Sonntag, 30. Mai 2010

jahcoozi. neues album/clip/single

das dritte album von Jahcoozi ging auf background music bislang ohne wirkliches review von statten. was keineswegs heißen soll, dass meine begeisterung für das berliner kollektiv geschmälert wäre, sondern vielmehr dem tribut an die unbefriedigende formel "persönliches zeitkontingent vs. veröffentlichungsflut" geschuldet ist. auch "Barefoot Wanderer" (bpitch control/rought trade) jedenfalls wurde wieder ein monster aus sasha pereras' vocals zwischen m.i.a. und tricky (!) sowie einem elektrisch-eklektischen soundkosmos. denn die formel geht auf: frickelelektronik fusioniert mit tanzbar-zündenden dance-elementen; metertiefe basslines und vertrackte breaks implodieren zwischen breakbeat, jungle, triphop, soul, punk und rap. diesmal unter anderem mit unterstützung von m.sayyid vom antipop consortium sowie einigen ambientartigen flächen. keine frage: jahcoozi sollten längst größer sein. wovon nun auch folgender clip zum opener bzw. der singleauskopplung "barefoot dub"kündet:

Donnerstag, 27. Mai 2010

emorock. generationsübergreifend

zwei neue platten, bei denen es rezensenten eigentlich denkbar einfach haben. ein paar große vergleiche sind schnell gezückt, phrasen flux gedroschen. quasi nach dieser kurzformel: Far und Disco Ensemble vertreten die zweite und dritte generation einer szene, die in der schublade "emo" mittlerweile nicht zu unrecht verstaubt. ein genauerer blick auf die beiden reanimationsversuche lohnt sich dennoch.
wobei die finnen von disco ensemle vielleicht sogar die bequemere ausgangsposition inne haben. immerhin konnten sie bislang noch mit jedem album einen entscheidenden kommerziellen schritt nach vorne machen. was schon vor fünf jahren mit „first aid kit“ mit massivem radioairplay in unseren breitengraden startete. und auch "The Island Of Disco Ensemble" (fullsteam/pias) weiß mit dem langjährigen partner fullsteam sowie pias als neuem vertieb durchaus fähige partner im rücken. welche sich angesichts der singletauglichkeit dieses viertwerkes keine sorgen machen müssen. es sollte schon mit dem teufel zugehen, wenn das quartett mit seiner mittlerweile beachtlichen erfahrung nicht wieder dankbare abnehmer findet. auf der bühne oder auch in den einschlägigen discotheken. und weil miikka, mikko, lasse und jussi nochmal mehr an ihrem songwriting gefeilt haben, gönnt man ihnen die weiteren zu erwartenden triumphe gerne. denn ihnen gelang ein charmantes, ebenso detailverliebtes wie abwechslungsreiches werk, welches sie mit vorsichtig genrefremden zitaten galant aufgewertet haben. doch dieser moderne anstrich verkommt weder zur farce noch kann man dem quartett irgendwelche „nu-rock“ tendenzen vorwerfen. ihnen gelang schlichtweg der nächste schritt aus dem übermächtigen schatten der diversen vorbilder.

apropos vorbilder: da wären wir ja genau beim thema. doch ob die umtriebige seele von jonah matranga jemals ihre ruhe findet? nach gratitude, new end original und onelinedrawing sowie diversen veröffentlichungen unter eigenem namen geht der schritt 2010 jedenfall zurück: "At Night We Live" (arctic rodeo/alive) markiert - nach gut einer dekade totaler funkstille - das dritte album seiner ohne frage wichtigsten band far. deren vorgänger "water & solutions" nicht nur für mich zu den absoluten ausnahmehighlights der spätneunziger emo-veröffentlichungen gehörte. mit einem erfolg, welcher sich erst nach dem ableben der formation und auch dann nur stück für stück einstellte. immerhin markiert das album aus dem jahr 1998 doch den übergang vom hardcore/rock-moment matrangas’ hin zu seiner entdeckung des pop. und rührt nicht nur mich noch heute zu tränen, sondern steckt im vorbeigehen sämtliche deftones-soundalikes der neunziger bis zur gegenwart in die tasche.
das neue material knüpft nun nahtlos an alten glanzleistungen an, wenngleich die produktion für meine begriffe etwas zu nüchtern klingt. doch mit tracks wie "burn" oder dem großen opener "deafening" packt einen wieder dieses besondere gefühl. für welches sicherlich auch shaun lopez mitverantwortlich ist: kümmerte sich der zwischenzeitlich mit the revolution smile aktive gitarrist diesmal doch sogar um die aufnahme. womit er die zweite tragende säule für die - soviel steht fest - absolut erfolgreich reanimierte band von matranga bleibt. über dessen letztes soloalbum (ebenfall via arctic rodeo recordings erschienen) schrieb ich seinerzeit: "für meinen teil hänge ich wohl trotzdem so hilflos in der vergangenheit, dass ich die fantasie nicht loswerden kann, matranga würde mit einer ordentlichen portion „punch“ auch heute noch zu ungeahnten höchstleistungen im stande sein". was zu beweisen war. danke dafür!

