Sonntag, 11. Juli 2010

bestandsaufnahme. 07/2010

Ari Hest und seinen erfolg als reines internetphänomen abzutun, wäre vermessen. zwar wurzeln die songs seines zweitwerkes "Twelve Mondays" (arctic rodeo recordings/alive) auf einer von ihm gestarteten kampagne aus dem jahr 2008. doch was als etappenwerk wochenweise zu über 50 songs führte, wird nun mit dem albumgedanken im hinterkopf zu ende gedacht. denn musikalisch gehört diese platte mit der überarbeiteten essenz jener summe zu den stilsicheren besonderheiten der letzten wochen: auf basis der eher groben skizzen von vor zwei jahren entstanden nun in sich geschlossene, atmosphärisch dichte songjuwelen. welche sich in 37 minuten zu einem großen ganzen zusammenfügen. bemerkenswert bleibt zudem das selbstbewusstsein des schönlings, einen majorvertrag auszuschlagen und sich über eigenregie und indielabels eine besondere kreative existenz aufzubauen. was im spätestens mit dem aktuellen output gelungen sein dürfte.
beinahe zehn jahre hat das mittlerweile wohl endgültig vergriffene, famose debüt von Boxharp mittlerweile auf dem buckel... da erscheint - zumindest für meine wenigkeit ziemlich unerwartet - plötzlich der nachfolger auf dem australischen hidden shoal label. trotz oder wegen der endlos langen verschnaufpause: "The Green" (hidden shoal/import) lullt mich einmal mehr auf einzigartige weise ein. der charakteristische, ambient-trippige alternativecountry verbindet songwriterische tradition mit einem modernen, elektronischen zugang. und bleibt auf diese weise irgendwie zeitlos. was sich nicht nur in der distanz niederschlägt, in welcher das projekt veröffentlicht. das duo scott solter (als produzent u.a. für die mountain goats, okkervil river und superchunk aktiv gewesen) sowie wendy allen (u.a. auch the court and spark) schöpft zudem aus einem guten dutzend befreundeter gastmusiker und bringt überarbeitete versionen von traditionals zu tage. am ende steht - wieder - ein reichlich einzigartiges, leider physisch nur über dem importweg zu beziehendes gesamtkunstwerk.

Tobacco geht hingegen den weg, welchen derzeit ein guter teil des anticon-kreativstabes zu wählen scheint: war der vorgänger dieses alleingangs noch im rap verwurzelt, bekennt sich "Manic Meat" (anticon/indigo) eindeutig zu - wenngleich unkonvetionellen - independentsounds. und dies gewiss nicht nur aufgrund zweier gastauftritte von ikone beck. dessen beiträge auch wesentlich konkreter auszumachen sind, als die vocals von mister tobacco himself. selbige verschwinden nämlich hinter einem berg von effekten. der frontmann von black moth super rainbow präsentiert sich auf den 16 songskizzen in gerade einmal 42 minuten zumeist psychedelisch, immer wieder noisig und lässt dabei doch genügend raum für ein paar poppige hooks. insofern halten sich die unterschiede zu seiner band in grenzen, was zeitgleich zu einer der griffigsten veröffentlichungen auf anticon records führt. das sonstige niveau dieses labels jedoch nicht wirklich zu tangieren vermag.

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