Montag, 30. November 2009

savoy grand: accident book. review

das eröffnende statement der band aus dem englischen nottingham mag ein indiz dafür sein, welche gedanken ihre anhängeschaft immer wieder umtrieben: "Savoy Grand are not dead. they are not in prison. they have not gone away, they are here". tatsächlich. und dennoch: neun songs. gerade einmal neun songs gönnt uns graham langley nach guten vier jahren abstinenz. doch was hilft es? anstelle nörgelei überwiegt doch dankbarkeit, dass sich die herren von savoy grand überhaupt wieder einmal aufgerafft, besser: in bewegung gesetzt haben. außerdem: wer soll es den vieren verdenken. immerhin gehört ruhe, besinnung - ja zeitlosigkeit - zum konzept ihrer musik. genau dem entspricht auch "Accident Book" (glitterhouse records/indigo). fast erhebend klingt es dann, wenn das schiff in "fourcandles" ein wenig fahrt aufnimmt. in dem ansonsten selten konstanten gesamtwerk der formation mag sich an dieser stelle auch so etwas wie entwicklung abzeichnen: eigneten sich die reduzierten kompositionen - besonders die b-seiten - in der vergangenheit aufgrund ihres zeitlupen-songfluss immer wieder auch für die grenzbereiche elektronika oder postrock kompatibel, nimmt der ganz eigene soundkosmos von savoy grand diesmal noch konkreter gestalt an. und lässt mich abermals innehalten, zieht mich in den bann. wie gesagt: neun songs nur. aber die bringen es immerhin auf 50 minuten. und wollen immer und immer wieder gehört werden. aber nur, wenn man die zeit dafür hat. ich bin glücklich.

Sonntag, 29. November 2009

fall out boy: "whnchtsgschft lsst grßn". review

das weihnachtsgeschäft lässt grüßen: Fall Out Boy haben den sprung vom sterbenden emo-genre in die pop-charts längst geschafft. wenngleich für einen, für so manchen langjährigen anhänger, fragwürdigen preis. eine tatsache, welche sich auch hier spiegelt: die knackigen rocker der fueled by ramen-frühphase nehmen auf "Believers Never Die - The Greatest Hits" (island/universal) maximal ein drittel ein. den rest bestreiten hits wie "thnks fr th mmrs" oder "the take over, the breaks over", deren charme man sich trotz übermäßigem radioairplay allerdings nur schwer entziehen kann. gleiches gilt für "this ain't a scene, it's an arms race" sowie erwähnte überbleibsel aus der frühphase. das michael jackson-cover (featuring john mayer) allerdings darf als komplett überflüssig durchgehen. dafür verbirgt der allernorts zu hörende "fall out boy sind uncool"-status in einschlägigen szene-kreisen durchaus seinen reiz, sich den teils schamlos mit protools aufgepimpten, poppigen hymnen vorbehaltlos hinzugeben. hier übrigens samt linernotes sowie dreier anständiger bonustracks. das ganze package erscheint übrigens auch mit bonus-dvd samt videoclips und bandkommentaren dazu. zurück zu weihnachten: es gab schon fadenscheinigere versuche der industrie, die media markt-musikabteilungs-käufer um ein gutes dutzend euros zu erleichtern...

Donnerstag, 26. November 2009

jetzt raus: enno bunger "herzschlag". ep

keine frage: das genre "piano-pop" wirkt als wort auf den bildschirm eingetippt nicht besonders attraktiv. dass man unter dieser banner aber auch richtig angenehm klingen kann, will Enno Bunger beweisen. seine "Herzschlag EP" (pias/rought trade) steht jetzt im handel... und kokketiert liebend gerne mit den blumfeld, wie sie auf "verbotene früchte" einen teil ihres publikums vergraulten. und trotzdem müssen besonders freunde des sogenannten "hamburg sounds" unbedingt hinhören. das ganze dient zwar als vorgeschmack auf das im februar nächsten jahres erscheinende album "enno bunger". mit vier tracks (davon der titeltrack als entbehrliche instrumental-version) und 15 minuten spielzeit geht das digipak tatsächlich zumindest als manierlicher appetithappen durch.

