Sonntag, 28. Juni 2009

the butterly effect, die dritte. review

eine durchaus interessante frage, gerade bei der beurteilung von progressiven bands, stellt für mich deren songwriterischer ansatz dar. während viele, gerade renommiertere formationen mit umfassenden output mit zunehmendem alter immer songdienlicher und fokussierter agieren, bildet das umgekehrte phänomen meist die ausnahme. anders im falle der australier von The Butterfly Effect. ihr debüt war damals noch ein sauber arrangiertes, dicht produziertes rockalbum, das neben singles wie "always" auch vor der heimischen stereoanlage verdammt gut funktionierte. das quartett aus brisbane wusste mit sänger clint boge einen ausgezeichneten sänger in seinen reihen, der besonders mit seinen cleanen, hypnotischen vocals begeistern konnte und kann. jenseits der heimat stellte sich doch weder mit dem erstling noch mit dem nachfolger der gerechtfertigte erfolg ein. mit "Final Conversation Of Kings" (superball music/spv) wird nun jedoch alles auf eine karte gesetzt: ein fähiges label, stimmige äußere umstände (artwork!, sound!!) sowie exquisite, sehr komplexe songst mit teils herausragender melodieführung sollten zielgruppen von dredg-fans bis hin zu postrock- und progressive-hörern umschließen. the butterly effect überzeugen dabei mit genau dem mut, single-kompatibilität hinten an zu stellen und stattdessen ein atmosphärisch stimmiges, konsequent wachsendes werk vorzulegen. positive resonanz sollte ihnen diesmal also auch bei uns, zumindest in audiophilen kreisen, sicher sein.

Samstag, 20. Juni 2009

enter shikari. common dreads

auch wenn sich bekennende anhänger des debüts unter umständen genervt abwenden werden: Enter Shikari tun das einzig richtige, wenn sie mit dem nachfolger einen nicht ganz kleinen stilbruch vollziehen. denn das konzept ihres "nintendo-core" hätte sich spätestens jetzt überlebt. und so versuchen sich die englänger auf "common dreads" (ambush reality/warner) an richtigen songs. und das zumindest teilweise mit erfolg. "juggernauts" beispielsweise kling im refrain frappierend an die alten taking back sunday. ich hätte zudem nicht gedacht, dass die vier auch nur mit einer akustikgitarre bestehen können... um im nächsten moment (natürlich) in atari teenage riot-manier loszupoltern. auf derartigem terrain bewegen sie sich nach wie vor am sichersten. dazu kommt: die drum'n'bass-elemente, breakbeats und neuerdings sogar hiphop-anleihen (nicht nur der akzent der rap-passagen erinnert vehement an mike skinner!) funktionieren besser denn je; nicht zuletzt aufgrund deutlich hörbarer fortschritte im programming. der spannungsbogen hält so über die gesamten 15 songs an - selbst wenn an ein einigen stellen die ganz großen ideen fehlen. mit ihrem partytauglichen mix aus prodigy, the streets und refused sichern sich enter shikari jedenfalls nicht nur ein erfolgreiches bestehen auf den festivalbühnen in diesem sommer, sondern vielleicht sogar in kreativer hinsicht die zukunft...

Mittwoch, 17. Juni 2009

dilla, nemesis & arrogance. hiphop than & now

die verklärung zu legenden nach dem tod von künstlern gehört zu den, sagen wir mal: üblichen phänomenen. weshalb auch das schaffen von hiphop-produzent J Dilla im nachhinein gern ausschließlich euphorisch betrachtet wird. das unter seinem kreativen wirken rückblickend nun auch einiges als gold tituliert wird, was eigentlich nicht wirklich glänzt, fällt dabei gern unten durch. umso überraschender, als mit "Just Stay Paid" (nature sounds/groove attack) posthum sein vielleicht stärkstes album veröffentlicht wird. unter der regie von pete rock werden hier 28 instrumentale hinterlassenschaffen aufbereitet: von skizzenhaften intermezzos bis hin zu vollwertigen tracks reicht die spannbreite, welche zudem von einer exquisiten gästeliste komplettiert wird. unter anderem wu-tang raekwon, black thought (the roots) sowie mobb deeps havoc erweisen j dilla die letzte ehre. auf einem album, welches dieses attribut ausdrücklich verdient. nicht zuletzt, weil das gesamtwerk zwischen hiphop-wurzeln, puren elektrobeats und madlib-artigen soundvisionen jederzeit schlüssig wirkt.

auf umwegen fand dieses album den weg in die bmusic-redaktion. denn Nemesis And Arrogance sind bislang wohl ausschließlich der britischen hiphop-szene ein begriff - und selbst dort noch dem untergrund vorbehalten. wenngleich es dank moderner vertriebswege kein großes problem sein sollte, "Present Da Real Sho" (real records/import) zumindest digital zu erwerben. und obwohl das schwarz-weiße duo, bestehend aus produzent und mc, jenseits des hier populären grime-stils agiert, können sie mit diesem 21 tracks umfassenden mixtape punkten. durch hiphop mit reichlich melodien, dezentem ragga-einschlag sowie einer angenehm unaufgeblasenen produktion bleibt die im radio-show-stil gehaltene cd konsequent kurzweilig. nicht zuletzt aufgrund unzähliger features kompetenter interpreten, von denen man hierzulande noch nie gehört hat... ich hätte nichts dagegen, dieser kollaboration in zukunft noch öfter zu begegnen!

Dienstag, 16. Juni 2009

god fires man. life like

ihre geographischen wurzeln mögen in new york city liegen. viel interessanter aber klingt die musikalische herkunft von God Fires Man. sänger arthur sheperd beispielsweise kennt man von mind over matter sowie den ewig glücklosen errortype:11. gitarrist joseph grillo war mit garrison für ein paar exzellente songs bei seiner alten heimat revelation records verantwortlich. bleiben noch drummer drew thomas (bold, into another, walking concert) sowie bassist john wilkinson - übrigens der einzige, zu dessen vergangenheit sich das info ausschweigt. nichtsdestotrotz verhilft gerade sein spiel dem sound zum entscheidenden kick. das ergebnis klingt ziemlich genau nach der art sound, welche zu seiner hochphase völlig zu unrecht eher mit kritik denn mit lob bedacht wurde: "Life Like" (arctic rodeo/alive) erinnert immer wieder an die glanzvollen momente von formationen wie beispielsweise only living witness: hier wird der post-hardcore von bands wie quicksand höchst songdienlich weiterentwickelt. und mischt sich unter zuhilfenahme von knackigen riffs sowie ein paar beinahe grungigen melodiebögen zu einem groovig-hymnischen bastard. mit köpfchen, ohne pathos. cd-käufer müssen bei diesem zweitwerk übrigens mit nur neun songs vorlieb nehmen, während sich vinyl-liebhaber über drei extra-tracks freuen dürfen. beiden fraktionen sei noch mit auf den weg gegeben, dass das hamburger arctic rodeo label noch in diesem jahr das debüt von god fires man - ebenfalls mit bonustracks - wiederauflegen wird.
  • den track "kill the pundits" findet ihr hier als kostenlosen mp3-download.

Montag, 15. Juni 2009

bestandsaufnahme. 06/09

mit ihrem entzückenden deutschland-debüt - in ihrer heimat bringt sie es längst auf eine gute handvoll tonträger mehr - konnte Miss Li hierzulande zumindest einen achtungserfolg einfahren. im zweiten anlauf sollte es nun auch auf breiterer ebene funktionieren. selbst wenn sich der charme des vorgängers in eine andere richtung entwickelt: wo Miss Li dort noch nach einer quirligen, überdrehten und irgendwie thrashigen weiblichen variante ihres landsmannes moneybrother klang, wirkt "Dancing The Way Home" (devil duck/indigo) eine ganze ecke erwachsener. das finde ich zum einen natürlich schade; anderseits stoßen die kompositionen so vielleicht auf würdige resonanzen. als songwriterin spielt die schwedin nämlich längst in der oberen liga. miss li alias linda carlsson tänzelt vor allem auch 2009 durch die verschiedensten stilformen populärer musik, wenngleich die zutaten nun etwas moderater gewählt werden. am ende bleiben dennoch elf wirkliche songperlen, die beweisen, wie effizient eine gute hook, liebevolle instrumentierung und ein extrovertierter charakter zusammenwirken können. überaus schön!

The Living End und der punkrock gehen seit geraumer zeit getrennte wege... wovon man sich mit einiger verspätung (den neuen longplayer gab es hier bis heute nur als import) nun auch bei uns überzeugen kann: "White Noise" (universal music) atmet in seinen besten momenten einen gewissen flair von the clash. vor allem aber klingen die australier nach breitbeinigem rock. daran nicht ganz unschuldig: der zweifellos fette, furztrockene sound. und doch gelingt es auch diesmal nicht, an die relevanz der eigenen vergangenheit anzuknüpfen. zu wenig nachhaltig klingen die songs, zu direkt verpulvert das trio sein feuer. und wo den beatsteaks mit "smack smash" mit vergleichbarem ansatz der große coup gelang, müssen sich the living end (zumindest abseits der fanhysterie in ihrer heimat) weiterhin mit "die-sind-schon-ganz-nett"-kommentaren begnügen.

das songverständnis von xiu xiu bleibt für minuten spürbar, die extravaganten hymnen einer kate bush treffen auf die audiophile experimentierfreude von hanne hukkelberg: so oder so ähnlich kann man die musik der ebenfalls aus skandinavien stammenden Wildbirds & Peacedrums umschreiben. in ihrer heimat schweden bereits preisgekrönt, lassen sich auf "The Snake" (haldern pop/cargo) tatsächlich eigenwillig bis verschrobene klangmuster erkennen, die von dem duo mariam wallentin (vokalhysterie und mehr) plus andreas werliin (drums und mehr) in, naja, songformat gegossen werden. ein sehr dominierendes, beinahe archaisches schlagzeugspiel bildet zumeist den antrieb für das spröde songmaterial, welches die idee des debüts "heartcore" zu ende denkt: während "the snake" darf man staunen, sich konzentrieren oder auch lachen - einmalig bleibt das album zu jeder zeit. manchmal kommt so eine platte einfach genau zum richtigen zeitpunkt: draußen will sich partout der sommer nicht einstellen, stattdessen regnet es bindfäden und richtig warm war es für einen juni schon ewig nicht mehr. autritt The Gentle Lurch: der band aus dem kumpels & friends umfeldes aus dresden mag man im falle von "The Beat Of The Heart Is The Beat Of The Boss" (schinderwies/broken silence) erstmal größenwahn unterstellen; aber ihr zweitwerk macht als doppel-cd durchaus sinn. zum einen, weil die spielzeit trotz allem überschaubar bleibt. zum anderen jedoch, weil es sinn macht, die 14 songs auseinander zu dividieren. so klingt die erste hälfte weitaus differenzierter instrumentiert - und auch die lambchop- bzw. kurt wagner-reminiszenzen werden dank "sprech-gesang" in diesem zuge ungleich konkreter. zumindest so lange, bis das trio cornelia mothes mit ihrer wunderbaren stimme ans mikrofon lässt. bei aller folklore-lastigkeit und americana-stiltreue haftet "the beat of the heart..." jedoch zu jeder sekunde etwas angenehm augenzwinkerndes, sympathisch unfertiges an. was das schön aufgemachte werk am ende doch zu etwas ziemlich großem macht.

Sonntag, 14. Juni 2009

gossip, speech therapy. womanizer

ich kann nur hoffen, dass lado a.k.a. l'age d'or - das hamburger label welches Gossip einst für den deutschen markt zugänglich machte - am gigantischen rummel um die band bzw. ihre frontfrau beth ditto mitprofitiert. denn exzellente songs konnte das trio ja bereits in der vergangenheit schreiben. auf "Music For Men" (columbia/sony) stellt man nun nicht noch einmal allein dies unter beweis, sondern brilliert zudem mit einer wirklich exzellenten rick rubin produktion. denn ganz klar: der superreduzierte, organische sound verleiht dem material so etwas wie den "finalen punch". und hat trotz disco-attitüde nichts mit den hochglanz-kontakten ditto's in richtung lagerfeld und konsorten zu tun. "music for men" dürfte stattdessen zeitgleich das dreckigste und konsumträchstigste werk (die single-kompatibilität liegt bei etwa 85%) von gossip sein. das album stellt somit eine beachtliche gratwanderung zwischen integrität und mass-appeal dar, wie sie sonst kaum jemand zustande gebracht hat.
wesentlich weniger offensiv dagegen agiert Speech Debelle. die aus dem süden london stammende rapperin entstammt dem kreativen umfeld von roots manuva, welcher in "wheels in motion" gar zum duett antritt. dessen soundverständnis "Speech Therapy" (big dada/rough trade) jedoch insgesamt nur zum teil prägt. die andere hälfte erinnert an spoken word-künstlerinnen wie ursula rucker. auf der basis von hiphop-soundkonstruktionen erzählt sie reflektiert, ja beinahe entspannt ihre geschichten zwischen urbanität und intimität. die 25-jährige legt dabei ein erstaunliches selbstbewusstsein an den tag, prägt mit charmantem akzent eine durchaus eigene klangidee zwischen elektro, downbeat und grime. erwähnenswert zudem, dass die 13 tracks trotz teils jazziger instrumentierung, imposanter breaks sowie der durchaus nachdenklichen grundstimmung niemals verkopft wirkt. fazit: ein auf den ersten blick vielleicht sogar unscheinbares, in wirklichkeit jedoch ganz großes debütwerk.

Donnerstag, 11. Juni 2009

still believe? hardcore-bestandsaufnahme 06/09

der name slipknot begleitet das debüt von Dirtfedd konsequent: produziert von deren clown shawn craham stapft "The American Nightmare" (koch/groove attack) auch stilistisch in sehr ähnlichen gefilden. anstelle der epischen, neuerdings melodischen breite ihrer vermeintlichen vorbilder agiert das sextett allerdings deutlich wirrer und vielfältiger. neben tribal-drumming hört man metalcore-elemente, jazz-eskapaden, industrial-artige samples und dazwischen immer wieder: refrains, deren wiedererkennungswert die etwas altbackene aggression recht gut entkräftet. wirklich innovatives hört man bei dirtfedd somit nur in ausnahmefällen (zum beispiel bei dem fiesen orgelpart im titeltrack) - fans von slipknot und vergleichbarer kost machen hier dennoch wohl keine fehler!

durchgereicht von label zu laben - nach victory dienten ja zuletzt alveran records als veröffentlichungsbasis - sind die Hoods nun bei i scream angekommen. und markieren mit "Pit Beast" (i scream/cargo) den traurigen tiefpunkt einer zwischenzeitlich durchaus hoffnungsvollen karriere. im jahre 2009 bleibt allerdings nur tausendmal durchgekauter bollo-hardcore, der selbst in den versucht witzigen momenten ausgelutscht klingt. sogar wenn ein paar der songs hier noch arsch treten, zu einem "pit beast" wird da nur noch der fronthirsch selbst. doch mike hood hat seinen laden über die jahre hin schlichtweg heruntergewirtschaftet: meine herren... das war's dann wohl endgültig! ganz zu schweigen davon, dass bei ärgerlichen zwanzig minuten spielzeit der "value-for-money"-gehalt einmal mehr gegen null tendiert, vor allem, wenn es den zehn tracks (plus obligatorischer agnostic front-coverversion) auch noch an ideen mangelt...

respekt an das überlegte handeln von gsr music: nachdem man zuletzt arkangel für das gar nicht immer so hochkarätige labelrooster gewinnen konnte, kommen nun auch die lange von der bildfläche verschwundenen Kickback mit einem neuen longplayer über die niederländische company von theo coumans. deren output und liveshows dabei ähnlich legendären, beinahe mystischen status besitzen wie im falle der belgier. "No Surrender" (gsr music/cargo) schlägt nach dem motto "older, colder, stronger" in eine ähnliche kerbe wie der bandklassiker "cornered": angetrieben von der scheußlichen keifstimme von frontmann stephen mosht sich das quartett durch elf tracks, die immer wieder von atmosphärischen parts und (französischen) spoken words-einlagen durchbrochen werden. was das ergebnis noch kränker klingen lässt, als sämtliche vorherigen releases. bleibt die frage, ob und wie kickback dieses bastard live umsetzen können. und die hoffnung, dass die alten alben der franzosen doch noch einmal zu vernüntigen konditionen wiederveröffentlicht werden...

apropos belgien: dort machen auf gleichem label The Setup seit nunmehr drei alben ganz herausragende musik zwischen turmoil und the hope conspiracy. dies gilt auch und insbesondere für "Torchbearer" (gsr music/cargo). den ersten longplayer ohne den füheren sänger dries nutzte man gleich für eine kleine kurskorrektur: das neue material klingt eine spur direkter, nicht zuletzt durch den häufigeren einsatz von gangshouts (die auf dem vorgänger nur ganz punktuell akzente setzten). auch den bassist verlor man übrigens - ganz im einvernehmen an die landmänner von born from pain. die sich im gegenzug mit einem gastspiel hier revanchieren. das wichtigste aber: the setup benötigen nach wie vor weder komplexe songstrukturen noch übermaßig metallische zitate, um ihre zerstörerische wirkung zu entfalten. einzige mankos: die vocals von krist deweerdt brüllen eine spur zu monoton. und auch die leicht defizitäre produktion nimmt einen hauch von der euphorie, die "minster of death" seinerzeit bei mir auslöste. nichtsdestotrotz beiben the setup aber die ganz großen kandidaten im europäischen untergrund - und würden mit "torchbearer" selbst auf ausnahmecompanies wie deathwish inc eine formidable figur abgeben. ebenfalls empfehlenswert: die vorab veröffentlichte ep "crawl and reign" mit fünf exklusiven tracks sowie wunderbarem hafenimpressionen-coverartwork...

Dienstag, 9. Juni 2009

playing for change. beinahe gut

zugegeben: die idee hinter "playing for change" (universal) ist ebenso simpel wie genial: die mitinitiatoren dieses projektes bereisten weit abgelegene plätze dieses planeten, um straßenmusikern zu begegnen, zu filmen und aufzunehmen. keb' mo und bono gehören zu den prominenten namen, die einem hier im hintergrund begegnen; die federführung lag in den händen von musikproduzent mark johnson aus israel, südafrika, dem himalaya und von vielen weiteren orten dieser erde stammen seine interpreten, welche sich teilweise nie gesehen haben und dennoch in gemeinsamen songs auftauchen.
genau hier aber verpufft die brillante idee jedoch im seichten: anstelle den vielen besonderen künstler allernorts auf den straßen ein denkmal mit ecken und kanten zu setzen, bestehen die zehn tracks zum größten teil aus coverversionen von standard-material: "stand by me", "one love" oder "talkin' bout a revolution" klingen in diesen interpretationen zwar nett, setzen aber kaum akzente. nicht zuletzt deswegen, weil die aufnahmen irgendwie künstlich geglättet wirken. daran ändert auch die wertige bonus-dvd nicht, welche anhand von videoclips einen noch tieferen einblick in die interessante entstehungsphase von "playing for change" zulässt.

Sonntag, 7. Juni 2009

dredg: album und tour. support: expatriate

morgen starten Dredg ihre deutschland-tour in hamburg. im gepäck haben sie neben liebgewonnenen songs der drei alben umfassenden vergangenheit auch die tracks des aktuellen longplayers "The Pariah, The Parrot, The Delusion" (universal music). und entgegen anderslautender pressemeinungen bin zumindest ich durchaus angetan vom schritt zurück in die eigene vergangenheit. denn wo mir "catch without arms" eine spur zu oberflächlich durch popgefilde schluderte, finden dredg auf den 18 neuen kompositionen (darunter wieder zahlreiche interludes) den passenden spagat zwischen großen refrains mit radiotauglichkeit und überlegten artrock-kabinettstückchen. insofern freue ich mich erstmal, dass die band (wohl nicht nur) meiner kritik zum vorgänger rechnung getragen hat... und neben einem hochkarätigen artworkt endlich wieder die langzeitwirkung überzeugt. schön zu hören außerdem, dass sich das soundkonzept von dredg nach wie vor nicht überholt hat: die formation um sänger gavin hayes hat sich eine ziemlich eigene schublade eingerichtet, in der gerne noch verweilt werden darf.

den passenden support für die fünf termine fand man in Expatriate, die in ihrer heimat australien schon groß abgefeiert werden. und mittlerweile nach berlin (!) umgezogen sind... mit der ep "Home" (pias germany) gibt es einen vorgeschmack auf ihr bei uns mit reichlich verspätung erscheindendes debütalbum “in the midst of this”. zwei songs davon sind auch hier enthalten, die anderen beiden exklusiv. alles in allem bringt ihr sound die eskapaden von dredg auf einen simplen nenner; zudem wirken in dem mix aus rock, pop sowie einer prise elektronischer untermalung doch die errungenschaft von vorbildern wie the church. fazit: als vorgeschmack mindestens interessant, als vorband eine nette chance, sich mit den nächsten potentiellen indie-durchstartern vertraut zu machen.

tourdaten dredg, supprt: expatriate
08.06. Hamburg – Gr. Freiheit

09.06. Berlin – Huxley's

11.06. Bochum – Zeche

12.06. Aschaffenburg – Colos Saal

16.06. Bochum – Zeche

Freitag, 5. Juni 2009

hiphop. shortcuts

Roc C konnte sich durch diverse features und via dem empfehlenswerten stones throw-debüt einen namen in der amerikanischen underground-rapszene machen. gemeinsam mit produzent imakemadbeats, ebenfalls eher ausgemachten kennern ein begriff, erschufen die beiden nun das album "The Transcontinental" (e1/groove attack). wofür roc c einmal mehr reichlich kollaborationen einfädelte. die reichen vom mittlerweile glücklosen mic geronimo (welcher einst den kontakt zu seinem produzenten darstellte) hin zu big pooh und chino xl, die "the warriors" zu einem seltsam kruden track machen. doch so wirklich griffig wird es während der 14 songs selten. "the transcontinental" bleibt schließlich irgendwo zwischen mysteriös, beliebig und ein paar im ansatz zündenden idee hängen. langfristig könnte da sicher mehr drin sein; das zweifellos vorhandene potential beider fraktionen verbindet sich 2009 jedoch noch nicht zur eigentlichen durchschlagskraft.

lange hat es gedauert, bis das erste soloalbum des jurassic 5 mc's seinen weg an das licht der öffentlichkeit fand (als trost gab es 2006 immerhin ein mixtape namens "welcome to the fish market"). doch seit "feedback" sind nun auch schon drei jahre ins land gezogen, in denen Chali 2na offensichtlich die zeit fand, "Fish outta Water" (decon/groove attack) den entscheidenden feinschliff zu verpassen. als prominenter gast fand sich unter anderem beenie man ein, die vorab-single "lock shit down" mit talib kweli dürfte den meisten ebenfalls schon bekannt sein. naheliegend auch, dass die solo-veröffentlichung des ebenfalls als autor und maler aktiven rappers vor allem seine persönliche seite offenbart: so geraten die 15 tracks zu weit mehr, als nur einem ableger der mittlerweile aufgelösten rap-legende j5. hier dominiert nicht allein chali 2na's eigenwillig deepe stimme, es sind auch die inhalte die akzente setzen. ob sich die jahrelange wartezeit gelohnt hat, vermag ich noch nicht zu urteilen. ein weit überdurchschnittliches solowerk wird hier so oder so kredenzt.

Mittwoch, 3. Juni 2009

placebo. die krux mit dem namen

nach gefühlten dekaden jenseits der veröffentlichungsfront sowie einem markanten besetzungswechsel scheinen Placebo eines ganz gehörig vermisst zu haben: ihren fans die großen hymnen darzubieten. und so klingt "Battle For The Sun" (pias germany) direkter, eingängiger und... tja... irgendwie auch etwas gesetzter als sämtliche bisherigen alben. da darf schonmal mitgeklatscht geklatscht werden, wenn die engländer ihre 13 tracks (übrigens auf neuem label) präsentieren. doch selbst wenn die stimme von brian molko charakteristisch wie kaum eine andere vibriert: die stets so besondere atmosphäre der vorgängerwerke wird diesmal einfach nicht erreicht. vielleicht auch deswegen, weil sich die musik ähnlich dem coverartwork zunächst so gar nicht düster zeigen will: "for what it's worth" beispielsweise zeugt vielmehr von ungetrübter lebensfreude. sicherlich kein schlechtes zeichen; aber irgendwie nicht das, was die einzigartigkeit von platten wie "black market music" ausmachte. von der chronischen melancholie spürt der hörer erst in der zweiten hälfte von "battle of the sun" wieder. bis dahin allerdings gilt es so manche offensive singleauskopplung zu überwinden, welche die fans von placebo spalten dürften. verstehen wir uns nicht falsch: dies markiert beileibe kein schlechtes album. dafür sind einfach zu viele ohrwürmer und wirklich gute songs enthalten. wer sich aber eine derart konkrete anspruchshaltung einbrockt, muss mit den konsequenzen solcher kurskorrekturen (alterserscheinungen?) leben.

Montag, 1. Juni 2009

außen hart. innen weich

auch wenn skandinavien in dieser szene alles andere als spärlich besetzt ist: Necrophobic bleiben ein unikat. und das demonstrieren sie mit jedem neuen album. ganz aktuell mit "Death To All" (regain records/soulfood). acht klirrenden, peitschenden, finsteren tracks, welche die stockholmer auf dem höhepunkt ihrer karriere zeigen - dass eben dieser irgendwo in den tiefsten regionen der hölle rangiert, darf zum schmunzeln anregen. wo man als hörer doch sonst nicht viel zu lachen hat bei diesem sound, der sich grob irgendwo zwischen den labelmates von marduk und ihren alten bekannten von dissection einsortieren ließe. schön vor allem, dass bei allen gemeinheiten immer noch reichlich harmoniebögen und detailverliebte gitarrenspielereien anzutreffen sind. natürlich verpackt in eben jene besondere atmosphäre, welche necrophobic im 20. jahr ihres bestehens (!) besser denn je umzusetzen vermögen.

die entwicklung von Neaera verfolge ich seit meiner ersten begegnung mit dem metalblade-debüt "the rising tide of oblivion" zwar mit aufmerksamkeit, jedoch ohne sonderliche hingabe. so war mir ihr irgendwo zwischen skandinavien-gitarrenarbeit und bolt thrower-eskapaden angelegter sound immer eine spur zu wenig eigenständig und packend, als dass ich mich mit den sympathisch wirkenden münsteranern tiefergehender beschäftig hätte. so wirklich ändern will sich das auch mit "Omnicide - Creation Unleashed" (metal blade/spv) nicht wirklich. trotz oder gerade weil man sowohl instrumental als auch soundtechnisch nichts anbrennen lässt: auf mich machen die zehn neuen tracks wieder einen etwas zu klinischen eindruck, wenngleich sich immer wieder packende passagen entdecken lassen. auf die ganze spielzeit fehlt neaera für meine begriffe weiterhin der funken extravaganz, der sie aus dem - nicht selten hochkarätigen - zirkus ähnlich gelagerter bands abheben lässt.

fast kommt der genuss von "Children Of The Dark" (massacre records/soulfood) einem trip in die neunziger gleich: so wie die sechs finnen von Eternal Tears Of Sorrow ihren gothic-metal mit cleanen und dreckigen vocals anreichern, wie sie das keyboard selbstbewusst einsetzen aber niemals die oberhand gewinnen lassen... so hat man das seit seligen lake of tears- oder frühen sentenced-zeiten selten gehört. auch, weil man auf dem mittlerweile sechsten longplayer den poppigen elementen immer genügend kernigkeit entgegen setzt. und nur ganz sparsam mit den offenbar obligatorischen female vocals arbeitet. hapern tut es deshalb an anderer stelle: wirkliche songs mit langzeitwirkung haben e.t.o.s. nach wie vor nicht am start. wer sein anachronistisches faible ausleben will, wird mit den zehn tracks dennoch ganz gut bedient.

traurig eigentlich, dass es nach dekaden an hardcore-bands immer noch einer ausnahmestellung gleich kommt, wenn sich darunter auch 'mal frauen mischen. im falle Reaching Hand kann man sogar von einer "female fronted band" sprechen... soll heißen, mit sofia o nimmt hier endlich einmal wieder eine frau das mikro in die hand. und bleibt dabei, im gegensatz zu einigen kolleginnen in diesem genre, durchaus feminin. zwar drückt die formation aus portugal auf dieser fünf-track-cd mächtig auf die tube, doch gerade in kombination mit den harmonischen gitarrenleads weiß die energische stimme zu gefallen. "Threshold" (chorus of one/import) erinnert so an einen zündenden mix aus youthcrew-hardcore der alten schule mit einer prise punkrock a lá good riddance. das ergebnis überzeugt auf ganzer linie... nach einem demo und dieser ep wäre es denn nur langsam zeit für den debütlongplayer!