Samstag, 30. Januar 2010

moneen: the world i want to leave behind. review

als wäre über dieses genre noch nicht erschöpfend berichtet worden... doch es passiert tatsächlich immer noch gar nicht so selten, dass eine band zwischen emorock und postcore akzente setzen kann. was Moneen bereits in der vergangenheit gelang. für manche so eindrucksvoll, dass sie dem neuen longplayer mistrauten. dabei wählten die kanadier für "The World I Want To Leave Behind" (dine alone/soulfood) vor allem einen etwas anderen zugang. pop war offenbar erlaubt beim kreieren der zwölf songs, harmonien sollten die basis prägen. zumindest bei einem teil davon ("believe"). doch das ergebnis klingt niemals so flach, dass es gefährlich werden könnte. dafür sorgt schon die ausgezeichnete gitarrenarbeit, welche dem material eine souverän barsche kante verleiht ("the long count"); selbst wenn die beiden gitarristen bzw. sänger chris hughes und kenny bridges tatsächlich einmal ins schmachten kommen. ein verb, das in einigen balladesken momenten keine übertreibung darstellt. und all jenen, welche an "the red tree" vor allem die überlegte energie schätzten, etwas quer im magen liegen könnte. doch aus überlegter energie wurden diesmal überlegte, jedoch niemals klischeebeladene songs, die über eine (für das genre nicht selbstverständliche) langzeitwirkung verfügen. david bottrill sorgte schließlich für einen adäquaten, sehr dynmaischen sound, der die "neuen" moneen perfekt in szene setzt. fazit: sollte sich diese art musik tatsächlich in kürze komplett erschöpfen... diese vier herren haben durch ihre überzeugende kurskorrektur klug vorgesorgt.

Mittwoch, 27. Januar 2010

bestandsaufnahme. 01/10

mit einer eiligen internetrecherche landet man im falle Gigi unverhofft bei dem unsäglichen italienischen produzenten, welcher uns seinerzeit unsterbliche hymnen wie „bla bla bla“ bescherte... tatsächlich verbirgt sich hinter dem namen mit colin stewart ebenfalls ein produzent (u.a. von black mountain) aus vancouver, british columbia - sowie sein befreundeter singer-songwriter kollege nick krgovich. die beide mit "Maintenant" (tomlab) hoffnungslos in der vergangenheit hängen geblieben sind. aufgenommen mit analogem, antiquierten geräten war ganz klar der sound eines phil spector die inspirationsquelle für ein projekt, welches binnen der letzten drei jahre einen feinen kreis an unterstützern finden konnte: darunter auch quasi-bekanntheiten wie owen pallett von final fantasy. dass das ergebnis insgesamt doch eher unspektakulär wirkt, liegt an der natur der sache: Gigi wollen mit ihrem pop nicht aufrühren, sondern gefallen. und das gelingt ihnen entzückend vielseitig, so wie beispielsweise im beschwingten "one woman show", welches einer reihe an herzrührigen songs folgt. und genau diese kurzweiligkeit schafft es gemeinsam mit der charmanten atmosphäre, über die kleinen schwächen im songwriting hinwegzutrösten. schön.

der mediale "next-big-thing"-pokal geht in diesem monat zur abwechslung jedoch einmal nicht ins vereinte königreich, sondern über den großen teich nach los angeles: dort haben sich fünf junge herren aus dem fundus dessen bedient, was in jüngster zeit andere indie-durchstarter aus der pophistorie gefiltert haben. als da wären: post-punk, afro-beat und ein songverständnis, wie man es von den klassikern der rockhistorie kennt. die Local Natives werden somit völlig zu recht hoch gehandelt. "Gorilla Manor" (infectious/pias) dürfte nämlich - kalkuliert oder nicht - die käuferschichten von vampire weekend über die fleet foxes bis hin zu arcade fire ansprechen. und wenn sich die band zu beginn von "airplanes" offenbar selbst ausbuht, mag man nicht glauben dass sie derartigen urteilen bereits ausgesetzt war. denn das einzige, was man an diesem debüt kritisieren könnte wäre doch, dass man bei allen exquisiten referenzen die individualität etwas aus dem blick verloren hat. doch das selbstbewusstsein dazu sollten sich die local natives rechtzeitig zum nachfolger erworben haben! bis dahin bleibt immerhin ein bemerkenswertes debüt mit der gewissheit, dass dessen erschaffer noch einiges zu sagen haben werden.


ihre ep wurde im heimischen wg-wohnzimmer aufgenommen und für umsonst im internet vertrieben. nun legen Talking To Turtles aus rostock und leipzig und berlin und jena (die informationslage ist diesbezüglich eher vage...) ihr reguläres debütalbum vor. "Monologue" (devilduck/indigo) erscheint im schönen digipak und es beruhigt mich zu hören, dass die musik von t.t.t. hiermit auch in physische form gegossen wurde. die andernorts zu lesenden notwist-vergleiche will ich den behutsam vorgetragenen stücken aber nicht attestieren: die akustischen indie-folk-popsongs gefallen vielmehr im lo-fi-gerüst, untermalt von unaufdringlichen keyboard-klängen; geprägt werden die zwei handvoll kompositionen von der meist fragilen, manchmal aufbrausenden, dabei immer charismatischen stimme von florian sievers. und weil der eigene name gar so sehr aufhorchen lässt: bei wikipedia steht zum thema schilkröten, mit welchen sich die band ja wohl so gut verständigen kann "(...) die anpassungsfähigkeit der schildkröten hat ihr fortbestehen bis in die heutige zeit sichern können." das passt auch auf "monologue", ohne es böse zu meinen: mit diesem start und etwas durchhaltevermögen sollte die art bis auf weiteres gesichert sein. insofern also eine feine idee von devilduck's jörg, in diese symathischen newcomer zu "investieren".

Montag, 25. Januar 2010

the jeffrey lee pierce sessions project: we are only riders. review

würde dieser huldigung an den gun club sänger den üblichen "featuring-"sticker mit den renommierten gästen bzw. beteiligten auf der frontseite des albums kleben haben... das atmosphärische coverphoto wäre wohl nicht mehr zu sehen. denn was sich für das The Jeffrey Lee Pierce Sessions Project versammelt hat, macht den besonderen kultstatus der formation mehr als deutlich. und vorliegende 16-song-hommage versetzt das rührige glitterhouse label zu recht in verzückung: "dieses album ist ein wunder" schreibt man über "We Are Only Riders" (glitterhouse/indigo). und das trifft gleich aus mehreren gründen zu. es beginnt schon mit der tatsache, dass pierce' freund cypress grove alias tony chmelik beim aufräumen ein tape mit songs von ihm in einer box auf seinem dachboden ausgegraben hat. der musikalische inhalt präsentierte sich zwar in zu bescheidener soundqualität, als dass man ihn veröffentlichen hätte könnten. doch grund genug für grove, seinem illustren freundeskreis davon zu erzählen. so fand sich das sessions project zusammen, welches nur einem zweck gelten sollte: die lange verschollenen aufnahmen mit leben im geiste ihres erfinders zu füllen. und da hört man nun eine debby harry, die "lucky jim" (dem einzig veröffentlichten song hier) so beschwörend in szene setzt, wie man es sich für ihre eigene band in der letzten dekade immer gewünscht hat. nicht nur sie zählt den gun club zu ihren alltime favoriten (was umgekehrt übrigens auch für die leidenschaft des sängers und gitarristen für blondie galt). mit u.a. nick cave, barry adamson und mark lanegan fanden sich zudem frühere kollaborationspartner von pierce zusammen, die auf dieser huldigung einige der highlights setzen. im zentrum steht wohl der track "ramblin' mind", der gleich in drei grundverschiedenen varianten eingespielt wurde. wobei die kuriosen interpretationen der originalaufnahmen am deutlichsten in "free to walk" werden: die raveonettes zerrütten die paar akkorde in ihrer distortion-shoegaze-manier; während mark lanegan & isobel campbell bzw. nick cave & debbie harry (!) beinahe zärtlich-finstere balladen daraus kreieren. desweiteren dabei: lydia lunch, dave alvin, johnny dowd, the sadies und viele andere. mein highlight: david eugene edwards, der gemeinsam mit crippled black phoenix "just like a mexican love" zu einem 16 horsepower-artigen par force-ritt macht. im krassen gegensetz zu den zahllosen, oft lieblosen halboffizielle gun club-veröffentlichungen glänzt dieses werk nicht nur durch eine tolle idee und die faszinierende liste an beteiligten, sondern vor allem durch die ehrliche hingabe, mit welcher den songskizzen eines außergewöhnlichen künstlers leben eingehaucht wurde.