Dienstag, 24. November 2009

tori amos: midwinter graces. review

mit "amazing grace" und "winter" befassten sich zwei ihrer schönsten interpretationen bzw. kompositionen mit der dunklen jahreszeit. nun widmet Tori Amos dieser ein ganzes album. "Midwinter Graces" (island/universal) muss vielmehr sogar als weihnachtsalbum durchgehen - aber natürlich braucht bei einer derart eigenwilligen künstlerin niemand notorische santa-claus-dudelei befürchten. apropos, zum thema eigenwilligkeit: über das - mit verlaub - furchtbare coverartwork wollen wir mal besser den mantel des schweigens hüllen. denn die zwölf songs offenbaren eine wohltuende mischung aus eigenkompositionen sowie altertümlichen weihnachtsliedern. deren auswahl überwiegend sehr stilvoll ausgefallen ist - vielleicht abgesehen von "harps of gold", dem ich persönlich einfach überdrüssig bin. das ganze album wurde jedoch so behutsam arrangiert, dass daraus ein stimmiges gesamtwerk entsteht. die sieben traditionals präsentieren die amos vor allem auch wieder desöfteren zu reduzierter instrumentierung. weshalb man musikalisch sporadisch an eine mischung aus ihrem debüt sowie den sparsamen "choirgirl hotel" b-seiten denken darf. und natürlich drückt die 46-jähige sämtlichen songs ihren ureigenen stempel auf - weshalb selbst diesem weihnachtsalbum ein typischer, bittersüßer beigeschmackt innebleibt. herrlich. fazit: ein unverkrampft niveauvolles kontrastprogramm zu der uns allerorts penetrierenden "supermarkt-hintergrund-hallelujah"-dudelei. nur das coverartwork, das sieht schon schwer nach grabbelkiste aus... doch, wie gesagt: jener neuerliche fehlgriff in diese richtung sollte ja nun nicht das thema sein. denn musikalisch kriegt mich tori amos auch 17 jahre nach dem erstkontakt - sogar mit einem weihnachtsalbum - noch. anspieltipp: das fabulöse "winter's carol".

Montag, 23. November 2009

the fast and the furious. reviews

noch jemand hier, der dem ende von good riddance nachtrauert? nun, After The Fall sorgen mit ihrem zweiten album für mehr als nur etwas trost. "Fort Orange" (ass-card records/cargo) steckt voller hymnischen, rasend schnellem hardcorepunk. das seine referenzen von lifetime bis satanic surfers hin zu strike anywhere sucht und - jawohl- propagandhi findet. übrigens inklusive cleverer texte. oder, anders: after the fall haben bereits auf tributealben für 88 fingers louie oder kid dynamite performt. wie passend... die band aus albany, new york spielt sich so mitten in mein herz. und offenbar auch in das von jason livermore, der in seinem blasting room studio für genau den druckvoll-rohen sound sorgte, den diese art musik braucht. und wer eine platte mit einem ohrwurm wie "1994" beendet, der hat endgültig gewonnen.
kleines label, großes kino: wer sich die mühe macht, die zweite veröffentlichung von Nine Eleven zu erstehen, wird dicke belohnt. zumindest als anhänger des new school sounds, wie er in den neunzigern salonfähig wurde. "City Of Quartz" (chorus of one) steht in der tradition der frühen abhinanda, wegt sich snapcase-vertracktheit... und klingt doch wie geschaffen für eine generation, die von have heart bis comeback kid alles abfeiert, was youthcrew hardcore mit großen breaks kombiniert. vor allem, wenn die betroffenen noch über einen plattenspieler verfügen. das album erscheint nämlich als 12", welcher fairerweise die cd beigelegt wurde. im ernst: sehr viel besser wurde dieses genre 2009 selten in szene gesetzt. zumal bei den franzosen auch noch lyrics und artwork stimmen. dicke empfehlung!
zwanzing minuten, zwanzig sekunden, fünfzehn tracks - Outbreak versuchen so sehr oldschool hardcore zu sein, wie das heute nur möglich ist. im gegensatz zu ihren europäischen kollegen von nine eleven verzichten sie nämlich auf sämtliche experimente: "Outbreak" (think fast/trustkill) wurde von der ersten bis zur letzten sekunde auf den punkt gespielt, verbindet thrash a lá d.r.i. mit youthcrew-elementen des frühen ray cappo sowie die sprichwörtliche explosivität von kid dynamite. das quartett aus maine startete übrigens beim qualitätslabel bridge 9... und sorgt nun dafür, dass kürzlich eher maue trustkill-raster (zumindest für den vertriebsweg) zu bereichern. schön zu hören übrigens, dass jim siegel seinen altbekannten the outpost-sound zugunsten der authentizität dieses genres auch 'mal nach unten schrauben kann. selbst wenn gerade in kombination mit dem artwork der gesamteindruck noch agefuckter hätte sein dürfen... nichtsdestotrotz: gutes album!

