Sonntag, 30. August 2015

chefket & gerard: deutschrapspeerspitze? review

zeitgleich dicht aneinandergedrängt schreiten parallel zwei künstler deutscher herkunftssprache - wenn auch mit denkbar ungleicher homebase - voran in die erste reihe. übrigens ganz ohne das böse-jungs-image bedienen zu müssen. beide hatten mit ihren vorgängerwerken mehr als nur aufmerksamkeit in der szene hinterlassen, sind den newcomer-stempel aber bei weitem noch nicht los. ob sich das 2015 ändern wird?

Chefket, sohn türkischer zuwanderer, nimmt das wörtchen sprechgesang jedenfalls weiterhin sehr ernst und lässt mit seinem melodischen vortragsstil immer wieder durchblicken, dass er auch schon im bandkontext erfahrungen sammeln konnte. "Nachtmensch" (vertigo/capitol) offenbart so ein cleveres hitpotential zwischen ohrwurm-quickie und genauerem hinhören. der hamburger produzent farhot bastelte dazu passend ein soulig-jazziges soundgerüst, welches sich als optimale basis für die poppigen hooks entpuppt. und weil bei chefket bis auf ein paar lyrische durchänger (die immer etwas mit dem anderen geschlecht zu tun haben...) auch der inhalt stimmt, gibt es an dem dutzend tracks für deutschrap-liebhaber abseits der dicken hose eigentlich kein vorbeikommen.

dass die österreichische musikszene auch abseits von derzeit gehyptem indiepop - und gerade in punkto hiphop - einiges zu bieten hat, stellt für kenner auch nördlich des weisswurstäquators spätestens seit total chaos oder texta kein geheimnis mehr dar. dazu passt auch die beachtliche qualität des neuen albums von Gerard, selbst wenn der wiener (bewusst?) keineswegs mit dem charmanten sprachrhythmus seiner heimatstadt kokettiert. auf dem nachfolger zum vielgelobten "
blausicht" überrascht er stattdessen mit offensiven elektrotunes (beim albumhighlight "licht" höre ich zudem etwas casper durch) und ebenfalls reichlich pop-appeal: die "Neue Welt" (heart working class) gewinnt dennoch keinen innovationspreis, aber sicherlich weitere anhänger. zwischen deepness und abdancen muss gerard jedenfalls keine entscheidung treffen. und trotz bekannterer featuregäste (maeckes, ok kid) behält er das zepter immer in der hand. 

also was ist nun mit der deutschrapspeerspitze? dort angekommen sind wohl weder chefket noch gerard. der weg dahin allerdings wurde geebnet. von beiden. sympathischerweise auch noch überwiegend mit do-it-yourself-atttiüde.

Chefket Tourdaten 2015
27.10. Wien, B72
28.10. München, Hansa
29.10. Leipzig, Conne Island
30.10. Berlin. C-Club
31.10. Münster, Skaters Palace
02.11. Köln, Underground
03.11. Stuttgart, Im Wizemann Club
04.11. Frankfurt, Nachtleben
05.11. Nürnberg, Stereo
06.11. Weinheim, Cafe Central
08.11. Dresden, Scheune
09.11. Hamburg, Knust
10.11. Bremen, Tower
11.11. Hannover, Mephisto




Montag, 24. August 2015

enno bunger: albumpreview und tour

bevor er am 18. september sein drittes album "Flüssiges Licht" (universal music) in die läden stellt, kündigt Enno Bunger bereits tourdaten an und präsentiert einen ersten vorgeschmack in form eines sehenswerten videoclips:

 
Enno Bunger: Tourdaten
13.11.2015      Bremen / Lagerhaus
14.11.2015      Köln / Gebäude 9
16.11.2015      Frankfurt / Mousonturm
17.11.2015      Stuttgart / Universum
18.11.2015      CH - Zürich / Eldorado
19.11.2015      Freiburg / Schmitz Katze
20.11.2015      München / Ampere
21.11.2015      AUT - Graz / Autumn Leaves Festival
23.11.2015      Nürnberg / Stereo
24.11.2015      Berlin / Heimathafen
25.11.2015      Leipzig / Werk 2
26.11.2015      Dresden / Beatpol
27.11.2015      Hannover / Pavillon
28.11.2015      Hamburg / Uebel & Gefährlich

vianney: pas là. neuer clip zur single

just veröffentlichte Vinney sein album "Idées Blanches" (universal music): eine cd mit tiefgang, leichten melodien und eingängigen refrains. die musik von vianney baut brücken zwischen chanson und meisterlicher vielfalt.
einen eindruck davon verschafft die neue single "pas lá", die wir euch hier präsentieren:

Samstag, 22. August 2015

miu & matteo capreoli. sounds of hamburg

zwei debüts verdeutlichen den status der musikalischen hauptstadt hamburg dieser tage. vielleicht nicht mit dem allergrößten medienecho, dafür auch abseits der üblichen hanseatischen schule. sowohl Miu als auch Matteo Capreoli scheuen sich zudem nicht vor mainstream, ohne diesem ungehemmt nachzueifern.
"Watercoloured Borderlines" (herzog records) gerät so zu einem äußerst gefälligen soul-pop-trip, welcher sich gekonnt zwischen moderne und tradition orientiert. eine amy winehouse hat da sicherlich deutliche spuren hinterlassen. und dass es für musikalische tiefe selbst in diesem genre keiner weisser hautfarbe bedarf, ist dementsprechend längst bewiesen. schade eigentlich, dass der fokus so deutlich auf der frontfrau liegt - denn die bandakteure im hintergrund können ebenfalls einiges. was bleibt ist ein angenehmes debütalbum, welches eventuell vermisste authentizität mit spielfreude und einem verzicht auf scheuklappen immer wieder wett macht.
apropos scheuklappen: die hat auch Matteo Capreoli auf seinem weg von der straße auf die bühne ins studio längst ad acta gelegt. der gebürtige reutlinger hat zwar nicht das logo der hamburger behörde auf dem backcover pranken, verkehrt dafür aber in der hiesigen kunstwerkstadt und fand für "Zuhause" (pias) unterschlupf bei einem renommierten label. und wenn ihm dann zur mitte des longplayers auf "l.a." von samy deluxe unter die arme gegriffen wird, ist man als zuhörer den gefälligen songs samt ihrer deutschen texten zwischen nähe und fernweh längst verfallen. nicht nur aufgrund seiner nähe zur heimischen hiphop-szene wird man von dem singer-songwriter in diesem jahr noch einiges hören...

Donnerstag, 20. August 2015

matteo capreoli: albumrelease & videoclips

Multiinstrumentalist Matteo Capreoli, der mit dem selbstentwickelten Genre Freak Folk Soul nonchalant und nebenbei, aber immer auf den Punkt, sich und anderen aus der Seele singt, veröffentlicht am 28.08.2015 sein Debütalbum: „Zuhause“.
Vorab gibt es schon einmal zwei feine Clips zu sehen. Bitteschön.




Montag, 17. August 2015

young chinese dogs: great lake state. review

ihr debütwerk hatte bereits bleibende spuren hinterlassen, zwei jahre und diverse singles bzw. soundtrack-beiträge später legt das münchner folk-pop-trio nun nach. 
und um es gleich vorweg zu nehmen: die musik der Young Chinese Dogs klingt nach wie vor wunderbar nonchalant und unbeschwert. "Great Lake State" (motor entertainment/rar) quillt über vor sommerlichen (oder sind es schon herbstliche?) harmonien, refrains die hängen bleiben (ohne nervig-penetrant zu sein) und songs, die mit charmanter leichtigkeit überspielen, dass man das alles doch schonmal irgendwo gehört hat. aber gerade die tatsache, dass hier keine radiosingle im visier liegt sondern alle zwölf tracks als gesamtkonzept rund wirken, macht mir das zweitwerk so sympathisch. live waren die young chinese dogs ohnhin immer ein genuss. nicht umsonst kümmert sich das grand hotel van cleef um ihr booking. also, anstelle von anspieltipps: wer eine platte zum zwischendurch und auch genauer hinhören mag, die niemandem etwas zu leide aber allen gut tut, der möge hier zuschlagen.
fun fact zum schluss: für den kinofilm des "kleinen drachen kokusnuss" hat die band die stimmen eingesprochen...

Mittwoch, 12. August 2015

taxi. soundtrack von michel van dyke

vor mittlerweile sieben jahren erschien karen duves buch "Taxi". im episodenstil erzählte die hamburgerin darin von ihrer heimatstadt aus sicht einer - natürlich - taxifahrerin. das hochgelobte werk schaffte es bis in die spitzen der spiegel-bestsellerliste; nicht zuletzt, weil sich eine treffliche diskussion über eventuelle autobiographische züge entwickelte.