Mittwoch, 26. Mai 2010

woven hand, lilium. die heilige zweifaltigkeit

david eugene edwards meldet sich zurück im heimischen schoß des glitterhouse-labels. mit einem neuen woven hand album. und als wäre das nicht anlass genug zur euphorie, kehrt auch noch sein kollege aus 16 horsepower tagen zurück: pascal humbert veröffentlicht mit seiner band Lilium den dritten longplayer in zehn jahren. und "Felt" (glitterhouse/indigo) führt den prozess konsequenter veränderung fort. was den projektcharakter hinter dem namen lilium noch schüren möchte, erweist sich jedoch als bedachte horizonterweiterung: an den vocals übernimmt diesmal hugo race den zentralen part; welcher ja kürzlich schon mit dem dirtmusic-zweitwerk phänomenal zu überzeugen wusste. unterstützung kommt neben weiteren von kal cahoone, die bereits auf "short stories" zu hören war. zusammen mit einigen reinen instrumentalstücken entsteht diesmal ein album, welches weniger einsamkeit und epische (wüsten-)szenarien entwirft. vielmehr klingt diesmal eine art "metropole melancholie" durch: ambientsounds und eine urbane americana-variante führen dieses spannende projekt wohlbehalten ins neue jahrzehnt.
dort, wo "ten stories" endete, knüpfen die zwölf neuen kompositionen von wanderprediger david eugene edwards relativ nahtlos an. und lediglich der zurückgenommene anteil an rockigen momenten sowie ein mehr an traditionellem songwriting spinnt die von vielen ersehnte rückbesinnung auf die eigene Woven Hand vergangenheit weiter. so passt es prima ins bild, dass mit humbert sein alter 16hp-wegbegleiter zurück an akustik- und e-bass kehrt; auch bei den anstehenden konzerten. auf "The Threshingfloor" (glitterhouse/indigo) verbreitet edwards also auch 2010 seine fanatische, nicht selten hypnotische gottheitslyrik, wie ich sie anderen künstlern wohl kaum verzeihen würde. doch das material wird abermals von jener eigentümlichen atmosphäre begleitet, die zu kreieren sonst niemand imstande scheint. manches mag deshalb mittlerweile bekannt klingen; dennoch ziehen mich die songs diesmal deutlich mehr in den bann als auf den etwas zwiespältigen vorgängern. in der außergewöhnlichen diskographie des protagonisten könnte man das neue album am ehesten neben "consider the birds" einordnen. denn inspirierter - das will auf diesem level einiges heißen - klangen woven hand selten. fazit: edwards beschreitet seine musikalische zunft weiterhin exaltiert, ja manisch. jedoch endlich wieder mit nachvollziehbaren, zwingenden kompositionen als basis.

