Samstag, 18. Dezember 2010

auf wiedersehen 2010... und sellfish.de

also denn, nun ist es offiziell: ich habe mich (einigermaßen) schweren herzens entschieden, background music in der aktuellen form zum jahresende 2010 einzustellen... ziemlich exakt vor dem zweijährigen jubiläum dieser "division of sellfish". aber, nächste meldung: die gleichen suzidalen gedanken zum gleichen zeitpunkt gelten für unsere "mutter" sellfish.de (sic: übrigens ziemlich exakt zu unserem 10-jährigen jubiläum).

beides hat zum teil private gründe (vaterschaft, you name it), liegt aber auch daran, dass wir derzeit auf einigen anderen feldern aktiv sind und so nicht mehr in der art bei der sache sein können, wie das in der vergangenheit immer der fall war. nach dem motto: "it's better to burn out than to fade away" legen wir unsere tätigkeit bis auf weiteres komplett ad acta.

immerhin: es wird zu beginn 2011 eine passende seite unter www.sellfish.de online stehen, die endlich mit einem funktionierendem archiv unserer gesammelten werke aufwartet. und im frühjahr haben wir zudem eine bekannt ausufernde sellfish-tanzt-abschiedsparty in planung (...pressemeldung folgt). darüberhinaus: da von bösem blut keine spur zu sehen ist, wird eine reunion in dieser oder anderer form ohnehin niemand ausschließen...

und dieser blog? bleibt erstmal bestehen. wird aber weitaus seltener mit content gefüttert (der rss-feed macht jetzt wohl wirklich sinn). und schon gleich gar nicht mehr mit aktuellen albumrezensionen. vielmehr: persönlicher kram inklusive der dafür relevanten platten, die aber schon ein paar jahre auf dem buckel haben dürfen und/oder von der öffentlichkeit bislang gänzlich unbeachtet geblieben sind...

in diesem sinne hoffe ich dann also doch, dass man in der einen oder anderen form voneinander hört und liest. mein dank gilt der musikindustrie dafür, dass ich ein paar der fetten jahre noch miterleben durfte. und nochmehr denjenigen ihrer vertretern, welche auch in den mageren zeiten verständnis dafür hatten, dass die einzige "bezahlung" welche die schreibende zunft in unseren regionen akzeptiert, ein paar reale alben sowie gästelistenplätze+1 waren...


ein famoses jahr 2011 euch allen!

micha sellfish

Mittwoch, 15. Dezember 2010

the end of the beginning is the end

kontinuierliche labelwechsel scheinen bei den schweden von Venerea einfach zum guten ton zu gehören. bisher veröffentlichten die melodicpunks noch jedes album bei einer anderen company und mit "Lean Back In Anger" (concrete jungle/broken silence) hat man nun bei den nürnbergern von concrete jungle angedockt. die können sich nun über ein weiteres hitalbum freuen, denn qualitativ macht den vieren in ihrem genre so schnell niemand etwas vor. die 16 tracks brettern mit stets durchgedrücktem gaspedal aus den boxen und enttäuschen auch in punkto hooklines nicht - die diesmal aber einen zweiten durchlauf benötigen, um richtig zu zünden. mehrstimmige chöre, klassische melodycore-breaks und texte inklusive message heben venerea aus dem durchschnitt hervor. mit diesen trademarks sind sie auch näher an den satanic surfers denn an bands wie millencolin. so lassen sich immer wieder auch hardcore-referenzen ausmachen... "lean back in anger" trägt seinen titel somit völlig zu recht und darf - auch dank der kraftstrotzenden produktion - neben dem debüt "both ends burning" zu den highlights in der karriere der schweden gezählt werden. insgesamt kann man den weg von venerea tatsächlich mit dem der satanic surfers vergleichen, die ja ebenfalls mit jedem album rotziger wurden und immer mehr zu ihren eigenen wurzeln zurückkehren. textlich lässt man sich auf dem mittlerweile sechsten regulären longplayer (unzählige ep's und 10"es nicht mitgerechnet) ebenso nicht länger einfach in die fun-schublade stecken. venerea haben mehr als nur eine seite und dürften damit zu den letzten überlebenden des schwedischen melodycore-booms zählen, von dessen erfolg sie leider nie so wirklich betroffen waren. gutes album!