Samstag, 23. Januar 2010

still believe? h.c. bestandsaufnahme 01/10

ihr debüt "can't kill what's inside" wurde hierzulande via swell creek veröffentlich, fand aber lediglich anerkennung von aufmerksamen verfolgern der niederländischen hardcore-szene. dabei belebten All For Nothing nicht nur herzerwärmend die alte schule - sie haben am mikrofon mit cindy van der heijden vor allem eine frontfrau, welche (entgegen der gängigen genre-praxis) auch nach frau klingt. wenngleich nach einer ziemlich angepissten. auch bei ihrem zweiten longplayer "Miles And Memories" (gsr records/cargo) kokketieren die fünf mit dieser tatsache erfreulicherweise zu keiner sekunde. stattdessen konzentriert man sich auf ein dutzend intensiver songs, für einen derer ("overhoul") man sogar comeback kid andrew neufeld gewinnen konnte. doch auch ohne derart große namen bleibt zwar wenig origineller, dafür ehrlicher und ebenso treibender wie intensiver hardcore-punk. für anhänger selbigen könnten all for nothing jedenfalls einer offenbarung gleichkommen. the rotterdam-posse is right at hand!
im titel ihres debüt behaupten Left Me Breathless, sie wären arg rückgebildet... was auch immer das heißen mag. denn in der guten halben stunde prescht man ziemlich direkt nach vorne - "We Are So Atrophic" (ampire records) vereint in neun songs chaotische elemente in der tradition von converge mit thrashmetal-gebollere und new school-moshparts. woraus man tatsächlich einen ziemlich packenden sound kreiert, der lediglich noch etwas transparenter hätte klingen dürfen. schön dagegen, dass die herren aus frankfurt am main bei aller komplexität immer wieder eingängige passagen einbauen. denn selbst wenn man mancherorts noch etwas zu viel gewollt hat: ein funken wiedererkennungswert bleibt immer. was für die ganze platte gilt... ich bin gespannt was nach diesem gelungenen start noch so folgt!
positiv, aber nicht straight edge: nach einer netten demo-cd melden sich Positive Strike aus dem ruhrgebiet mit einem vollwertigen longplayer - was in diesem fall 15 tracks in gut 20 minuten heißt - zurück. "Positive Strike" (horror business/new music) präsentieren die herren einmal mehr mit einem augenzwinkern. und das sicher nicht so ausgeklügelt wie beispielsweise bei good clean fun (und auch mit deutlich höherem skate/thrash-anteil), dafür mit gleichermaßen überzeugendem musikliaschen inhalt. tracks wie "do you care" verbreiten mit ihrem simplen und spröden charme gute laune und erinnern an die früh- bzw. glanzphase des genres. dazu passen dann gleich noch artwork und der sound des bandeigenen studios. da hat der dave von horrorbiz einmal mehr seinen guten geschmack bewiesen! die straßen von berlin befördern einmal mehr eine band ans tageslicht, deren durchaus progessiver sound nicht so wirklich in irgendwelche schubladen passen will. Unsoul pendeln zwischen (für einen einstand) superb produzierter frickelei, deathmetal und synthie-elementen... und hinterlassen mit "Magnetic Mountain" (setalight records) einen wirklich eigenwilligen eindruck. die zwölf songs stecken zwar voller ideen, man schafft es aber bisweilen immer wieder, diese - wie im hymnischen "way less space" - in funktionierende songs zu lenken. dazu tragen einige beinahe schon humoristisch-tanzbare parts bei; und der für meine begriffe zwar nicht sonderlich innovative, jedoch zweckmäßige grunzgesang in dark tranquillity-manier. am ende entsteht ein unglaublich vielfältiges gesamtwerk, das zu "erarbeiten" selten so viel spaß gemacht hat. oder auch: genregrenzensprengender wahnsinn, der mich baff zurück lässt.

