Montag, 26. April 2010

knyphausen/schreifels. die haben namen

der wunderbare sampler "the sound of bronkow" bescherte mir vor jahren den ersten kontakt mit der musik von Gisbert Zu Knyphausen. welcher es durch sein debütalbum, ein paar singles, unzählige liveshows und die richtigen kontakte zu respektabler bekanntheit brachte. der nach hamburg emigrierte rheingauer steht auch auf den elf neuen songs mit einem fuß im pathos, mit dem anderen in erdigem singer-songwriter-rock. nicht nur deswegen bließ knyphausen schon einiger gegenwind ins gesicht. denn wenngleich die zeichen für deutschsprachige popmusik selten günstiger standen als heute: im falschen augeblick mag sich der herr mit dem auffälligen alter ego lyrisch wie musikalisch etwas zu spektakulär in seiner melancholie suhlen. ein vorwurf, dem er offensiv begegnet: "ich bin freund von klischees und funkelnden sternen" heißt einer der schönsten lieder des neuen albums. was trotz zahlreicher großartiger textlicher identifikationsvorlagen sicherlich nicht nur auf gegenliebe stößt. doch seine wunderbare, vierköpfige band unterstützt den sänger und gitarristen immer dann, wenn es eng zu werden droht. neuerdings bzw. gleich im opener "hey" wird der sound dann auch einmal etwas rauher. vor allem aber kann er mit "Hurra! Hurra! So Nicht!" (pias/rough trade) noch näher zu den ganz großen des genres aufschließen. womit ausdrücklich nicht (nur) reihard mey gemeint ist; denn was wir hier haben ist die beste deutschsprachige popplatte seit "sylt". nicht nur wegen der wunderbaren abrechnung mit "melancholie".

gorilla biscuits, youth of today, civ, quicksand, rival schools, walking concert - zumindest alle frühen stationen der karriere von Walter Schreifels waren gleichermaßen für die entwicklung der hardcore-szene bedeutsam, wie das schaffen des protagonisten meinen eigenen musikalischen werdegang begleitete. das soll gar nicht arrogant klingen. aber es macht doch spaß, das gefühl zu haben, als anhänger eines musikers mit ihm alt zu werden. die neueste haltestelle heißt nun "An Open Letter To The Scene" (arctic rodeo/alive), erscheint unter eigenem namen - und das überraschungsmoment findet wieder ganz auf der seite von schreifels statt. der nämlich scheint zunehmend einen ähnlichen weg einzuschlagen, wie sein kollege jonah matranga. also weg vom hardcore der anfangstage (bei matranga: far), hin zu poppigeren sounds (new end original, respektive rival schools), bis man schließlich bei den wurzeln des rocks, der singer-songwriter kunst, ankam. im falle matranga waren das neben one line drawing veröffentlichungen unter eigenem namen; schreifels äquivalent lautet eben walking concert... oder schlicht: schreifels. so zieht er durch die lande und empfiehlt sich mit genügsam arrangierten pop-nummern - übrigens auf bühne wie auf platte unter völligem verziehcht auf wehleidige (pseudo-)melancholie. stattdessen wird im titeltrack ein klassiker von warzone zitiert, an anderer stelle werden augenzwinkernde samples eingestreut. außerdem erwähnenswert: das wunderschöne "wild pandas". es stimmt: dieser musiker hat auch jahre nach seiner stilprägenden anfangszeit und in offenbar ganz anderen genre-zusammenhängen seine daseinsberechtigung. in jedem fall als songwriter; aber eben auch als charismatischer sänger.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

voice your opinion. bitte.