Sonntag, 22. November 2009

krawalll, krawall! taubtrüber ginst am musenhain

sie waren tourpartner von isis, gehörten zum labelrepertoire von hydra head... und sind dann plötzlich von der bildfläche verschwunden: Cable, die stets im windschatten anderer agierende noiserock-band aus conneticut, rappelte sich nun aber ein weiteres mal auf. um ein konzeptalbum zu veröffentlichen, das die bewährten zutaten unter einen inhaltlich passenden hut bringen möchte: sludge-metal, postrock sowie jede menge noise erquicken fans dieses sounds. vielleicht aber sogar ein breiteres publikum: immerhin klingt das material trotz aller verstörtheit zugänglicher denn je. beispielsweise in "outside abilene", einem track, der beinahe grunge-amibitionen aufweist. oder einigen komponenten, die an eine altersgerechte unsane- bzw. melvins-adaption denken lassen. an die größe von mogwai oder erwähnten isis reicht "The Failed Convict" (the end records/soulfood) allerdings gleichermaßen nicht heran. als konsensplatte zwischen metallern, rockern und avantgardisten entbehrt sie jedoch nicht eines gewissen potentials. und eignet sich dank der zugrundeliegenden roadmovie-story auch zur eindringlicheren beschäftigung. derart klischeetriefende titel wie hier sind schon immer eine kleine herausforderung: For The Glory haben ja bereits einen quasi muskulösen namen, nennen ihre platte aber auch noch "Survival Of The Fittest" (dead serious/cargo) und die songs heißen "war", "blood is red" oder "lost". doch es wäre zu einfach, das quartett aus lissabon mit den üblichen bollo-begrifflichkeiten abzukanzeln. auch wenn sogar der sound nichts anderes als die zu erwartende chose aus hatebreed, cro-mags und madball verbirgt. weil hinter dem ganzen aber das label dead serious steckt, darf man davon ausgehen, dass hier die klassische schule zumindest vorbildlich abgeschlossen wird. und so ist es denn auch: artwork und produktion (gemixt hat jacob bredahl - übrigens ohne dass es zu sehr nach metal klingt) sind perfekt auf das dutzend songs zugeschnitten. die komplette intro-stille gab es zwar schonmal bei give up the ghost, baut aber nichtsdestotrotz einen schönen spannungsbogen auf - der dank mächtiger chöre, zündenender riffs und ein paar vorbildlichen beatdown-passagen nicht enttäuscht. ganz ehrlich: würde man mit etwas mehr mut aus dem schatten der vorbilder treten - das beachtliche potential hinter for the glory käme viel besser zur geltung. es war nur eine frage der zeit, bis die grind-szene das schaffen eines ihrer bedeutendsten formationen huldigt: A Tribute To Nasum (power it up mailorder) widmet sich mit mächtig leidenschaft aller beteiligten dem vermächtnis, welches die formation nach dem tod von mieszko hinterlassen hat. und wo durch die stilistische grenzgängerei gerade in den letzten jahren von nasum generell auch eine starke beteiligung der metalszene vorstellbar wäre, konzentriert sich diese compilation auf den wahren untergrund: die insgesamt 53 intrepretationen trammen zum großteil von echten echten insidern, doch auch ein paar alte bekannte trifft man wieder. als da wären coldworker, misery index, leng tch'e, mumakil, japanische kampfhörspiele, die großartigen obligatorisk tortyr, rotten sound sowie infest. schade nur, dass das booklet reichlich spärlich ausgefallen ist und abgesehen von den bandkontakten kaum infos liefert. unabhängig davon: ein längst überfälliges projekt, welches nach meiner prognose nicht das letzte seiner art sein dürfte. r.i.p. nasum.

Freitag, 20. November 2009

person l. kostenloses mp3

wie im falle arctic rodeo records üblich, gibt es im vorfeld zu neuen veröffentlichungen immer einen kostenlosen mp3-download. in diesem fall sind das Person L, die uns den track "new sensation" zur verfügung stellen. und wem als anreiz zum herunterladen nicht genügt, dass man im hause des hamburger labels ja quasi auf qualität abonniert ist, sei folgendes gesagt: hinter der band steckt mit kenneth vasoli ein starting line-mitglied. außerdem sorgen zwei drummer für den speziellen postrock-indie-retro-sound. das album "the positives" erscheint übrigens am 27. november.

Donnerstag, 19. November 2009

rise & fall: our circle is vicious. review

Rise And Fall waren lange keine besonders aufsehenerregende band gewesen. ihre eps für join the team player waren gutklassige mosh-hardcore-scheiben und die seelenverwandschaft zu den ehemaligen labelmates paint the town red nur naheliegend. und dann das: "into oblivion" wurde ein wahnsinnsalbum, dank welchem die belgier sich verdientermaßen einen deal mit dem niederländischen ausnahmelabel reflections records angeln konnten. die merkwürdige konsequenz: sendepause. vier jahre lang. lediglich unterbrochen durch eine 7" sowie ein paar liveshows. doch aus dieser auszeit kehrt man gestärkt, wenngleich reduziert zurück. "Our Circle Is Vicious" (deathwish/indigo) erscheint gar über das amerikanische qualitätshaus deathwish records. was ist also passiert im lager der dand? schwer zu sagen. denn so großartig verändert hat sich ihr sound eigentlich gar nicht. die unterschiede liegen eher im detail: die formel "mosh + hardcore" wurde in Richtung "metal + punk" verschoben und anstelle der üblichen "megafett-produktion" drückt einen der schweinisch dreckige und aggressive kurt ballou-sound der zehn stücke mit wucht zurück in den sessel. keine frage, die zum trio geschrumpften herren sind ganz gewaltig angepisst, besser: verzweifelt. und erinnern in der vertonung dieses zustandes frappierend an die intensität der gottgleichen wolfpack in deren frühphase. dabei klingen rise and fall sogar noch einen zacken kaputter und weniger straight. etwa so, als wären integrity plötzlich zu einer slow-motion-crustpunk-band mutiert. eben "punkmetal", wie man den sound selbst charakterisiert haben möchte. doch all die vergleiche in diesem posting sollen vor allen dingen dazu dienen, einer zu lange (und teils selbstverschuldet) unbeachteten bzw. als latent konturlos eingestuften formation die aufmerksamkeit zu besorgen, die sie - ab sofort wieder - verdient. denn an "our circle is vicious" gibt es für abgehärtete ohren in diesem winter kein vorbeikommen! und die belgische hardcore-szene dürfte nach the setup mit rise and fall endlich wieder relevante aushängeschilder jenseits der leidigen eurocore-bewegung gefunden haben.

Mittwoch, 18. November 2009

doom: unexpected guests. review

sein famoses letztes studioalbum "born like this" liegt gerade einmal ein paar monate zurück, nun ergänzt Doom seine ohnehin schon unüberschaubare diskographie um eine weitere veröffentlichung: "Unexpected Guests" (gold dust/!k7) versammelt in 17 tracks (plus live-clip zu "i hear voices") rare oder unveröffentlichte stücke sowie zahlreiche beiträge für alben anderer künstler, welche als gesamtheit ergebnisse der unzähligen kollaborationen des metallfingers zusammenstellt. heraus kommt - glücklicherweise - mehr als reine ausschußware. zusammengehalten von den in seinem kontext obligatorischen samples dürfen sich freunde des unkonventionellen, gerne etwas stolperigen hiphops über knapp 50 kurzweilige minuten freuen: der famose talib kweli beispielsweise tritt gleich zwei mal auf - und drückt dem opener sogar stärker seinen eigenen stempel auf als doom selbst. der ist wie schon seit k.m.d.-zeiten (von denen sich hier mit "sorcerers" ebenfalls ein track findet) natürlich selbst wieder nicht nur an den reglern, sondern auch reichlich am mikrofon zu hören. ein guter teil der wu-tang posse (masta killa, ghostface killah, inspectah deck, gza), sein leider verstorbene produzenten-kollege j dilla sowie auch unbekanntere interpreten wie count bass liefern dazu das adäquat rohes, abgedrehtes soundmaterial. "unexpected guets" wird damit zu einem lohnenden einstieg bzw. der entsprechenden vertiefung für diejenigen, denen das schaffen von mf doom noch nicht in seiner gänze bekannt ist. wirkliche sammler dagegen dürften einen guten teil der tracks in der einen oder anderen form schon besitzen.