Dienstag, 19. Januar 2010

minor majority: either way i think you know. review & tour

von jahr zu jahr füllen sich bei uns die clubs, in denen Minor Majority ihre melancholischen popsongs vortragen. mittlerweile längst nicht mehr allein in ihrer heimat norwegen, sondern auch bei uns. das passiert nicht ohne grund: ihr label hierzulande, strange ways records, glaubt an die band; so sorgte man u.a. mit re-releases und einer schönen compilation ("candy store") für öffentlichkeit... nicht zuletzt aber bleiben es die unwiderstehlichen kompositionen, die den zuhörerkreis konsequent erweitern. und es würde mich nicht wundern, wenn sich der erfolg mit dem neuen longplayer "Either Way I Think You Know" (strange ways/indigo) fortsetzt. obgleich dieser wieder einmal erst mit reichlich verspätung (und anderem coverartwork) in die deutschen läden findet. kreativkopf pål angelskår ließ seine mitstreiter musikalisch mehr und mehr zu einer richtigen band wachsen, gibt immer öfter auch einmal verantwortung in den arrangements ab. was sich in einigen der rockigsten elemente bisher bemerken lässt. dennoch bleiben es die warmen, dezent folkig angehauchten americana-klänge (... für deren songwriting sich angelskar weiterhin alleinverantwortlich zeichnet). vielleicht gelangen ihm diesmal nicht ganz so viele große momente wie auf dem direkten vorgänger. ein äußerst charmanter grenzgänger zwischen bezaubernder harmonien und dezentem pathos entstand mit "either way i think you know" jedoch allemal. wir sehen uns im februar, im vermutlich ausverkauften knust...

18.02.2010 Hamburg
19.02.2010 Bremen
20.02.2010 Marburg
21.02.2010 Köln
22.02.2010 Frankfurt a M
23.02.2010 Erlangen
24.02.2010 München

25.02.2010 Halle/Saale
26.02.2010 Berlin
27.02.2010 Münster

Montag, 18. Januar 2010

walter schreifels. neues album

diese meldung ist so schön und so neu, dass wir einfach mal die komplette info von labelchef frederic zitieren...:
"Wir sind stolz, für das kommende Frühjahr die Veröffentlichung des Soloalbums von Walter Schreifels auf Arctic Rodeo Recordings ankündigen zu dürfen. Das ehemalige Bandmitglied von Quicksand, Gorilla Biscuits und Youth Of Today ist derzeit wieder als Frontmann von Rival Schools aktiv und hat außerdem mittlerweile sein erstes Soloalbum mit dem vielversprechenden Titel "An Open Letter To The Scene" fertiggestellt."An Open Letter To The Scene" wird zehn Tracks beinhalten, darunter zwei mit "Society Sucker" von Agnostic Front und "Don't Got To Prove It" zwei Coversionen. Letzteren Song hatte Walter Schreifels seinerzeit für das Debütalbum seiner Freunde von CIV geschrieben und produziert. Das Album werden wir auf CD und LP veröffentlichen."
weitere infos folgen – und zwar bald!

