau dies möchten die neuen tracks auch sein. der opener "killing strangers" wäre abseits der samples ein ganz normaler, treibender rocksong. mit dem restlichen dutzden tracks sieht es kaum anders aus. allein, etwas weniger simpel und auf den punkt, dafür atmosphärisch dichter hätte ich mir das ganze gewünscht. mag sein, dass 2015 weder der schockmoment noch die qualität der musik für übermäßige aufmerksamkeit sorgen werden. objektiv muss man aber konstatieren: schlecht ist dieses album wahrlich nicht.

tracklist 
01. Killing Strangers
02. Deep Six
03. Third Day Of A Seven Day Binge
04. The Mephistopheles Of Los Angeles
05. Warship My Wreck
06. Slave Only Dreams To Be King
07. The Devil Beneath My Feet
08. Birds Of Hell Awaiting
09. Cupid Carries A Gun
10. Odds Of Even
11. Day 3
12. Fated, Faithful, Fatal
13. Fall Of The House Of Death