Tracklist:
1.Molokai
2. Better Day
3.Forever Jugend
4.Heads They Win, Tails You Lose
5. Protest Song
6.Invitation To Action
7.Absentee
8.Wake Up! Smell The Napalm
9.The Real Ewe
10.Meanwhile, In Zimbabwe
11.Government Subsidized Ghetto
12.Kill Yourself Or Be Killed
13.Solitary Hearts
14.The Bomb
15.Lean Back In Anger
16.We Rot

Dienstag, 7. Dezember 2010

killing the dream & with open arms. hardcorehighlights

zwei der packendsten hardcore-alben der letzten monate werden ausgerechnet parallel veröffentlicht. das bedeutet natürlich zunächst einmal eine enorme belastung für die geldbeutel (ehrlicher) fans. zum anderen aber auch das zunehmende etablieren eines genres aus den fängen von metal- und emocore. wenngleich bei beiden acts dieser doppel-review melodien eine hervorgehobene rolle spielen: emo-zutaten wird hier niemand ausmachen können. insbesondere bei Killing The Dream. dass jene mit diesem sound nichts zu tun haben, dafür birgt gleichermaßen die verlässliche labelherkunft deathwish records, wie auch der frühere produzenten-support von ausnahmefaderschieber j robbins. welcher im gleichen zuge ja paint it black zur finalen referenzklasse verhalf. auf basis von klassikern wie chain of strength, unbroken oder kontemporären acts marke bane entwickeln unsere kalifornier nun aber eine kaum minder beeindruckende intensität, welche sich (nicht nur) am stimmlichen einsatz von elijah horner ablesen lässt. so mussten die aufnahmen immer wieder nach hinten verschoben werden, weil seine stimmbänder zu sehr strapaziert wurden. doch die qualen haben sich gelohnt: "Lucky Me" (deathwish/indigo) braucht zwar eine ganze weile, bis sich hinter der schieren verzweiflung sowie den auf den ersten blick monoton bolzenden tracks die tatsächlichen songstrukturen abzeichnen - dann jedoch überzeugt der konsequent trendfreie sound uneingeschränkt.
auch die aus süddeutschland stammenden With Open Arms halten sich nicht lange mit derzeit angesagten klischees auf. ihr zweiter longplayer "Traces" (swell creek/soulfood) trampelt zwischen cro-mags riffing und vorsichtig melodischer gitarrenarbeit durchs terrain - und schafft sich auf diese weise einen überraschend eingenständigen, sympathisch dreckig produzierten klang. dazu kommt ein gelungenes artwork sowie lesenswerte lyrics samt linernotes. am ende steht ein durchweg empfehlenswertes gesamtprodukt in der machart der späten neunziger jahre, in welches man viel eher sein geld investieren sollte als in die diversen victory-records-clone, welche derzeit wiedermal aus den staaten herüberschwappen. rosenheim hardcore rocks!

Mittwoch, 1. Dezember 2010

weihnachten. das definitive geschenk

was könnte es schöneres geben: einen einblick in die textlichen (jawoll!) und musikalischen (naja) fähigkeiten des gut 50-jährigen künstlers, der es mittlerweile sowohl in buch- wie album-form auf eine stattliche anzahl an veröffentlichungen bringt. "Meine vielleicht besten Lieder…“ (jkp jochens kleine plattenfirma/warner) lautet der titel dieser wunderbaren live-doppel-cd, welches zum preis eines einfachen albums in die läden kommen soll. 41 stücke bannte der "barde des banalen" in bestform auf platte - nämlich auf der bühne. ein guter teil von ihnen macht den eindruck, es ohne große proben auf die tracklist geschafft zu haben. gut so. denn wenn die songs eines ohnehin nicht brauchen, dann wäre das feinschliff. denn in ihrer direkten form, meist nur von einer gitarre unterstützt, bergen die vermeintlich trivialen alltagsgeschichten doch mehr poesie als vieles, was mit deutlich aufwendigerer inszenierung aufwartet. und wäre es nicht etwas zu billig - man könnte eine ganze rezension hübsch mit verschiedenen eleganten zitaten dieser platte ausfüllen. entgegen seines namens, bringt Funny van Dannen sein publikum sicher nicht nur zum lachen. stücke wie "freunde der realiät" sind auf eigenwillige weise romantisch. augenzwinkernd zwar, jedoch wunderbar anrührend. an anderer stelle dann: politisch, aber lieb. statt verkrampfter gesellschaftskritik oder überschwänglichem zynismus die offene flucht in herrlich-komische sozialutopien. hier die tracklist:

CD 1:

1. Ich bin nicht mehr jung

2. Schilddrüsenunterfunktion

3. Nonne werden

4. Humankapital
5. Saharasand

6. Anita

7. Arbeitsplatz vernichtet
8. Lesbische, schwarze Behinderte

9. Eurythmieschuhe

10. Posex & Poesie

11. Homebanking
12. Als Willy Brandt Bundeskanzler war

13. Nana Mouskouri

14. Gwendolyn Kucharski
15. Plastikball

16. Saufen

17. Alles verkauft

18. Sozialismus

19. Menschenverachtende Untergrundmusik

20. Nebelmaschine


CD2

1. Ich in China

2. Gutes tun
3. Freunde der Realität

4. Integrieren

5. Vaterland

6. Las Vegas

7. Katzenpissepistole

8. Kapitalismus

9. Arbeiterkinderdenkmal

10. Fatalist

11. Hochhaus

12. Flache Ratte

13. Hobbynutte
14. Rod Weiler

15. Freundinnen

16. Mohnkuchen

17. Herzscheiße

18. Okapiposter

19. Urbanhafen

20. Korkenzieherlocken

21. Fanclub der Sehnsucht