Dienstag, 25. Mai 2010

k'naan & reflection eternal. rappers delight

an dem wird es diesen sommer todsicher kein vorbeikommen geben: K'naan hat sich mit der "Troubadour Champion Edition" (universal), einer neuauflage seines letzten albums, die rente gesichert. denn selbst wenn die songs allesamt bereits im jahr 2008 produziert wurden (was angesichts einer abrechnung mit mr. bush etwas skurril wirkt): schon die als eine von drei bonustracks konservierte coca cola-weltmeisterschaftshymne "wavin' flag" in dem um eine schöne vocalline variierten "celebration mix" (sic!) macht seit ein paar wochen die heimischen radiostationen unsicher; und wird im juni so manches public viewing-areal in stadionchöre verwandeln. dabei darf nicht übersehen werden, dass es sich bei "troubadour" bereits um album nummer vier des bei uns bislang nicht bekannten kanadischen rappers handelt. welcher seine somalische abstammung in einer vielzahl der tracks und ganz bewusst durchschimmern lässt. ergänzend dazu passt eine gelungene kollaboration mit damian marley sowie eine bunte vielfalt an grenzüberschreitenden stilarten: was bei "if rap gets jealous" gar in einer limp bizkit-reminiszenz endet. und seinen höhepunkt in der kollaboration mit mos def sowie charli 2na im song "america" findet... einem der raren puren raptracks hier. genau da liegt allerdings das große manko: unter das pop-beseelte material mischt sich einfach zu viel durchschnitt... dabei spürt man immer wieder, dass es k'naan eigentlich besser (= kredibiler?) kann.
das verbindende element zwischen den zwei hier besprochenen platten könnte erwähnter mos def bilden. welcher auf beiden ein gastspiel hat. und für talib kweli bekanntermaßen einen langjährigen wegbegleiter darstellt. nach dem gemeinsamen debüt unter der banner black star folgte das für mich bis heute beste kweli-werk: "train of thought". die sich dort über ein album erstreckende kollaboration mit seinem dj hi-tek unter dem titel reflection eternal markiert ein echtes highlight des coscious rap. genau eine dekade (und zahlreiche kweli-platten auf denen hi-tek nur noch eine neberolle spielte) später, nun die wiederbelebung dieser konstellation: "Revolution Per Minute" (warner) knüpft mit 17 tracks sehr gelungen an der eigenen vergangenheit an. zumal man sich stilistisch ebenso selbst zitiert, wie eine offenheit für moderne töne transportiert wird: das von estelle assisitierte "midnight hour" klingt beispielsweise nach einem mashup aus den black eyed peas und amy winehouse - unter klarer federführung des duos. immerhin machte kweli trotz des ihm fortwährend attestiertem hohem lyrics-niveau keinen hehl daraus, dass seine musik auch zünden muss. was sie 2010 ohne frage wieder tut. zumal sich auf Talib Kweli + Hi-Rek Are Reflection Eternal letzterer in einigen tracks bewusst zurückzunehmen weiß, um dem besonderen reimfluss seines mc's adäquat platz einzuräumen. fazit: an die eigenen klassiker wird nicht herangereicht... das beste conscious rap album seit mos def's "the ecstatic" bleibt dennoch - und damit ein klarer pflichtkauf. wer zweifel hat, möge sich einfach von der single "in this world" überzeugen lassen.

Freitag, 21. Mai 2010

band of horses & who knew. schöne pfingsten

wie kann man einer platte mit worten gerecht werden, in die man sich stück für stück verliebt hat? und bei der man nicht wieder in die typischen, verlockenden rezensenten-klischees verfallen will? angesichts des namens dieser herren aus seattle, washington, boten sich natürlich schon in der vergangenheit gefährliche metaphern an. klar. die band, die sie pferd nannten. vom dem gestüt, welches schon die stilistisch nicht unähnlichen iron and wine oder the shins an den start brachte. oder eine aufzählung all der anderen acts, die das wörtchen "horse" im namen tragen. schluß jetzt. viel interessanter scheint: warum ist gerade die Band Of Horses etwas ganz besonderes? vielleicht, weil die zugpferde (entschuldigung!) für den sound von "Infinite Arms" (columbia/sony) wieder einmal zu den besten überhaupt gehören. vor allen dingen nada surf kommen einem da in den sinn, denn deren entzückende harmonielinien adaptiert die vom duo zum quintett gewachsene formation gekonnt. oder die weakerthans, deren melancholische stimmung gar nicht soweit entfernt von diesen zwölf tracks liegt. und schließlich die verblichenen leiah aus schweden, an welche die glockenhellen falsetto-vocals von ben bridwell so oft erinnern. der dritte longplayer verfällt dabei niemals in typische singer-songwriter-klischees, sondern steckt voller der kleinen ideen, für welche man die band of horses schätzt. hier ein verhaltenes banjo, dort setzt das schlagzeug mit pfiffigen fills akzente. dann genügen eine pedal steel und zweistimmiger gesang für ein akustisches, ergreifendes highlight. wieder einen moment später findet man den weg vom reverb-getränkten folkpop zurück zu rockigen arrangements. nach dem wechsel von sub pop zum bösen major mag der fan ein weniger an ecken und kanten bemängeln. das wesentliche aber bleibt: kluger pop. emotional natürlich, aber kurz bevor es weinerlich zu werden droht mit einem witz auf den lippen. musik, bei der man trotz aller dramatik anstelle von affektiert mit bewunderswertem selbstverständnis agiert.