Samstag, 16. Januar 2010

disko und dekonstruktivismus. elektronikreviews

Le Peuple De L'Herbe gingen bereits vor gut zehn jahren mit ihrem debüt an den start; breitere öffentlichkeit bzw. regelrechten kultstatus erlangten sie doch kurze zeit später durch die soundtrackbeiträge zu virgine despentes' umstrittenen film "baise moi". der neue longplayer "Tilt" (discograph/rough trade) zeigt die franzosen nun tatsächlich auf dem kreativen zenit: breakbeatdurchtränkte elektronika, (post-)rock sowie hiphop-elemente werden zu einem explosiven soundcocktail gemischt, dessen hitpotential weder auf tonträger noch auf bühnen unterschätzt werden darf. apropos: das neue material klingt dank einer reihe "richtiger" instrumente organischer denn je. was auf der kehrseite dazu beiträgt, dass einige elemente in rage against the machine-manier die späten neunziger reanimieren. über weite teile bleibt das mit mehr samples als wirklichen vocals ausgestattete material jedoch überaus eigenwillig - nicht zuletzt, weil die digitalen basics u.a. durch bigband-beiträge aufgemotzt werden... in eine wesentlich straightere richtung steuern die norweger Lindstrøm & Christabelle mit ihrem gemeinsamen album. reichlich disco und noch mehr pop sollten "Real Life Is No Cool" (small town super sound/alive) eine breit gefächerte publikumswirksamkeit eröffnen. das duo steht mit der "mann = produzent, frau = sängerin" in der tradition von acts wie moloko und lamb, visiert jedoch noch unumwundener die tanzflächen an. überdreht, harmonieverliebt und dennoch mit einer verwegenen coolness ausgestattet, präsentieren sich die zehn teils knackig kurzen tracks mit einem bein in soul und funk der achtziger jahre, das andere in dem verständnis kontemporärer elektronikproduzenten. viel planung steckt offenbar nicht in der kollaboration: christabelle silje isabelle birgitta sandoo steckte hans-peter lindstrøm ihre vocals zu, der selbige gnadenlos be- bzw. verarbeitete und mit einem funktionalen beatkonzept versah... umso überraschender, als das ergebnis weder unterkühlt noch irgendwie stumpf klingt - sondern sich als reichlich erfrischendes, durchaus kluges clubalbum entpuppt. und: zwei unter anderem als produzenten tätige japaner (dj kou-g und masaya fantasista) sowie ein vertreter der londoner broken beat-szene (simbad) firmieren unter der banner Tettorybad. und basteln sich mit "Unite" (sunshine enterprises/groove attack) ein heimeliges sounduniversum, das zwar auf bewährte zutaten zurückgreift. jedoch nicht allein durch ein paar asiatische sound- und vocal-einflüsse dezent exotisch wirkt. oft klopfen auch hier soul, funk und afro-beat an; leider eher selten hört man unter den elf tracks derart gut gemachten hiphop wie in dem - mit reichlich zitaten ausgestatteten - "don't push me" (featuring dem londoner rapper ty) oder dem auf einem funky gitarrenlick basierenden "galaxy". zumeist sind es broken beat, house und nu jazz, welche hier eine fusion eingehen. die klingt insgesamt zwar eher spacig als futuristisch, vor allem aber immer wunderbar warm. mindestens nett.

Donnerstag, 14. Januar 2010

brendan adams. wunderbare gratis ep

das wunderbare brendan adams trio aus südafrika verschenkt auf seiner homepage eine 3-track-ep inklusive cover als kostenlosen download. wir freuen uns darüber mindestens genauso wie auf die ankündigung, dass der singer-songwriter im frühjahr sein neues album "better days" veröffentlichen wird. mehr dazu in kürze auf diesen seiten...