Die gleichnamige Romanverfilmung Taxi (in der Hauptrolle: Peter Dinklage, Rosalie Thomass, als Gast: Armin Rohde) handelt von einer jungen Frau, die in den 80igern in Hamburg ihren Platz im Leben sucht, und dabei Taxi fährt um erst einmal Geld zu verdienen. So ähnlich ist es wohl dem Songwriter und Sänger Michel van Dyke ergangen, der 1984 nach Hamburg zog um als Musiker Fuß zu fassen.
Eine glückliche Fügung, denn 30 Jahre später treffen sich die Regisseurin Kerstin Ahlrichs , die Buchautorin Karin Duve und Michel van Dyke zu einem Essen, um über die Musik für den noch zu drehenden Film zu sprechen. Da Michel in den 80igern schon New-Wave-ähnlichen Pop gemacht hatte, findet er es sehr reizvoll seine musikalische Vergangenheit für den Film noch mal zu reaktivieren, in Form von Songs, die das Lebensgefühl der 80iger widerspiegeln. So finden sich auf dem Album für die Zeit typische Genres wie Darkwave (River of loss), deutschsprachigen Punk/Wave/Pop (Welt abhanden, Land unter), allerdings auch 70iger- angehauchten blue eyed soul, (I can’t get you out of my head) und nicht unbedingt sein Metier: Ökö -Schlager (das goldene Kalb).
Die Songs bilden das Musikalische Rückgrat für den Film, ergänzt durch den Score den er zusammen mit den renommierten Filmmusiker Florian Tessloff komponiert.
So entsteht in 6-monatiger intensiver Arbeit, im ständigen Austausch mit der Regisseurin, die Musik zum Film Taxi.
Der Soundtrack ist, wie der Film, Episodenhaft, interessant, fängt das Zeitkolorit ein und ist vor allem: authentisch. Denn Beide, Karin Duve, und Michel van Dyke, lassen eigene Erfahrungen wieder aufleben. Sie waren damals in Hamburg. Und Beide haben sie die Diskothek „Kir“ besucht, sind sich aber nie begegnet.
Erst 30 Jahre später.

Mehr Infos aus der Homepage zum Film


Donnerstag, 6. August 2015

kim curchill: silence/win. review

albumtitel und -cover mögen ein wenig prätentiös wirken, das in der heimat australien vor über einem jahr erschienene (bereits vierte) werk dürfte Kim Churchill jedoch auch hierzulande einige aufmerksamkeit bescheren. sein europadebüt wird dem surferboy nämlich zumindest ein paar neue freunde im kreis der singer-songwriter-folk-pop-rock-anhängerschaft finden lassen. auch wenn "Silence / Win" (universal/polydor/island) nicht wie in seiner heimat für charterfolge sorgen wird. an der radiotauglichkeit der tracks dürfte das nicht liegen. vielmehr vielleicht daran, dass wirkliche alleinstellungsmerkmale etwas fehlen. dabei muss ich sagen, dass mich die stimme von mister churchill manchmal angenehm an bon iver erinnert. vergleichbare songkathedralen sucht man hier jedoch vergebens. und auch der etwas misglückte reggae-versuch in "canopy" gerät nicht zum glanzstück. am besten gefällt mir dies platte, wenn sich churchill stark reduziert und rein akustisch in schönen harmonien verliert. live zu hören sind diese dann im september hier auf dem reeperbahnfestival. und bei folgenden weiteren dates: 

11.09.2015 Stuttgart, Club ZwölfZehn 
12.09.2015 München, Milla 
16.09.2015 Wien (AT), Arena Wien 
19.09.2015 Dresden, Ostpol 
20.09.2015 Münster, Pension Schmidt 
21.09.2015 Hannover, Lux 
22.09.2015 Frankfurt, Sankt Peter Cafe 
23.09.2015 Nürnberg, Club Stereo 
25.09.2015 Berlin, BI NUU (ehem. Kato) 
27.09.2015 Köln, Studio 672 
28.09.2015 Heidelberg, Kulturhaus Karlstorbahnhof

Sonntag, 2. August 2015

don broco: automatic. album, single, clip

"Automatic" (epic/sony music) hieß bereits die vorab ausgekoppelte single bzw. videoclip, nun steht ab freitag das gleichnamige album von Don Broco in den läden. und nicht ohne grund sagen die briten: “Das sind wir, das ist unser Sound. Wegen diesem Album sollen uns die Leute kennenlernen.“
Mit quietschenden Reifen kommen sie mit ihrer zweiten, bisher ambitioniertesten Platte aus den Blocks von Bedford geschossen. Angefangen beim groovenden Opener „Superlove“ und dem treibenden „Keep On Pushing“ hin zur kraftvollen DJ-Fresh-Kollaboration „Fire“ brechen sie auf „Automatic“ aus ihren etablierten Rock-Wurzeln aus, um einen neuen Don-Broco-Sound zu kreieren. Dabei gewinnt das typische Upbeat-Rock-Drama mit Einflüssen aus Pop, Funk und Dance erst richtig an Würze. Somit bezeichnet dieses Album die vielleicht aufregendste Stufe ihrer Band-Karriere.
Produzent und Grammy-Award-Preisträger Jason Perry war nicht ganz unbeteiligt daran, dass die Platte so harmonisch klingt. Er brachte der Band bei, nicht immer perfekt sein zu wollen. Nicht die Perfektion, sondern das Feeling und die Verbindung zueinander macht ein Album erst wirklich gut. So wurden beispielsweise die Gitarren zu „What You Do To Me“ in Toms Schlafzimmer aufgenommen. Gutes sollte man eben nicht hinterfragen.
Sondern einfach hingucken: