Dienstag, 3. November 2009

die schönen und das biest. ladylike

beginnen wir doch gleich mit der interessantesten, der dunklen seite dieses beitrags: Emily Jane White, deren famoses debüt "dark undercoat" in den letzten monaten stück für stück zur verdienten aufmerksamkeit kam, veröffentlicht ihr zweites album. und "Victorian America" (talitres/rough trade) zeigt sich zwar opulenter instrumentiert - der tragische, beinahe morbide beigeschmack bleibt ihren kompositionen dennoch haften. ein glücksfall, denn so bestellt sie auf stücken wie dem versponnenen "stairs" im morast zwischen folk und singer-songwriter-dasein ihr ganz eigenes feld. dessen erträge diesmal eben etwas weniger fragmentarisch ausfallen. dafür bleiben es die textlichen abgünde, welche die inhalte für die zwölf stücke bilden. welche wahlweise natürlich durch gitarre oder piano sowie white's beherrschter erzähl-/singstimme zum leben erweckt werden. und dass die frau aus dem kalifornischen fort bragg ihren nachnamen zu unrecht trägt, wird spätestens mit dem tiefschwarzen finale "ghost of a horse" untermauert. gleichzeitig übrigens dem besten beispiel dafür, wie songdienlich hier das novum streicher eingesetzt wird. "victorian america" zieht mich von anfang bis ende in seinen bann und sollte - nein: muss - den klammheimlichen siegeszug von emily jane white erfolgreich fortsetzen. im falle Randi Tytingvag setzt das infoschreiben dagegen zu recht auf deren expressionistische züge. und tatsächlich zeigt "Red" (ozella music/galileo) eine selbstbewusste künstlerin, deren herangehensweise erfolgreich zahme downbeat-momente mit intelligenter takt-akrobatik verbindet. die norwegerin, die in der einheimischen musikszene bereits reichlich anhänger fand (von welchen hier auch mehrere zu hören sind), legt mit ihrem zweitwerk ein hochkarätiges album vor, das ganz selbstverständlich mit genregrenzen spielt. mag die quintessenz auf jazz basieren, räumt dieser das feld wenn nötig für folk, avantgarde, chanson sowie südamerikanische (!) rhythmen. frau tytingvag singt und wirkt in ihrer erscheinung dazu so abgeklärt, dass man sie kaum auf das tatsächliche alter von anfang 30 schätzen würde. und respekt sei ihr nicht nur dafür sicher, dass "red" bei all seinen facetten keinerlei brüche enthält. als weitaus einfacher zugänglich denn ihre beiden vorgängerinnen entpuppen sich die ´mal etwas forschen, meist jedoch melancholisch gestimmten balladen von Siri Svegler. die schwedische singer-songwriterin, die auch als schauspielerin erfolge feierte und mittlerweile sogar hierzulande wurzeln geschlagen hat, spielt mit folk- und jazz-zitaten - am ende bleibt das songmaterial auf "Silent Viewer" (compost records) jedoch schlichte popmusik. eine spur zu beliebig vielleicht, um wirklich aufmerksamkeit zu erregen. immerhin: als durchaus kurzweilige, abwechslungsreiche hintergrundmusik in einer stilvollen bar - ob live oder auf platte - kann man sich die elf tracks prima vorstellen.

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