Mittwoch, 13. Januar 2010

astrosoniq & todd. spacerock & noiserock

the answer, fu manchu oder monster magnet... riffbetonter rock befand sich über all die jahre zumeist in ausgezeichneter verfassung. am leben gehalten immer wieder von fähigen bands, die am rechten fleck (a.k.a. black sabbath, led zeppelin) wurzeln geschlagen haben, in ihren verästelungen jedoch oftmals wildwuchs fabrizierten. wozu seit einer ganzen dekade auch Astrosoniq gehören. die niederländer agierten abseits ihrer heimat oder kennerkreisen zwar eher unter dem radar. für das neue album vereinte man sich nun aber mit deutschlands nummer-eins-adresse für neben-der-spur-rock, exile on mainstream records. wobei "Quadrant" (exile on mainstream) im entsprechenden labelrepertoire beinahe schon konventionell wirkt. oder, anders formuliert: ein direktes hitpotential aufweist, wie man es bei derartigen spacerock-trips selten zu hören bekommt. denn zwischen grenzen sprengen und rock-abschlussklasse scheint hier alles möglich. zum beispiel angesichts der außerordentlich genialen idee (und umsetzung) hinter dem track "zero", der im mashup-style von astrosoniq und den stone-grungern von zeus gleichzeitig (!) eingespielt wurde...
Todd und zerstörung, die dritte. die erbarmungslosen noiserock-attacken "purity pledge" und "comes to your house" wurden seinerzeit schon allein durch die derben weirdo-vocals von ex-hammerhead frontmann craig clause zum unikat. dazu kamen aber noch markerschütternde, (tief)ver(ge)stimmte, übersteuerte gitarrenriffs und ein mal schleppender, mal treibender und meist ziemlich kaputter groove. das ganze resultierte schließlich in ehrfurchtsgebietender musikalischer intensität, die zwar alles andere als leicht zu verdauen war, im richtigen moment aber leben retten konnte. nach dem hörgenuss (sic!) jedenfalls schienen weltliche probleme nicht mehr so relevant, angesichts des schmerzes, der wut, der verzweiflung oder des skurrilen spaßes, der todd antrieb. die alten herren des destructo-rock haben sich nun für "Big Ripper" (riot season/cargo) sogar noch einmal der maxime des "schneller-lauter-chaotischer" unterworfen und rotzen in bislang ungehörter, irrsinniger konsequenz aus den boxen. was gitarre und schlagzeug in tracks wie "julie b" abziehen, ist nervenzerfetzend brutaler, übersteuerter wahnsinn, der mit sprichwörtlichem ach und krach an der grenze des hörbaren entlang schrammt. die kombination aus gaga-vocals und avantgardistischen intermezzos jedenfalls sucht im rock-kontext ihresgleichen. fazit: "big ripper" hievt den in letzter zeit etwas verschollenen amphetamine reptile-sound mit berstender energie zurück ins rampenlicht des hier und jetzt. für fans von damals (z.B. unsane, jesus lizard etc.) wie heute lautet die devise daher: mit diesem seltsam zeitlosen statement der ungetrübten noise-lehre lässt sich rocken bis die ohren bluten... und ich bin mir jetzt gar nicht mehr so sicher, ob das nur eine metapher ist.

Freitag, 8. Januar 2010

the bear quartet: 89. review

The Bear Quartet gehören zu dem überraschend kleinen teil der schwedischen independent-szene, der es zwar in der heimat zu größeren erfolgen brachte, außerhalb skandinavischer gefilde aber noch nicht wirklich in erscheinung treten konnte. und das trotz einer bald 20-jährigen geschichte, in welcher man es zu einem sack voller eps und alben sowie vorbildcharakter für einige kommerziell deutlich erfolgreichere formationen schaffte. umso schöner, dass dank des schwedischen indie-labels adrian recordings bzw. des alive-vertriebs die musik des bear quartet fünf jahre nach dem vorgänger "angry brigade" zum zweiten mal auch wieder bei uns verfügbar gemacht wird. ihr aktuelles werk "89" (adrian recordings/alive) steuert musikalisch allerdings rigoros in ungewohnte gefilde. waren bislang die landsmänner von isolation years bis starmarket referenzpunkte, so zeigen sich die zehn neuen track spöde wie nie: krautrock, afrobeat und noiseeskapaden halten einzug, wo vormals heimelige melancholie stand. das verstört auf anhieb ziemlich... was relativ exkat die intention des fünfers aus lulea gewesen sein dürfte. ist die enttäuschung über eine erhoffte herbst-/winterplatte allerdings erstmal überwunden, muss man die sperrige größe dieser versponnenen platte - nicht zuletzt zu einem so späten punkt in der bandkarriere - einfach nur respektieren. schon deshalb, weil sich im verborgenen eben doch sehr wohl funktionierende songs verstecken.

Mittwoch, 6. Januar 2010

che sudaka: tudo e possible. review & tour

auch oder gerade weil das wetter in diesem januar natürlich so gar nicht südländisch aussehen mag, lässt sich problemlos zugang zum neuen album von Che Sudaka finden; einem kollektiv argentinischer und kolumbianischer musiker mit neuer heimat spanien. und das ganze nicht deswegen, weil deren sound sonderlich konventionell wäre. sondern schlichtweg aus dem grund, weil die hiesige musikkultur durch manu chao bzw. mano negra (welche eine enge freundschaft mit che sudaka verbindet) - gott sei dank - an derartige stilistische cocktails schon gewöhnt ist. tanzbar, poppig, teils elektronisch transportiert "Tude E Possible" (kasba music/galileo) mit exkursen in reggae, elektro und punk in etwa die bewusst unbeschwerte lebensfreude, welche dereinst "clandestino" so erfolgreich machte. in kombination mit der multinationalen besetzung sowie politisch wie gesellschaftlich motivierten texten entsteht so ein faszinierend buntes werk mit südamerikanischen wurzeln sowie jeder menge westlicher einsprengsel, welches im frühjahr so manches fest nicht nur in den straßen barcelonas beschallen dürfte. bei uns stehen che sudaka sogar noch vorher wieder auf der bühne:

20.01.2010 Regensburg Alte Mälzerei
21.01.2010 Reutlingen Franz K
22.01.2010 Karlsruhe Substage
23.01.2010 Kaiserslautern Kammgarn
10.02.2010 Bochum Bahnhof Langendreer
11.02.2010 Hamburg Fabrik
12.02.2010 Lübeck Treibsand
23.02.2010 Leipzig Absturz
24.02.2010 Bremen Lagerhaus
25.02.2010 Berlin SO36
26.02.2010 Jena Kassablanca
27.02.2010 Heidelberg Halle 02
28.02.2010 Nürnberg Hirsch

zur visualisierung liegt dem durch und durch empfehlenswerten neuen album übrigens außerdem (wie schon beim gleichermaßen gelungenen vorgänger "mirando el mundo al reves") eine dvd inklusive dokumentation, clips sowie live-mitschnitten bei.

Sonntag, 3. Januar 2010

adam arcuragi: i am become joy. review

"I Am Become Joy" (high two/rewika/alive) klingt nicht nur nach einem reichlich euphorischen titel. die musik von Adam Arcuragi, obgleich dem singer-songwriter-genre zuzuordnen, lässt sich tatsächlich nicht auf schwermut und songs über verflossene liebe limitieren. americana, folk und auch rock mischen bei den elf stücken mit, die ihre wurzeln wohl am ehesten im alternativen country behaupten. bereits im opener "she comes to me" wird die slide-gitarre beispielsweise von ein paar bläsern in den ohrwurm-refrain beflügelt. in "math" tauchen dann bereits handclaps auf - doch was sich hier vielleicht wie flache stimmungsmache liest, entpuppt sich als ein durchaus charmanter popsong. wer da vorsichtig an adam green denkt, wird spätestens mit "people and private music" bestätigt. "the lupine chorale society under the direction of adam arcuragi accompanying himself on guitar with voice present to you with song and singing i am become joy", so der komplette titel des zweitwerks des aus pennsylvania stammenden protagonisten, trifft gerade zur mitte traditionellere, leider auch konventionellere töne. und überhaupt: die ganz große tiefe verbirgt sich hinter den elf songs, vor allem in der zweiten hälfte des albums, bei genauerem hinhören nicht. für ein vorübergehendes herzerwärmen, vielleicht auch für ein zufriedenes lächeln, taugt das werk jedoch allemal.