und wo die band of horses spätestens jetzt in höheren sphären angekommen scheint, machen sich Who Knew gerade auf den weg. ihr debüt "Bits And Pieces Of A Major Spectacle" (devilduck/indigo) nahmen die isländer zu einem noch sehr jungen punkt ihrer karriere quasi im alleingang auf. umso erfrischender (und ehrlicher) zu hören, dass - entgegen der eigenen erwartungshaltung - einmal nicht atmosphärische reflektionen der heimatlichen landschaft zu band gebracht werden. vielmehr strotzen die elf songs voller lebensfreue, welche gerne auch einmal reichlich naiv zelebriert werden darf: "perfekt parenting" mit seinen fiddeligen synths dient da als treffendes beispiel. nicht selten fühle ich mich entgegen der promozettelvergleiche (clap your hands and say yeah!, wolf parade) übrigens an die frühen alben der schwedischen laakso erinnert. auch wenn das debüt deren facettenreichtum nicht bieten kann; was sich angesichts der manchmal gleichförmigen sounds als echtes manko entpuppt. dennoch: nicht nur als gegenentwurf zu sämtlichen musikalischen island-klischees einen anspieltipp wert!


Who Knew live 2010:

23.05. Knust, Hamburg supporting Kashmir
24.05. Label-WG Party, Hamburg
30.05. Café Wagner, Jena
02.06. Hafen2, Offenbach
04.06. Bang Bang Club, Berlin
05.06. Lunatic Festival, Lüneburg
06.06. Astrastube, Hamburg

08.06. Stadtgarten, Erfurt

10.06. Franzi’s, Wetzlar
12.06. Seaside Rendezvous Festival, Flensburg

Donnerstag, 20. Mai 2010

the cure & the rolling stones. re-releases deluxe

keine einfachen zeiten für musikanhänger, die noch an die existenz physischer tonträger glauben. und sich im schlimmsten fall als sammler identifizieren. hier folgen zwei weitere durchaus lohnende wiederveröffentlichungen - welche nicht nur von den jeweiligen bands authorisiert wurden, sondern unter maßgeblicher mitwirkung ihrer vorzeigemusiker entstanden sind.
los geht es mit The Cure, die "Disintegration" (polydor/universal) nun als triple-cd-deluxe-edition auf den markt bringen. das ganze in der wertigen aufmachung, wie man es aus dem hause polydor/island/universal zu solchen anlässen kennt. auch der musikalische inhalt kann sich sehen lassen: ergänzend zu den von den originalbändern exzellent geremasterten ursprungsliedern findet sich eine cd mit 20 out-takes und demos, die allerdings überwiegend lediglich instrumental und damit wohl nur für echte experten interessant sein dürften. außerdem eine ansehnliche live-performance des gesamten albums, die 1989 während der “prayer tour” aufgenommen wurde. dazu gesellt sich ein 20-seitiges booklet sowie das bekannte und bewährte pappschuber-pvc-hülle-system. ohne frage: ihr - zumindest neben "pornography" - meisterwerk aus dem jahr 1989 sah jedenfalls nicht nur niemals praller aus, sondern hörte sich auch niemals besser an.
ob man im fall "Exile On Main St" (promotone/universal) auch vom meisterwerk der Rolling Stones sprechen kann, darüber wurde und wird beim zehnten studioalbum der engländer gestritten. die wiederveröffentlichung überzeugt angesichts von zehn bonustracks zum ursprünglich bereits als doppel-lp erschienenen, 18 songs starken werk zumindest schonmal durch quantität. wobei der wirkliche charme der platte weiterhin bleibt, dass sie in ihrer ungehobelten art und ohne die ganz großen singles auf albumdistanz besser funktioniert als die gesamte restliche diskographie der stones. die auf der zweiten cd enthaltenen zehn tracks sind bis auf drei alternative versionen allesamt unveröffnetlichte, reguläre tracks und sogar eigenkompositionen. gut vorstellbar, dass sie nach all den jahren tatsächlich irgendwie aus der versenkung gehoben wurden; auch wenn die vocals etwas sauberer klingen als beim originalmaterial... erscheinen wird das ganze vergnügen übrigens als cd, 2-cd deluxe edition, doppel-vinyl, als download und als super deluxe-package inklusive vinyl, einer 30-minütigen dvd und einem 60-seiten sammler-buch mit fotos aus der exile-ära. die 10 unveröffentlichten tracks sind auf der deluxe und super deluxe editon zu finden. sammler wissen, was sie zu tun haben.

Mittwoch, 19. Mai 2010

danke jones. neues album, neuer clip

das neue album "Below The Belt" (bad taste/soulfood) ist am letzten freitag erschienen, jetzt folgt der erste zugehörige clip von Danko Jones. und dieser hat sich gewaschen: für das als single ausgekoppelte "full of regret" stehen unter anderem elijah wood, selma blair, lemmy kilmister (motörhead) und mike watt (minutemen, firehose, stooges) vor der kamera. und feiern ein ebenso geniales wie professionelles action-feuerwerk, welches man gesehen haben sollte.

Dienstag, 18. Mai 2010

instrumentale leidenschaften. 05/10

während hier der isländische vulkan eyjafjallajökull (i did it!, anm. d. red.) )einmal wieder den europäischen und internationalen flugverkehr lahmlegt, beschwichtigt mich dessen landsmann Ólafur Arnalds vor der heimischen stereoanlage mit seinen zurückhaltenden, harmonischen soundlandschaften zwischen kammermusik und postrock. "And They Have Escaped The Weight Of Darkness" (erased tapes/indigo) soll laut des protagonisten eine spur positiver als die vorgänger klingen... eine aussage, die angesichts der herkunft dieser musik jedoch mit vorsicht genossen werden sollte. für mich bleibt die versponnene ego-adaption mit verhaltenen sigur ros-referenzen, für welche mit tony levin (king crimson, yes) übrigens eine echte legende am bass verpflichtet werden konnte, allerdings ein höchst melancholischer trip durchaus auch in die gefilde der e-musik. nicht umsonst findet der 23-jährige interpret mit seiner besinnlichen kunst auch in den reihen von jazz- und klassik-hörern anklang.
aus einer geographisch wie stilistisch ganz anderen richtung stammen The Bambi Molesters. richtig, genau die kroatischen dame mit herren, welche in der vergangenheit lediglich absoluten kennern der surf-szene ein (immerhin ziemlich hochkarätiger) begriff waren. und mehrere jahre - neun, um genau zu sein - in der versenkung verschwunden sind. ihr aktueller longplayer "As The Dark Wave Swells" (glitterhouse/indigo) könnte ihnen nun durch die veröffentlichung über das geschmackssichere glitterhouse-label einen ganz neuen hörerkreis erschließen. produziert von dem langjährigen begleiter beider parteien, chris eckman, wirkt das songmaterial nämlich etwas geordneter, sanftmütiger, sauberer... aber auch ausgereifter. ein paar mariachi-momente und sogar vorsichtige stricher-arrangements haben sich in das für dieses genre nicht selten wehmütige material ebenfalls eingeschlichen. am ende bleibt ein sehr erfreuliches fazit: hier hat niemand seinen charakteristischen charme verloren, sondern wurde - wie sich das im besten falle gehört - von einem produzenten mit hingabe auf den richtigen weg gelotst.

Sonntag, 16. Mai 2010

gary. pausenende mit album, clip und tour

mal eben eine dekade bis zu ihrem zweiten album gebraucht haben Gary. doch die formation aus schauspieler robert stadlober (krabat, verschwende deine jugend), rasmus engler (u.a. von den hamburger indierockern herrenmagazin) und astrid noventa begreift sich mittlerweile trotz ihrer zahlreichen nebenschauplätze als band. mit unzähligen vorbildern: guided by voices, teenage fanclub und promise ring mögen das sein. und "One Last Hurrah For The Lost Beards Of Pompeji" (siluh/alive) beweist ab dem 28.5., dass ein solches ambitioniertes unterfangen keineswegs ausweglos scheint. es erwartet uns ein dutzend eingängige indiepop-songs, diverse konzerte und ab sofort dieser nette clip:

Freitag, 14. Mai 2010

nas & damian marley: distant relatives. review

schon mit seinem debüt zu einer legende des hiphop avanciert, versuchte nasir jones seitdem, an diesen klassiker anzuknüpfen. mit einmal mehr, einmal weniger erfolg. die musikalische intensität der anfangstage ging zunehmend verloren, wurde teilweise zugunsten massentauglicher beats und hooks eingetauscht. was kommerziell prima funktionierte, aber auch glaubwürdigkeit kostete. nun also der versuch, verlorenen boden wett zu machen. mit einem kollaborationspartner aus gänzlich anderen zusammenhängen. und selber mit gänzlich anderen problemen konfrontiert: der sproß von vater bob marley versucht seit zwei (immerhin hochgelobten) alben, aus dem übermächtigen schatten seines vaters zu treten. cleverer weise, indem er von anfang an mit künstlern abseits des reggae-genres zusammenarbeitete. so entstand vor ein paar jahren auch der erste gemeinsame track von Nas & Damian Marley: "road to zion" war sein titel. und dafür ausschlaggebend, dass sich die beiden künstler näher kamen. woraus jetzt ein vollwertiges album (plus tour!) resultiert. rap in seiner ursprünglichen, intensivsten form - nämlich als ungehobelte, authentische oneman show - findet sich hier kaum: "Distant Relatives" (universal) klingt nach teamwork. klassische rap-beats muss man ebenfalls suchen; reggae-tunes dominieren das werk. die hooks bleiben zudem überwiegend marley vorbehalten, der sich auch für einen guten teil der gelungenen produktionen verantwortlich zeichnet: ein abwechslungsreicher sound, gesponnen aus dub-, dancehall-, afrofolk- bis hin zu drum'n'bass-elementen. umso bemerkenswerter: "distant relatives" geriet zu einem album wie aus einem guss, bei dem das qualitätslevel fast durchgehend im obersten bereich rangiert. ob nas damit ein statement wie vor gut eine dekade gelang? eine frage, deren antwort wohl erst die zeit zeigen wird. fest steht dagegen, dass die allianz mit damian marley eine äußert fruchtbare ist. und der sommer, so er denn eines tages doch kommt, mit dieser platte sehr adäquat und inhaltlich durchaus anspruchsvoll beschallt werden kann.

Mittwoch, 12. Mai 2010

bestandsaufnahme. 05/10

ein schwedischer singer-songwriter, dessen leidenschaft für die vereinigten staaten ihn bis nach tuscon, arizona treibt. okay, die geschichte wurde hier leicht beschönigt. Andrew Collberg folgte als kind vielmehr seinen eltern, die dort über den umweg neuseeland eine neue existenz aufbauten. doch ihr sohn spielte bereits mit 18 jahren ein charmantes debüt ein, welches seinerzeit allerdings ziemlich unter ging. ein schicksal, das diesem knappen dutzend songs erspart bleiben sollte. die authentizität eines nicolai dunger klingt hier zwar ebenso wenig durch wie das popverständnis eines jens lekman. und doch entpuppt sich "On The Wreath" (le pop music/groove attack) als wohltuender seelenbalsam. genau passend für das auf eine gewisse leichtigkeit (bzw. eigentlich überwiegend französische musik) abonnierte label le pop. denn deren liebäugeln mit easy listening und den schwelgerischen sounds der sechziger findet sich in dem von nick luna (u.a. iron & wine) wunderbar unaufdringlich produziertem material wieder. woraus ein vielleicht unscheinbares, jedoch im besten sinne "nettes" werk entsteht.

das umtriebige drum & bass-label camino blue recordings aus paderborn veröffentlicht mit Camino Blue & Scientific present "Terra Mission" (camino blue/groove attack) eine weitere lohnende compilation. die doppel-cd kommt zum kleinen preis in die läden und bietet eine abwechslunsgreiche zusammenstellung mit schwerpunkt auf deeper und atmosphärischer musik. darauf lässt sich der internationale sound von unter anderem acts aus russland und finnland wohl am ehesten reduzieren; denn unnötiges technik-gefrickel bleibt zugunsten von harmonien außen vor. die erste der beiden randvollen cds offenbart die tracks von physics bis electrosoul system als lose sammlung, auf der zweiten findet sich dann ein lohnender livemix von p.b.k. featuring wiosna. schade nur, dass es wieder kein erwähnenswertes booklet gibt, weshalb auch die infos zu den einzelnen artists deutlich zu kurz kommen.

Godsmack
, die abgehalfterten us-nu- bzw. "alternative"-rocker (in anführungszeichen, wohlgemerkt!), schieben mit "The Oracle" (universal) nach der vor gut zwei jahren erschienenen retrospektive einen neuen studiolongplayer in die läden. quasi als beweis für die deutschen anhänger, dass ihre geschichte noch nicht vorbei ist (in den staaten knackt man nach wie vor mühelos jede topten-liste). frontmann sully erna frönt auf den zehn insgesamt etwas härteren tracks dem altbekannten rifforientierten (stadion-)rock. dass der sound von godsmack stilistisch der von namensgeber alice in chains (inklusive einer obligatorischen akustik-ep aus der vergangenheit) gar nicht so unähnlich aussieht, lenkt aber doch nicht davon ab, dass vorliegendes material wieder einfach zu kalkuliert und wenig leidenschaftlich wirkt. der 2003er albumtitel "faceless" hat nichts von seiner bedenklichen bedeutung für die musik von godsmack verloren: handwerklich gut gemacht, jedoch ohne wirkliche relevanz. fazit: wohl nur für komplettisten eines redundanten genres.

Montag, 10. Mai 2010

moby: wait for me. remixes!

wer sich schon immer einmal gefragt hat, wie sich die eher klassischen Moby -tracks seines letzten albums "wait for me" in der bearbeitung von derzeit angesagten clubproduzenten klingen mögen, dem wird die am kommenden freitag erscheinende veröffentlichung des new yorker knirpses - "Wait For Me. Remixes!" (little idiot/ministry of sound) - antworten liefern. sicher darf man darüber sinnieren, ob nach der deluxe-variante seines gelobten studiolongplayers nun auch noch eine derartige doppel(!)-cd notwendig ist. doch die vertretenen namen sprechen für sich; darunter: paul kalkbrenner, tiesto und carl cox. und wie das immer so ist: vieles funktioniert "in tanzbar" tatsächlich, einiges klingt sogar recht gut, ein guter teil bleibt jedoch verzichtbar. "one time we lived" beispielsweise gerät in der behandlung von laurent wolf zu einer art wolfsheim-elektropop revue.
begleitet wird die veröffentlichung übrigens von den gewinnern des moby clip-wettbewerbes, die teils sehr sehenswerte ergebnisse hervorbrachten.

Sonntag, 9. Mai 2010

the fast and the furious. reviews

wer anhand der nur sieben tracks an eine ep denkt, liegt falsch: das debüt von Acid Tiger fällt mit 40 minuten länger aus als die meisten anderen deathwish releases. und auch komplexer. nicht nur der so betitelte "neue metal", eine progressive mischung aus schweinerock und frickeleien sowie einer rudimentären hardcore-basis, stand hier pate. es sind insbesondere klassiker wie drive like jehu, die im sound ihre spuren hinterlassen haben. und das obgleich man doch eigentlich vermuten darf, dass die musiker in ihren herkunftsbands (darunter converge, thursday und united nations) was experimente angeht nicht gerade an der kurzen leine gehalten werden. doch "Acid Tiger" (deathwish records) offeriert noch etwas anderes außergewöhnliches: die herren gehen nämlich mit jeder menge spaß zu werke; welcher hier ein um's andere mal faktoren wie wut, aggression oder verzweiflung überrundet. ein ungewöhnliches werk auf deathwish, welches nicht nur für deren anhänger einiger warmlaufzeit bedarf.
stück für stück arbeiten sich Manifestation voran; lineup- und labelwechseln zum trotz: eine sprichwörtliche working class-mentalität, die auf "Burden Of Mankind" (demons run amok) ihre konsequente fortsetzung findet. die saarländer sind mittlerweile bei dra entertainment gelandet - und passen dort mit ihrem arschtretenden mix aus agnostic front, terror und slapshot auch prima hin. vor allem die balance, harmonische gitarren und ein paar oi-elemente in den sound zu integrieren - ohne die hardcoreroots zu verwässern - gelingt überzeugend ("maintain course"). dem quintett gelang damit ein sympathisch rastloser, kurzweiliger glücksfall, angesichts dessen qualität man sich keine sorgen um szenenachwuchs aus deutschen landen zu machen braucht!
die französische drone/sludge/doom formation Year Of No Light kam nun bei conspiracy records unter. nicht die einzig erwähnenswerte veränderung: "Ausserwelt" (conspiracy records) präsentiert das neue material im vergleich zum vorgänger ohne vocals... nach dem abschied ihres sängers entschied man sich - wie übrigens schon in den anfangsmonaten der band - für ein rein instrumentales vorangehen. was in ihrem musikalischen kontext absolut sinn macht: denn die psychedelischen klanggebäude benötigen aufmerksamkeit, keine stimme. eine solche würde der behutsam arrangierten und erhabenen atmosphäre schlimmstenfalls ohnehin nur schwerlich gerecht werden. apropos: die vier tracks brauchten genau vier jahre vorlaufzeit und wurden in einem alten theater aufgenommen. year of no light zählen nicht nur deshalb definitiv zu den stilvollsten vertretern ihrer zunft.

Mittwoch, 5. Mai 2010

ellie goulding: lights. review

das vereinte königreich plant seinen nächsten hype... und mit diversen vorschusslorbeeren - unter anderem von der bbc - wird das debüt von Ellie Goulding hoch gehandelt. zu recht. wenn die plattenfirma allerdings querverweise in richtung kate bush und björk konstatiert, schießt man zwar am ziel vorbei... derartiges niveau sucht man auf "Lights" (universal) nämlich vergebens. dennoch kann die federleichte, beschwingte musik auf diesem ziemlich kompakten album überzeugen. woran es bei la roux beispielsweise krankte, kann miss goulding punkten: ihre stimme verfügt zumindest über ein wenig substanz; das songwriting sowie die nüchterne produktion (beides von bzw. in zusammenarbeit mit dem jungen produzenten starsmith entstanden) überzeugt über weite teile sogar. das hier ist schillernder pop mit wurzeln in den achtzigern, der elektronische beats mit akustischen gitarren und einer unverschämten hittauglichkeit kombiniert. was nicht nur für die singles, sondern für beinahe sämtliche tracks hier gilt. und dies dürfte erst der anfang des hypes sein: die zehn songs sind wie geschaffen für allerlei remix-schandtaten (man munkelt, dass bereits das phänomen burial interesse angemeldet hat)... und werden uns definitiv nicht nur im radio- und musikfernsehen, sondern auch in so manchen clubs einholen. nun, zumindest zu diesem frühen zeitpunkt, darf ich sagen: es gibt schlimmeres!

Dienstag, 4. Mai 2010

leatherface: the stormy petrel. review

es war in ihrer langen karriere sicherlich niemals eine besonders gute produktion oder gar das artwork, was die aufmerksamkeit auf Leatherface gelenkt hatte. welche nach 22 jahren chronischer erfolglosigkeit trotzdem noch (oder erst recht) zu den einflussreichsten britischen bands seines genres gehört. aber image war bei frankie stubbs und seiner mannschaft noch nie wichtig. konzentrieren wir uns also auf das, was das (jetzt wieder) quartett um die reibeisenstimme schon immer ausgemacht hat: melancholische melodien, texte mit herzblut ("my worlds end") und letztendlich ihr völlig eigenständiger sound. genau den gibt es auch auf "The Stormy Petrel" (lp: majorlabel/cd: big ugly fish/cargo) zu hören, weshalb gängige bewertungskriterien einmal mehr nicht funktionieren: leatherface sind leatherface und auch diesmal wird nur eine minderheit mitbekommen, dass genau hier die wurzeln für den sound von hot water music (mit denen man ja bereits eine split veröffentlichte), avail oder the gaslight anthem liegen. anders gesagt: von ähnlich vielen rückschlägen gezeichnet, spielen leatherface eigentlich in einer liga mit social distortion. wer's nicht glaubt, soll sich stücke wie "never say goodbye" oder "broken" anhören - und sich die band dieses frühjahr unbedingt live angucken.

Montag, 3. Mai 2010

brotha lynch hung, murs & 9th wonder. reviews

wer in der vergangenheit songs mit "rest in piss" titulierte, darf natürlich auch im hier und jetzt kein braver junge werden... und darauf legt Brotha Lynch Hung - alias kevin mann - spürbar auch im 18. jahr (!) seiner karriere großen wert. und jene zahl klingt durchaus passend: man sollte schon volljährig sein, will man hinter die versponnenen horror-attitüden und lyrischen gewaltszenarien des neuerdings unter den fittichen des tech 9ne labels strange music agierenden mc's stoßen. jene waren schon immer prägend für seinen stil. "Dinner And A Movie" (strange music/soulfood) markiert für ihn dennoch eine art neuanfang: nachdem der mann aus sacramento zuletzt eher vom radar der hiphop-szene verschwand, holt er nun zum großen schlag aus. welcher ihm, bei allen vorbehalten, ziemlich gut gelingt. und das ist nicht nur bemerkenswert, weil der mann (sic!) schon schwer auf die vierzig zu geht. gerade angesichts des faktes, dass es sich hier um den start einer trilogie handelt, ein spannendes unterfangen: in dieser kondition schafft es mr. hung zurück an die spitze!
das verbindende element zwischen diesen beiden sonst so unterschiedlichen releases könnte lediglich kurupt sein... der sowohl bei brotha lynch als auch bei diesen beiden hier als feature in erscheinung tritt. ansonsten folgt den düsteren fantasien ersteren hier der sonnig-soulige gegenentwurf. obwohl: so richtig überzeugen konnte produzent 9th wonder, sonst mit beinahe festem engagement via duckdown music, zuletzt eigentlich nicht: seine eigenen alben krankten am spannungsbogen und auch die kollaborationen wollten nicht mehr so wirklich zünden. murs dagegen wagte neben den living legends mit seinem projekt felt weitere schritte in richtung mainstreamferne zonen. nun fanden sich Murs & 9th Wonder bereits zum dritten mal zusammen, um ein album aufzunehmen. "Fornever" (smc/soulfood) besteht dabei lediglich aus zehn tracks und auch die bedienen eher konventionelle hörgewohntheiten. insofern fällt das fazit reichlich simpel aus: wem die bisherigen kollaborationen der beiden gefielen, darf auch hier zugreifen. entspannung und gute laune beinahe garantiert.