Montag, 16. November 2009

skarhead. bollocore review

die ungekrönten prototypen des bollo-hardcore kehren zurück: Skarhead legen auch eine dekade nach "kings at crime" wert darauf, zu provozieren. sei es mit dem programmatischen opener "fuck the scene", in dem zu mächtigen riffs und schlechten crossover-scratches mit der szene abgerechnet wird. oder mit pseudo-sexistischen verleumndungen der marke "evil woman". klar, das ganze ist weitgehend ironisch gemeint. schade nur, dass die one life crew vor jahren dieses genre derart ausgreizt hat, dass die selbsterkorenen "emo-killerz" dagegen wenig ausrichten können. "Drugs, Music & Sex" (i scream records/warner) gerät so lediglich zu einem unterhaltsamen trip in die vergangenheit - inklusive den obligatorischen huldigungen an diverse crews. apropos: unterstützt werden lord ezec und seine mannen von koryphäen wie freddy cricien (madball) und jamey jasta (hatebreed). am besten gefällt mir jedoch der beitrag von civ ("bomb the system")... da kommt wirklich nochmal pure energie auf. ansonsten braucht es schon ein paar bierchen, um sich auf diese old school-reanimation einzulassen. immerhin: genau damit kokketiert der titel ja. und so wirklich für aufregung wird die platte wie gesagt kaum sorgen: beinahe sympathisch harmlos klingen die 13 tracks angesichts der hochproduzierten metalorgien, an welchen sich die früheren nacheiferer nun vergehen. dennoch: wen die lange auszeit dieser allstar-kapelle tatsächlich tangiert hat, der darf hier von mir aus bedenkenlos zugreifen...

Donnerstag, 12. November 2009

kent & immanu el. elchtests

dieses pop-phänomen aus schweden war bisher weitestgehend der skandinavischen heimat vorbehalten... Kent dürfte das dennoch egal sein. sie haben sich mit ihrer umfassenden diskographie ohne großen widerspruch zur bekanntesten schwedischen rock-formation mausern können. das merkt auch der aufmerksame skandinavien-tourist: kein plattenladen ohne umfassendes kent-archiv. kein jahr ohne top-ten-platzierung und radio-airplay. zwischenzeitlich machte sich sogar eine diskussion breit, welche um das outfit der formation und ihrer fans auf live-konzerten rankte: dank uniformiertem einheits-look wurden vorschnell parallelen in richtung nationalsozialismus gezogen. was man angesichts des inhaltlich wie musikalisch völlig harmlosen indie-pops bedenkenlos ad acta legen konnte. der neue longplayer "Röd" (rca/sony) wird nun zum zweiten mal auch bei uns regulär veröffentlicht. offenbar zogen kent die konsequenz aus dem gescheiterten versuch der vergangenheit, einige alben auch englischsprachig einzusingen. leider klingen die elf songs jedoch lange nicht so überwältigend wie die bandklassiker "hagnesta hill" bzw. dessen vorgänger "isola". so störte ich mich beispielsweise an den elektropop-versatzstücken, welche zunehmend die gitarren im kent-kosmos ablösen. vielleicht die logische konsequenz aus dem rücktritt von gitarrist harri mänty? am ende bleibt zwar kein so weichgespültes, modernes pop-album wie beim vorgänger. die musikalische substanz enttäuscht trotz einiger hits sowie zahlreicher guter ansätze dennoch ein wenig - denn kent können (konnten?) es einfach besser!
ziemlich nahe an einer höchstleistung liegen dagegen ihre landsmänner von Immanu El. für das vor zwei jahren erschienene debütalbum verfielen schon die skandinavien-experten von itsatrap.com in absolute euphorie, abgesehen davon blieb das gute stück bei uns allerdings unbeachtet. mit "Moen" (and the sound/cargo) gelingt es dem quitett aus göteborg, auf einen satz in die klasse der wunderbaren logh aufzuschließen. dabei liebäugeln immanu el trotz aller verwurzelung im postrock fortwährend mit dem pop - weshalb sich unter den neun songs (darunter ein interlude) eine ganze handvoll klug inszenierter hits finden lassen. denn auch wenn an harmonien kein mangel herrscht: songaufbau und die unkonventionell-spartanische instrumentale herangehensweise lassen keinen zweifel daran, dass wir es hier mit einem enormen pensum an leidenschaft zu tun haben. "moen" empfiehlt sich damit als wahrlich wunderschönes herbstalbum und darf sich diesen thron mit den (stimmungstechnisch und auch in punkto arrangements nicht unähnlichen) the antlers teilen. auf ihrer myspace-seite gibt es gerade übrigens ein prelistening des kompletten albums. reinhören lohnt sich.

Sonntag, 8. November 2009

devine & everton. sing songs for me

schon die wunderschöne verpackung sollte die aufmerksamkeit von plattensammlern auf dieses kleinod a.k.a. digifile lenken. "Brother's Blood" (arctic rodeo records/alive) markiert die rückkehr von Kevin Devine zum indielabel nach kurzer aber schmerzhafter major-erfahrung. und gleichzeitig die entdeckung neuer stilistischer pfade. und zu guterletzt auch noch die mitbestimmungsmöglichkeiten seiner (the goddamn) band-kollegen. die konsequenz daraus: hier hört man keinen deprimierten emo-/singer-songwriter. zumindest nicht häufig. stattdessen startet beispielsweise "hand of god" in bester grandaddy-manier. jessy lacey von brand new, langjährigen tourbegleitern und freunden des new yorkers, macht das finale "tomorrow's just too late" zu einem echten höhepunkt. der titeltrack gerät zu einem verzeifelten gefühlsausbruch, welcher den hörer zur hälfte des albums aus seinen träumen reißt. und genau solche momente heben "brother's blood" nachdrücklich von kalkuliertem weichspülprogramm a lá dashboard confessional ab. ob die kommerzielle glücklosigkeit, die devine seit miracle of 86-zeiten begleiten, mit diesem neuerlich charismatischen werk überwunden wird? ich glaube es kaum. umso mehr die dringende empfehlung, sich mit diesem klischeebefreiten album intensiver zu beschäftigen.
bei seinem debüt hat er auf sorgsame weise die eigenen singer-songwriter-kompositionen mit reggae-zwischentönen beträufelt. "Sing A Song For Me" (rootdown records/soulfood) startet nun dagegen ebenso beschwingt wie gut gelaunt. als wollte Lee Everton den winter noch für einen weile auf die auswechselbank setzen. aber es bleibt daniel lemma, der mit seinen souligen popnummern dem wirken des schweizers am nähesten kommt. denn selbst wenn es draußen unaufhaltsam kälter wird: die behutsam mit gitarre, organ, keys, dezenten percussions und noch dezenteren bläsern veredelten lieder wärmen von innen. dem ganz großen hit stellt everton zum zweiten mal ein konstant gelungenes, rundes album entgegen, welches seine heimelige, beinahe zärtliche atmosphäre über die gesamte spielzeit verbreitet. das ergebnis tut niemandem weh. im gegenteil: elegant inszenierte tracks wie "cry for me" leisten aufbauhilfe im sinne eines jack johnson... vielleicht durch den überraschungseffekt gerieten die doppel-bob-assoziationen (gemeint sind marley und dylan) diesmal etwas ins hintertreffen... freunde gepflegter akustik-momente, die zwischen melancholie und chillout nicht zwangsläufig unterscheiden mögen, kommen dennoch voll auf ihre kosten.

Donnerstag, 5. November 2009

fat joe & warren g. rapreviews

es dauerte beinahe ein halbes jahr, bis Fat Joe nun den nachfolger zu seinem 2001 erschienenen "jealous one's still envy (J.O.S.E.)" auch für den deutschen markt zugänglich macht. ob die verspätung mit der qualität der scheibe zusammen hängt, die in den staaten deutlich hinter den erwartungen blieb? unter anderem. der opener "winding on me" featured zwar lil wayne und ron browns, nervt aber mit penetranten vokoder-effekten. "one" wurde mit der hilfe von akon zwar mit einer mächtig poppigen hookline ausgestattet, birgt aber genau die gleiche soundspielerei. so geht es denn auch weiter: kopfnick-hymnen, die jedoch eine ganze spur zu flach, austauschbar und kommerziell orientiert klingen, als dass sie wirklich überzeugen könnten. lediglich in der raekwon-kollaboration wird in dieser hinsicht dankenswerterweise etwas auf die bremse gedrückt. "J.O.S.E. II" (ts records/rsk entertainment/soulfood) wirft somit die frage auf, ob sich der terror squad-mitbegründer zukünftig doch besser auf seine anderen hobbys - die gestaltung von markenschuhen, wahlweise auch sein schauspiel-auftritt in "scream 3" - konzentrieren sollte.

trotz des sounds von "The G Files" (ttl records/smc records/soulfood): Warren G stammt nicht aus dem labor von dr. dre. obwohl es in seiner (für den g-funk höchst relevanten) karriere durchaus einige kontakte zu dessen immer florierender talentschmiede gab. dennoch aber produziert und singt-rapt der westküsten-star seine alben lieber selbt. was er, soviel steht schnell fest, verdammt gut beherrscht. das programmatische "west is back" beispielsweise kommt mit dope pupsenden basslines daher und scheut sich nicht vor etwas albernen hooks. auch sonst bleibt der groove auf diesem spätwerk stets zurückgelehnt: synthie-blues und teils etwas schmierige soul-zitate teffen auf relaxt flowende raps sowie desöfteren recht schicke beats. wirkliche hits gibt es unter den 15 Tracks übrigens etwa eine handvoll. der rest rangiert im mittelfeld; nur selten lassen sich wirkliche tiefschläge ausmachen. die gästeliste dagegen fällt im vergleich zum vorgänger wesentlich weniger pompös aus: snoop dogg ("swagger rich"), nate dogg und raekwon (an dem es zur zeit wahrlich kein vorbeikommen gibt) gehören zu den größten vertretern hier. auf lyrische höchstleistungen muss man in diesem zusammenhang natürlich verzichten. nichtsdestotrotz: der 38-jährige g-star (entschuldigung, der musste sein...) legt mit "the g files" ein ordentliches genre-album vor. dass der hype um diesen sound nun schon ein paar jahre auf dem buckel hat, scheint warren g. nicht zu kümmern. das mag man nun seltsam oder sympathisch finden - weh tut der "hustler" ohnehin niemandem mehr. nett.

Mittwoch, 4. November 2009

groove attack. hiphop von hier

schon ihre debüt-ep kam einem befreiungsschlag für all jene gleich, die dem deutschen soul aufgrund seines hohen plastik- und pathos-anteil längst abgeschworen hatten. nun veröffentlicht Fleur Earth den ersten longplayer. und untermauert damit ihren ruf, nicht die hookline über alles zu stellen: "Es Entstehen Wesen" (melting pot/groove attack) begeistert vielmehr mit überlegten texten, entspannten beats von twit one sowie einem vibe, der in seiner einzigartigkeit mittlerweile sogar die (berechtigten) erykah badu-referenzen aus der vergangenheit obsolet macht. was bleibt ist ein enger bezug zum hiphop; hier unter anderem zu bemerken durch den beitrag von detroit's frank nitty, der in der vergangenheit bereits mit j dilla kollaborierte. die insgesamt 18 tracks tragen zwar desöfteren züge eines interludes; und doch entsteht genau daraus das große ganze. anspieltipp: das soundtechnisch tiefergelegte "nichts mehr". unbedingt auch hörenswert: das bandprojekt fleur earth experiment.
zeit wird es endlich für Mädness, aus dem fokus der eingeweihten in die erste reihe zu marschieren. verdient hat er sich das schon lange. mit einem ebenso konsequenten wie integeren arbeitsethos. und einem mutigen ansatz, zwischen dada (man denke nur an sein projekt "die 3 von der tanke"), gewieften texten und partytracks. zudem wartet "Zuckerbrot & Peitsche" (unikat/groove attack) mit den besten kollaborationen auf, welche der einheimische hiphop 2009 zu bieten hat: morlockk dilemma und patrick mit absicht gehören zumindest zu meinen persönlichen "high potentials". baggefudda sind seit seit einer weile fähige begleiter und kool savas erlebt nach seinem optik-rückzug eine nette renaissance. die entscheidende änderung allerdings dürfte das engagement von kollege schnürschuh (genau, dem "3 von der tanke"-partner) sein, der den überwiegenden teil der tracks produzierte. und mit derart dreckigen basslines und fiesen grooves ausstattete, dass man an die glanzzeit von grime denken darf. damit schließt mädness exakt die lücken seines vorgängers: flache parts wurden ausradiert, dafür tobt sich an den reglern ein echter elektroniker aus. heraus kommt das beste deutschsprachige rapalbum diesen jahres.
they come in waves: nachdem hier monatelang kaum nenneswerte highlights aus der österreichischen musikszene zu bemerken waren, hat es dieser herbst umso mehr in sich. und mit den Waxolutionists kredenzen uns ja quasi die grand seniors der austria dj- und produzenten-riege ihr fünftes werk. nach fünf jahren wartezeit, zwar. dafür mit den geliebten ingredienzen. welche bei "We Paint Colors" (sunshine enterprises/groove attack) neben soulful und deeper elektronik natürlich hiphop bleibt. für die raps organisierte man sich mit roger (blumentopf), manuva (total chaos), flowin' immo und weiteren könnern der deutschsprachigen und internationalen (u.a. wie bei fleur earth frank nitty und blu) szene eine ausgewählte gästeliste. prägend bleibt jedoch der ureigene, gutgelaunte waxolutionists sounds, bei dem beats und melodie über textlichen bausteinen stehen. woraus eine platte gelingt, die auf sympathische weise antiquiert klingt: vom cleanen, schubladenträchtigen sound ihrer neosoul-kollegen halten die waxos ebenso wenig wie von den engen genregrenzen des hiphop. willkommen zurück!

Dienstag, 3. November 2009

die schönen und das biest. ladylike

beginnen wir doch gleich mit der interessantesten, der dunklen seite dieses beitrags: Emily Jane White, deren famoses debüt "dark undercoat" in den letzten monaten stück für stück zur verdienten aufmerksamkeit kam, veröffentlicht ihr zweites album. und "Victorian America" (talitres/rough trade) zeigt sich zwar opulenter instrumentiert - der tragische, beinahe morbide beigeschmack bleibt ihren kompositionen dennoch haften. ein glücksfall, denn so bestellt sie auf stücken wie dem versponnenen "stairs" im morast zwischen folk und singer-songwriter-dasein ihr ganz eigenes feld. dessen erträge diesmal eben etwas weniger fragmentarisch ausfallen. dafür bleiben es die textlichen abgünde, welche die inhalte für die zwölf stücke bilden. welche wahlweise natürlich durch gitarre oder piano sowie white's beherrschter erzähl-/singstimme zum leben erweckt werden. und dass die frau aus dem kalifornischen fort bragg ihren nachnamen zu unrecht trägt, wird spätestens mit dem tiefschwarzen finale "ghost of a horse" untermauert. gleichzeitig übrigens dem besten beispiel dafür, wie songdienlich hier das novum streicher eingesetzt wird. "victorian america" zieht mich von anfang bis ende in seinen bann und sollte - nein: muss - den klammheimlichen siegeszug von emily jane white erfolgreich fortsetzen. im falle Randi Tytingvag setzt das infoschreiben dagegen zu recht auf deren expressionistische züge. und tatsächlich zeigt "Red" (ozella music/galileo) eine selbstbewusste künstlerin, deren herangehensweise erfolgreich zahme downbeat-momente mit intelligenter takt-akrobatik verbindet. die norwegerin, die in der einheimischen musikszene bereits reichlich anhänger fand (von welchen hier auch mehrere zu hören sind), legt mit ihrem zweitwerk ein hochkarätiges album vor, das ganz selbstverständlich mit genregrenzen spielt. mag die quintessenz auf jazz basieren, räumt dieser das feld wenn nötig für folk, avantgarde, chanson sowie südamerikanische (!) rhythmen. frau tytingvag singt und wirkt in ihrer erscheinung dazu so abgeklärt, dass man sie kaum auf das tatsächliche alter von anfang 30 schätzen würde. und respekt sei ihr nicht nur dafür sicher, dass "red" bei all seinen facetten keinerlei brüche enthält. als weitaus einfacher zugänglich denn ihre beiden vorgängerinnen entpuppen sich die ´mal etwas forschen, meist jedoch melancholisch gestimmten balladen von Siri Svegler. die schwedische singer-songwriterin, die auch als schauspielerin erfolge feierte und mittlerweile sogar hierzulande wurzeln geschlagen hat, spielt mit folk- und jazz-zitaten - am ende bleibt das songmaterial auf "Silent Viewer" (compost records) jedoch schlichte popmusik. eine spur zu beliebig vielleicht, um wirklich aufmerksamkeit zu erregen. immerhin: als durchaus kurzweilige, abwechslungsreiche hintergrundmusik in einer stilvollen bar - ob live oder auf platte - kann man sich die elf tracks prima vorstellen.

Montag, 2. November 2009

buckcherry. günstiger dreier

die rockenden herrschaften von Buckcherry haben den deutschen markt ins visier genommen und locken mit einer wertigen zusammenstellung ihrer bisherigen aufnahmen: "15 / Black Butterfly" (eleven seven/emi) enthält beide longplayer der kalifornier sowie eine bonusdisc mit fünf bonustracks. die drei cd's sollen am 20.november zum preis eines regulären albums in den handel kommen.