Donnerstag, 25. Februar 2010

the gilded palace of sin & portico quartet. unter fittichen

es sind umstände, welche die startpositionen für junge bands entscheidend verbessern: empfehlungen großer, vielleicht sogar legendärer künstler. trümpfe, die die beiden folgenden newcomer in ihren händen halten. über erstere hält beispielsweise barry adamson seine schützenden label-hände; der mann, der an der seite von nick cave die bad seeds bereicherte und sich neben eigenen platten auch für den hervorragenden lost highway-soundtrack verantwortlich zeichnet. The Gilded Palace Of Sin haben degegen trotz ihres titels nichts mit gram parson oder den flying burrito brothers zu tun. das von adamson höchstselbst nicht nur veröffentlichte, sondern auch produzierte "You Break Our Hearts, We'll Tear Yours Out" (central control international/alive) streift vielmehr durch die dunklen gefilde, die vor jahren von my bloody valentine erkundet wurden. mit kleinen stücken, die zwischen dramatik und verschrobenheit ihre makabren geschichten erzählen. dahinter steht ein trio, welches alternativen country, gothic und rootsrock zu einer eigenständigen, schmutzigen, wenngleich nicht immer zwingenden vision verwebt. was bleibt ist mutige musik neben der spur, die den ansprüchen bzw. umständen zumeist tatsächlich gerecht wird.

und wo bei ihren vorgängern mit teremin und mandolin die instrumentierung für populärmusik schon untypisch ausfiel, wagt das Portico Quartet noch einen ganz anderen ansatz. auch ihr zweitwerk "Isla" (real world records/indigo) mag am ehesten unter die banner des jazz gedrängt werden. noch greifbarer sollte ihr sound allerdings durch den hinweis werden, dass kein geringerer als peter gabriel mit real world records hinter den londonern steht. und wer eher aus dem independent-kontext kommt, mag mit den jaga jazzist eine formation vor augen haben, die konventionen ebenso gerne bricht wie dieses quartet. das der weltmusik ebenso zugetan scheint wie dem elektronisch infizierten postrock. die neun rein instrumentalen stücke wurden zudem über weite teile live im abbey road studio eingespielt - und live kann man diese faszinierenden klanglandschaften in kürze sogar selbst erleben...
Portico Quartet Tour 2010
04.04. D-Stuttgart

06.04. D-Koblenz

07.04. D-Cologne

09.04. D-Karlsruhe
10.04. D-Bielefeld

11.04. D-Bochum

14.04. D-Offenburg
17.04. D-Passau

20.04. D-Berlin
21.04. D-Dresden

22.04. D-Jena

23.04. D-Chemnitz

29.05. D-Hamburg

02.06. A-Bregenz
05.06. D-Worms

03.07. D-Salzau

05.07. A-Vienna

13.08. D-Gronau
15.08. D-Frankfurt

Mittwoch, 24. Februar 2010

vargo: precious. beruhigungstabletten

in die nachbeben zum neuen massive attack album drängt sich das debüt eines jungen hamburger duos. Vargo warten zwar nicht mit der intensität der briten auf, zelebrieren jedoch immerhin café del mar und vor allem space night (!) erprobte triphop/downbeat-klänge. "Precious" (ambient domain) heißt ihr einstand - und mischt elektronik mit zahlreichen samples akustischer instrumente sowie den schmeichelnden vocals von stephanie hundertmark. die spirituelle botschaft hinter lyrics und gesamtkonzept bleibt sicherlich geschmackssache - dem reiz der zwölf von ansgar üffink in ton geformten beruhigungstabletten dürfte man sich aber nur schwer entziehen können.
ein epk zu dem aufwändigen digipak gibt es hier zu sehen:



Dienstag, 23. Februar 2010

crime in stereo & driving the salt. reviews

in ihrer hardcore-frühphase hatten sie quasi kultstatus inne, wenngleich nur im kleineren kreise. mit der kurskorrektur in richtung indie/emocore nahmen Crime In Stereo dann jedoch eher einen platz im windschatten ihrer freunde von brand new ein. was auch mit der kosequenz in der eigenen entwicklung zu tun haben dürfte - denn genau hier legt man beim vierten album nach. was sich auf dem vorgänger "...is dead" bereits angedeutet hat, wird nun zu einem vorläufigen ende geführt wird: "I Was Trying To Describe You To Someone" (bridge 9/soulfood) verabschiedet sich von den bisherigen songkonventionen. crime in stereo werden epischer, ausladender, poppiger... und auch in andere richtungen extremer. das material birgt einige progressive momente, fügt sich dank aufbrausender elemente in das breite post-hardcore-raster und kratzt dennoch nicht an der genialität der genre-klassiker. die formation aus long island schafft es nämlich, interessant zu bleiben und kreiert zahlreiche große momente; den pionier-status lässt man jedoch zugunsten eines hohen sympathiefaktors zurück. was mehr als okay für mich ist, zumal am ende ein für die eigenen mittel innovatives - vor allem aber gutes album steht.
kennt die noch jemand? Driving The Salt konnten vor allem in meiner alten heimat im süddeutschen raum mit ihrem intensiven mix aus punkrock, hardcore sowie einer authentischen washington d.c.-schlagseite im eigenen sound auf sich aufmerksam machen. nach ein paar single-veröffentlichungen, dem starken album "the ghosts stopped watching" und jeder menge intensiver liveshows wurde es jedoch schnell wieder ruhig um sie. mit "Tell-Tale Hearts (2002 - 2009)" (down the drain) gibt es nun auf dem frisch gegründeten, ebenfalls aus bayern stammenden down the drain records das bisherige schaffen samt demo, der split mit static 84 und sechs neuen tracks auf cd gepresst - d.h. insgesamt 24 stücke in 70 minuten inklusive linernotes und schönem artwork. was tatsächlich erst die zweite veröffentlichung des labels markiert; welches gleich einen lohnenden blick auf ein zu oft übersehenes kapitel der eigenen hardcore-historie wirft. noch viel mehr aber freut es mich zu hören, dass im sommer ein neues album der formation aus zwiesel zu erwarten ist - gleichermaßen auf diesem label. ps: unbedingt auch beachten - die just erschienene down the drain nummer 003 - bridges left burning "a breath of loss".

Montag, 22. Februar 2010

randi tytingvåg. platte & tour

nur ein paar monate nachdem ihr debüt "red" mit deutlicher verspätung bei uns veröffentlicht wurde, erscheint nun das folgewerk der norwegischen chanteuse auch in deutschland. und zwar zum regulären zeitpunkt - schließlich konnte sie mit ihrer jazzig-avantgardistischen popadaption auch kennerkreise hierzulande verzaubern. "Let Go" (ozella music/galileo mc) erweitert das spektrum der 32-jährigen noch einmal um klassik- und klezmer-elemente; wobei die überwiegend balladesken kompositionen jederzeit hörbar bleiben und ihr bereits den ruf eines weiblichen, sanfteren tom waits einbrachte.
eine beeindruckende darbietung, die es jetzt auch wieder in natura zu bestaunen gibt:

Randi Tytingvåg live:
05.03. Berlin, B-Flat 22:00 h

06.03. Zehdenick, Klosterscheune

07.03. Dresden, Dreikönigskirche (Musik zwischen den Welten)

13.03. Kassel, Kasseler Jazzfrühling

14.03 Bremen, Schlachthof (Radio Bremen Live Übertragung)
15.03. Bremen (radio recording)
"ON THE TRACKs" at 10.30-13.00 PM)
20.04. Halle, Objekt 5

21.04. München, Unterfahrt

22.04. Duisburg, Steinbruch

23.04. Essen, Zeche Karl

24.04. Lüdinghausen, Burg Vischering

25.04. Bad Wildungen, Wandelhalle

14.07. Memmingen, Memminger Meile
06.08. Deidesheim, Palatia Jazz

ex-labelmates united. review

ihr gelungenes debüt "time is the enemy" erschien seinerzeit bei uns als lizenzveröffentlichung über swell creek/superhero... und konnte den australiern im schatten von parkway drive einiges an aufmerksamkeit sichern. doch auch wenn man von anfang an eher vorbildern der marke terror oder madball denn dem metalcore der landsmänner nacheiferte: mit dem nachfolger sind die 50 Lions meilenweit entfernt von harmonischen gitarrensoli und erhebenden melodien. im gegenteil: "Where Life Expires" (six feet under/green hell) klingt noch stumpfer als der schon reichlich grobschlächtige vorgänger. was interessanterweise keineswegs negativ gemeint ist: der intensitätsfaktor nimmt auf diese weise nämlich überproportional zu. da passt es wie die sprichwörtliche faust auf's auge, dass das album via six feet under erscheint. dem label des blacklisted bassisten dave walling. und wenn die elf tracks in ihren stärksten momenten gar an selige cro-mags zeiten erinnern, muss man sich über den legitimen geheimtipp-status (welchen sie in ihrer sparte zumindest auf bühne innehaben) nicht wundern.
geschlagene zwölf jahre ist mein erstkontakt mit Only Attitude Counts dagegen nun schon her. damals über das unsägliche lost & found label - welches eben doch eine ganze reihe hochkarätiger band ans tageslicht brachte - bzw. mit der "100%" ep. fünf tracks, die damals im günstigen pappschuber veröffentlicht wurden... und mittlerweile offenbar nur noch zu ordentlichen sammlerpreisen den besitzer wechseln. grund genug also, den einstigen einstieg auf dem tonträgermarkt unter dem titel "Face The Wrath" (swell creek/superhero/soulfood) als re-release wieder verfügbar zu machen. wenngleich der zusatz "new album" auf diversen homepages der betroffenen aus gelinde gesagt nur eine halbwahrheit darstellt. immerhin: mit drei unveröffentlichten tracks der überraschend fruchtbaren "triumph of the underdogs"-session sowie vier songs von der "woreship the truth" split-cd mit good old days bringt es die cd auf die obligatorische gute halbe stunde spielzeit. ein paar linernotes oder weiteres rares material hätten angesichts der ansonsten korrekten aufmachung allerdings schon drin sein können. naja, so darf man nun immerhin auf die angekündigte diskographie der österreicher auf den gleichen labels hoffen...

Freitag, 19. Februar 2010

wu tang: return of the wu & friends (mixed by mathematics). review

zehn jahre ist es nun her, dass "the w" erschien - ein album des clans, welches zwar kommerziell gerade noch den hohen erwartungen gerecht werden konnte, jedoch bereits den (vorläufigen) niedergang des historischen hiphop-kollektivs einläutete. es mag an raekwons' überraschungserfolg mit "only built for cuban linx II" bzw. der recht gelungenen "breakout"-fortsetzung vom letzten jahr liegen, dass mit "Return Of The Wu & Friends" (gold dust/!k7) nun ausgerechnet unveröffentlichtes bzw. rares material aus dieser ära ans tageslicht geholt wird. oder an der schlichten tatsache, dass "richtige" Wu Tang sammler mit vollständigkeitsanspruch offenbar ebenso schmerzbefreit wie losgelöst von finanziellen sorgen sein müssten... immerhin, der untertitel "mixed by mathematics" darf aufhorchen lassen. denn immerhin hat so der haus- und hofproduzent bzw. dj (neben rza, natürlich) der new yorker seine hände im spiel. und sorgt dafür, dass neben ein paar remixen und sogar gänzlich unveröffentlichten tracks einige diamanten nun zu späten ehren kommen dürfen. und selbst wenn sich der protagonist selbst nicht zur offiziellen liste des clans zählen durfte/wollte: alle neun mitglieder haben hier ihren auftritt. und kreieren so ein beizeiten altbekanntes, jedoch auch qualitativ angenehm kohärentes album.

Donnerstag, 18. Februar 2010

bestandsaufnahme. 02/10

musik aus israel begegnet einem im popkulturellen kontext hierzulande ja eher selten. insofern können Billy And The Firm durchaus auf einen exotenbonus hoffen - auch wenn man im eigenen sound fernöstliche elemente vergebens sucht. mit sängerin billy levy weiß man zudem nicht nur eine gutaussehende frontfrau in seinen reihen; vielmehr scheint billy levy sich hier ihre ganz persönliche musikalische vision zu erfüllen. auf ihrem debütalbum "Thoughts From The Lioness' Lab" (spark & shine/kastellamedia/soulfood) wartet sie mit zwei handvoll unterkühlter popsongs auf, die sich stilistisch nicht so wirklich festlegen wollen. zwischen indierock, garage-punk und ordinärem pop chanchiert ihr songmaterial und hinterlässt nicht nur deswegen einen etwas ambivalenten beigeschmack: wer auf eine light-version von velvet underground oder den pixies anspringen könnte, der dürfte bei dieser platte fündig werden.
die österreicher My Glorious machen es einem schon einfacher, sie zu lieben: ihr auf einem kleinstlabel erschienenes debüt "Home Is Where The Heart Breaks" (g-records/intergroove) bedient sich zwar ziemlich rücksichtslos bei einer ganzer reihe populärer britischer vorbilder. immerhin aber stammt sänger und gitarrist samuel fischer selbst vom vereinten königreich. und trotz des klischeebeladenen titels verliert sich das dutzend tracks nicht in naheliegende emo-weinerlichkeiten. im gegenteil: es darf gerne etwas sperriger werden, bevor die hörer mit discobeats ("you sould be dancing") und ein paar harmonischen balladen wieder in die arme genommen werden. mir persönlich gefällt am konzept des trios vor allem der klare fokus auf bass und schlagzeug: denn die rhythmusfraktion hat hier ebensoviel zu sagen wie die grunge-artigen vocals. schade nur, dass ein paar unnötig effekthaschende momente den tiefgang verhindern, der zum beispiel aufgrund unkonventioneller songlängen vorbereitet wurde...

etwas aus dem rahmen fällt in dem zusammenhang Sharam Jey. dabei hat der in köln lebende, gebürtige iraner einmal als rockmusiker gestartet. über remixe für einige prominente acts führte sein weg jedoch flugs in richtig dancefloor. für sein neues album "In My Blood" (king kong records) allerdings raffte er nun sein gesamtes potential zusammen, ließ sich lediglich von den besten dieses faches inspirieren. welche vorzugsweise aus frankreich stammen - dem land, dessen dj's diesem genre erfolgreich in die charts verhalfen. wozu auch vorliegende 13 tracks gute chancen hätten. als gast glänzt beispielsweise princess superstar, die das material in daft punk-manier nach vorne treibt. richtig interessant wird das projekt für mich durch die vocals von andreas hogby, sänger der starmarket-nachfolgeband torpedo. der stellvertretend für die stilvielfalt hier stehen darf. meine große liebe zum house wird durch diese konsequent elektronischen clubsounds dennoch nicht entfacht... respekt für die umsetzung des "open minded" gedankens gibt es allemal.

Mittwoch, 17. Februar 2010

psychrock debutante. reviews

dass die musikalischen ergüsse von bands in diesem genre nicht immer leicht zu kategorisieren sind, bringt die angelegenheit ja konsequenterweise mit sich. The Cha Cha Guerillas treten beispielsweise als duo mit gitarre und schlagzeug in erscheinung, "Found Their Peace In Virgin Mary" (rhr records/bescure) wartet allerdings keineswegs mit der hitdichte der white stripes auf. stattdessen erhöht man deren trash-anteil nochmal um ein ordentliches quentchen - und verpasst dem ganzen album so einen unumwundenen proberaumcharakter. was die elf tracks trotz netter harmonien und witzigem hammond-orgel-einsatz zu einer kleinen herausforderung macht. the cha cha guerillas zelebrieren den dilettantismus hier mit dramatischer hingabe... und nur weil sich im ergebnis durchaus ein paar skurril-faszinierende momente entdecken lassen, wird nicht die rote karte gezückt. ach ja: und weil ich durchaus respekt davor habe, in zeiten wie diesen ein solches album - quasi ohne erkennbare zielgruppe - zu veröffentlichen.
auch wenn sie ihren fokus nicht eben beengter wählen, stehen Dead Confederate zumindest klar im hier und heute: das programmatisch betitelte "Wrecking Ball" (kartel/naive/indigo) wird in bloggerkreisen gar mit dem prädikat "neo-psych" attributiert. und erscheint begleitet von hervorragenden referenzen... gilt doch nirvana- und sonic youth-entdecker gary gersh als ihr mentor. passend dazu mischt sich auf dem erstling der band aus georgia noiserock, grunge und eine prise alternativer country zu einer soundapokalypse zwischen sub pop-frühphase und postrock-eskapismus. umso erstaunlicher, als das ergebnis zwar einigermaßen gnadenlos, jedoch zu jeder zeit hörbar bleibt. einziger haken: nicht jeder moment auf diesem album klingt wirklich zwingend, mancherorts schimmern regelrecht altbekannte standards durch. am ende bleibt so immernoch ein äußerst gelungenes gesamtwerk, das den hier erwähnten legenden jedoch kaum gerecht werden kann. doch selbst wenn (noch) keine musikgeschichte geschrieben wird: anhänger ausladender songs von großer gestik finden hier eine inspirierte formation mit hörbarem hunger nach mehr.

wie das artwork, so der musikalische inhalt: kaum zu glauben, dass The Dolly Rocker Movement ihre songs ohne unvernünftige zuhilfenahme bewusstseinserweiternder substanzen kreieren könnten. und das, obwohl ihre mal psychedelisch, mal folking angehauchten songs eigentlich keiner fliege etwas zu leide tun können. im gegenteil: die spacigen, zurückgelehnten und immer für einen jam bereiten kompositionen gefallen zwar mit gelegentlichen fuzz-elementen - die meiste zeit allerdings wird in pop-harmonien der ganz alten schule geschwelgt. womit man zumindest einen kompetenten anhänger fand: "Our Days Mind The Tyme" (bad afro/indigo) erscheint als erste außer-skandinavische band unter der banner des dänischen bad afro labels; das quartett selbst stammt nämlich aus sydney. und brachte es in seiner heimat vorher bereits auf zwei alben. insofern stellen diese zehn stücke eigentlich nur ihr europa-debüt dar. welches zwar wenig spektakulär, jedoch ziemlich sympathisch ausfällt.

Montag, 15. Februar 2010

ornament & tuó. nord süd gefälle/gefällt

die entwicklung der musikindustrie bereitet in dieser hinsicht eher wertkonservativen menschen wie mir zunehmend kopfschmerzen: das debütalbum von Ornament erscheint in physischer form in gerade einmal 100 exemplaren. wovon ein guter teil schon in freundeskreis und bemusterungswünsche geflossen sein dürfte. die hamburger selbst lassen sich davon nicht beeindrucken und veröffentlichen "Wir Alle Müssen Wandern" (heulen digital) konsequent digital. trotz hübschem coverartwork und beeindruckendem musikalischen inhalt, der für meine begriffe eher nach einem vinylrelease verlangt. umso lieber springe ich über meinen schatten und wage einen näheren blick auf die elf stücke des ominösen trios. dessen verschrobener sound trotz einiger lärmender momente ebenso tief im pop der letzten zwei jahrzehnte steckt wie in einer recht ursprünglichen definition von "indie". textlich sind es melancholie und poesie, die jedoch nähere betrachtung erfordern... wenn man nicht nur an der oberfläche kratzen möchte. auf diese weise fühlt man sich auch in der harmonie des werkes heimischer, das in zwischen singer-songwriter, rock und elektronikzusatz zunächst wenig greifbar wirkt. und dann plötzlich zur großen liebe wird. immerhin: die historie der beteiligten liegt bei tenfold loadstar, mastino, go plus, fink... sowie dem eigenen label heulen. was zu einem schlüssigen fazit führt: ornament sind querdenker. und müssen, um das zu untermauern, gar keine konventionen brechen.
vom ganz anderen ende der republik melden sich Tuó. und machen es ihren zuhörern ungleich leichter, schnellen zugang zu finden. tasmin gutwald und oda tiemann fröhnen auf "Walk On Silence" (flowerstreet records) nur mit djembe, gitarre und ihren stimmen einer hippiesken utopie, eingespielt mit minimalen mitteln. welche demzufolge auch soundtechnisch weit von hochglanz-polierten standards entfernt liegt; was sich stilistisch wunderbar zusammenfügt. das schöne ep-format kommt hier zudem mit immerhin acht songs, denen man die bewunderung für die kings of convenience (respektive simon & garfunkel) zwar immer wieder anhört. nicht nur aufgrund des bemerkenswert jungen alters der beiden lässt sich darüber aber prächtig hinwegsehen. selten war ich mir so sicher, dass diesem ersten lebenszeichen noch viele weitere folgen werden... bei stetig bis sprunghaft steigender resonanz.

Sonntag, 14. Februar 2010

die aronauten & december pearls. rock GER

wenn alte herren musizieren, können eben schon mal zeilen wie "ich hab halt nur geld im kopf und dann denk ich an sex" herauskommen. jedenfalls wenn es sich dabei um Die Aeronauten handelt. jene haben mittlerweile knapp zwanzig jahre und eine unzahl veröffentlichungen sowie konzerte auf dem buckel... und nicht zuletzt wegen letzteren eine eingeschworene anhängerschaft. ob ihr neuer longplayer "Hallo Leidenschaft" (ritchie records/cargo) jedoch auch jungspunde rekrutieren können wird? mit wenig rock'n'roll tauglichen songtiteln wie "feuer der liebe", "nähe herstellen" oder "maximum future investment" wohl eher nicht. was die sechs herren um sänger olifr (!) bestimmt wenig kümmert. und zurecht. denn die schweizer haben längst klare vorstellungen von ihrem eigenen sound. und können einerseits unfassbar clever sein, wenngleich sie in ihren naiven momenten ebenso polarisieren werden. dieses album mit seiner charmanten, irgendwie zeitlosen mischung aus rock, ska und pop wird definitiv wieder seine abnehmer finden - auch wenn die protagonisten weder in deutschpunk-schubladen noch hamburger schul-räume passen werden. zum glück.
sie teilen sich mit den donots die herkunftsstadt... wer sonst nichts über die December Pearls weiß, dürfte dennoch eine idee vom sound der ibbenbürener haben. immerhin steuerte ein gewisser guido knollmann - sonst in oben genannter powerpopband in lohn und brot - auf dem ersten longplayer "le café royal" ein gitarrensolo bei; und zeichnete sich in der vergangenheit sogar für den sound der december pearls zuständig. so klangen sie teils stärker nach den großen nachbarn als diese selbst in ihrer spätphase. zumal sowohl die vocals als auch die mischung aus rock, punk und einer prise emo einfach sehr ähnlich ausfallen. angenehm ist dagegen, dass man auf "People Have Demons" (chorus of one/cargo) eine spur rauher zur sache gehen - und das trotz einer beachtlichen hitdichte, die sich selbst bei wiederholtem hören nicht erschöpft. wirklich vorbehaltlos überzeugen kann das zweitwerk zwar trotzdem nicht über die ganze spielzeit; dennoch ist dem quintett eine respektable gesamtleistung zu attestieren. zumal mit tracks wie "electric" ein paar schöne ohrwürmer dabei sind. bleibt letztendlich nur die frage, ob man sich langfristig mit der ettikette "donots kleine brüder" abfinden will?!

Samstag, 13. Februar 2010

se, d und nl: indierock international

war das prädikat "indierock aus schweden" vor einigen jahren noch ein echter garant für kommerzielle wie qualitative glücksgriffe, lockt man damit heutzutage kaum noch jemanden hinter dem ofen hervor. sogar für ihre zeit legendäre labels wie burning heart oder bad taste records sind nahezu in der versenkung verschwunden. und so muss nun auch eine band wie Dollface kleinere brötchen backen, bei welcher vor einiger zeit aufgrund ihres potentials alles möglich gewesen wäre. nichtsdestotrotz verbindet "Silent Rebellion" (65productions/cargo) recht geschickt britpop- und grunge-elemente mit dem charme von landsmännern wie the hives oder division of laura lee. die fünf liebäugeln dabei nur sehr galant mit allzu eingängigen pophymnen, sorgen dank dem produzententeam henryk lipp und michael nilsson (u.a. c.aárme, soundtrack of our lives) eher für eine spröden beigeschmack. am ende fehlt mir bei dem guten dutzend songs jedoch die persönliche note bzw. der tatsächlich mitreißende moment, als dass sie wirklich begeistern könnten.
amazon meint: "kunden, die diesen artikel kaufen, kaufen auch: ea 80 - reise, captain planet - inselwissen, toxpack - epidemie"... jenseits solcher hilfskonstrukte verfolge ich die karriere der Kafkas nun wohl auch schon eine halbe ewigkeit. nicht nur, weil sänger markus gabi kafka seinerzeit ja für sellfish.de mitschrieb. nein, weil die musik dieser deutschpunk-institution immer für einen sympathischen ohrwurm gut war. und nun: "Paula" (domcore/broken silence). eine echte überraschung, bei der ich mir immer noch nicht so richtig sicher bin, wie ich sie einordnen soll. der hitfaktor beispielsweise nimmt schon beim opener "klatscht in die hände!" beinahe unangenehm direkte formen an; die keyboards sind phasenweise in etwa so präsent wie bei kettcar. dann wieder: genau die richtigen texte, ein großer respekt für das schaffen des eigenen domcore-projekts und mit "90 minuten" oder "wenn es eine hölle gibt" die vielleicht besten songs ihrer geschichte. die kafkas machen 2010 einen riesensatz nach vorne. und es ist toll zu hören, dass sich so viele neue anhänger zu ihnen gesellen.

erinnert sich noch jemand an die famose band face tomorrow aus den niederlanden? deren indierock mit hardcore-wurzeln konnte mich vor jahren vorbehaltlos begeistern. ihre landsmänner von Kismet betreten mit dem gemeinsamen debüt zumindest ähnliches terrain. die neun songs mischen postpunk mit poppigen hooklines, drängeln sich damit aber zu keiner sekunde in den vordergrund. vielleicht liegt genau hier der haken: etwas mehr dynamik, etwas weniger artigkeit würden dem jungen quintett gut zu gesicht stehen. dennoch: gerade weil das gesamtkonzept von artwork bis hin zum gelungenen sound stimmig geriet und ohne umschweife in den hintergrund zu treten vermag, lässt sich konstatieren: schön, dass "Hiatus" (midsummer records/cargo) - wenngleich ein jahr später - nun auch bei uns erscheint. und wer sich jetzt eigentlich am liebsten ein eigenes bild machen möchte, findet hier eine menge fairer möglichkeiten, sich mit der musik von kismet auseinanderzusetzen.

Donnerstag, 11. Februar 2010

ane brun: live at stockholm concert hall (cd/dvd). review

was habe ich mich gesehnt danach, dass der winter einmal wieder richtig einzug hält in diese stadt. nun ist es mitte februar - und hamburg steckt seit zwei monaten unter einer wunderbaren decke aus schnee und eis. so konsequent, dass sich eine schleichende depression einzustellen droht. und es braucht schon eine dame von fach, diese emotionen in wohlige melancholie umzuwandeln. wie geschaffen dafür die norwegische singer-songwriterin Ane Brun. sie wärmt mein herz mit "Live At Stockholm Concert Hall" (determine/balloon ranger/cargo) gleich auf audiovisuelle weise. der mitschnitt vom 3. oktober 2008 erscheint nämlich als doppelpack mit 17-track cd sowie dem kompletten, 25 songs umfassenden dvd-film. der aufwand verwundert nicht, war es doch ein besonderer abend. nicht nur aufgrund ihrer sympathischen, zurückhaltenden bühnenpräsenz und großen kompositionen wie "the puzzle" oder der 16 horsepower huldigung "balloon ranger". für den verstorbenen st. thomas coverte sie sogar sein stück "falling down". nicht zu vergessen vor allem die tatsache, dass die 34-jährige von einer ganzen reihe gastmusikerinnen begleitet wird. darunter anna ternheim als teil des "very special choir", nina kinert mit ihrer bereichernden backgound stimme sowie einem achtköpfigen ensemble an musikern. für das unter anderem martin hederos am piano sitzt. zu einen song kommt schließlich sogar sivert höyem von madrugada auf die bühne. alles in allem wohl ein deutliches indiz für die wichtige rolle der (mittlerweile in stockholm lebenden) künstlerin für die skandinavische musikszene. vor allem aber ein dokument, wie hier schon seit jahren jemand eine ganz besondere karriere aufbaut. "live at stockholm concert hall" empfiehlt sich dabei zum einstieg ebenso wie zum tieferen abtauchen. und bleibt in jedem der fälle eine akustische wohltat.

Mittwoch, 10. Februar 2010

chelsy: sweet medicine. review

gerade bei mir nicht bekannten bands, fällt der blick neben dem albumcover doch immer zuerst auf das beiliegende platteninfo. im vollen bewusstsein, dass hier ordentlich auf die pauke gehauen wird. nur manchmal entsteht beim lesen dieses "empfehlungsschreibens" ein eigenes kleines bild, von dem ich mir nicht selten wünschte, dass ihm die musik gerecht wird. wie im falle Chelsy. da goutiert man weakerthans-referenzen und ein walter schreifels wird ebenso euphorisch lobend zitiert wie mille von kreator (!) und tomte's nikolai potthoff. keine leichte bürde für "Sweet Medicine" (s&v records/alive). doch das trio aus dem ruhrpöttchen mülheim meistert die aufgabe relativ souverän. und ziemlich einfühlsam. zwar wird die tiefe oben genannter musiker nur selten erreicht und auch die naheliegenden promise ring-nachfolger maritime bleiben nicht zuletzt dank arg cheesy tracks wie "discothequés" außer blickweite - mit kleinen perlen wie "monique" oder "who needs words" setzen chelsy aber ein zierliches ausrufezeichen. und selbst wenn mir die zeitgleich erscheinenden talking to turtles noch eine spur besser gefallen: nach ein paar singles via "my favourite toy records" und einem weitgehend unbeachteten debüt nehmen die drei 2010 offenbar richtig fahrt auf.

r.a. the rugged man. jetzt auf tour

reguläre platten gibt es eigentlich kaum und selbst sein aktuelles werk "Legendary Classics Vol. 1" (greenstreets/groove attack) ist vor allem eine zusammenstellung bisheriger kollaborationen (u.a. mit kool g rap, jedi mind tricks und mobb deep). nicht umsonst eilt R.A. The Rugged Man ein besonderer ruf voraus. was nur zum teil auf seine studiopräsenz zurückzuführen ist. vor allem auf der bühne sprechen zeugen von einer unvergleichlichen show. wer sich beeilt, kann den guten jetzt live bei uns sehen:

11.02.2010 D-Hannover, Bad
13.02.2010 D-Münster, Skaters Palace
20.02.2010 D-Magdeburg, Hallenhausen
27.02.2010 D-Berlin, Cassiopeia

für den sommer kündigt sich angeblich ein reguläres studioalbum über greenstreets/nature sounds an...

Dienstag, 9. Februar 2010

rock & roots: backyard babies & nazareth

im letzten jahr erschien das gleichnamige, von fans begeistert aufgenommene boxset der Backyard Babies. jetzt legt man für vorischtigere interessenten am eigenen schaffen nach: "Them XX" (versity rights/billion dollar babies/soulfood) beinhaltet als einzel-cd lediglich die best-of der zusammenstellung. im schlichten digipak samt reichlich illustriertem booklet gibt es zwölf songs aus sechs alben zu hören. anhand welcher sich die nicht immer bravuröse karriere der schweden-rocker gut nachvollziehen lässt. so bleiben die beiden "total 13"-auszüge die highlights, während sich der social-distortion-glam-verschnitt bei einigen anderen tracks nicht nur von seiten der produktion eine spur zu glatt präsentiert. dennoch: die kompakte karriere der backyard babies brachte bis heute eine ganze menge ohrwürmer hervor, von welchen man hier eine repräsentative kostprobe zu hören bekommt.
stellvertretend für eine wertige reihe an re-releases der schottischen hardrocker Nazareth hier noch ein kurzer blick auf deren endgültiges durchbruchswerk: "Loud 'N' Proud" (salvo/union square/soulfood) aus dem jahr 1973 erscheint nun im hörbar remastertem soundgewand, optisch ansprechender aufmachung (vinyl-replika-optik) sowie vier bonus-tracks; letztere übrigens aus der bbc-session der band. der "razamanaz"-nachfolger trieb die einmal mehr von roger glover (deep purple) in szene gesetzte mischung aus pop und frühem heavy metal weiter voran. im original mit gerade einmal acht songs, worunter sich sogar noch drei coverversionen befanden. darunter das bemerkenswerte "this flight tonight" (joni mitchell) sowie bob dylans "the ballad of hollis brown". im gleichen atemzuge bzw. mit ähnlichem konzept erscheinen nun übrigens noch "rampant" (1974) und "hair of the dog" (1975), die allesamt sowohl fans als auch auf spuren der musikgeschichte wandelnde quereinsteiger interessieren dürften.

Montag, 8. Februar 2010

lostprophets: the betrayed. review

nach einer längeren auszeit wieder aktiv sind diese hübschen herren, welche sich für ihre stressige phase abseits des rampenlichts die denkbar ungünstigste zeit ausgesucht haben: die Lostprophets gingen mit einem hitbeladenen zweitwerk und nach einem niedlich wiederspennstigen nachfolger triumphierend von der bildfläche. ein paar jahre später nun allerdings wird man es ungleich schwerer haben: nicht, dass "The Betrayed" (visible noise/sony) ein schlechtes album wäre. nur wirkt die musik der fünf nicht mehr neu und frisch, sondern vielmehr etwas altbacken. das zu jeder minute zelebrierte outlaw-dasein tut sein übriges, um die euphorie zu dämpfen. sicher: die waliser mögen eine harte zeit mit businessquerelen (genauer: ärger mit den produzenten) hinter sich haben. doch verglichen mit den brötchen, welche man in der hardcore-szene backt - und mit welcher sie ja ganz gerne kokketieren - wirkt das ganze eher lächerlich. glücklicherweise finden sich unter den elf tracks dennoch eine menge momente, in der ihre formel aus pop-gestik, sythesizer-spielerei und derben rockparts funktioniert. auch wenn das ergebnis ein wenig nach musikalischem wie kommerziellem kompromiss aussieht und junge mädels einmal mehr die zielgruppe markieren: die lostprophets bleiben ebenso gute musiker wie sie ein händchen für zündende kompositionen haben. insofern: trotz einiger sprichwörtlicher schönheitsfehler recht gelungen.

Sonntag, 7. Februar 2010

bombay bicycle club: i had the blues but i shook them loose. review

"I Had The Blues But I Shook Them Loose" (island/universal) produzent jim abbiss (mit dem die band übrigens auch ihre im vorfeld erschienenen eps einspielte) war seinerzeit unter anderem für das debüt der arctic monkeys verantwortlich. und es sollte mich nicht wundern, wenn in einem großteil der rezensionen zum Bombay Bicycle Club auch der name bloc party fallen würde. die englische presse spricht - wenig überraschend - einmal mehr von einem klassiker philosophischer tiefe zum thema "youth and young manhood"... tatsächlich aber machen die nord-londoner um sänger jack steadman (an dessen stimme bzw. einer ganzen handvoll assoziationen dazu sich die geister scheiden dürften) einiges richtig; vor allem aber vieles abwechslungsreich. auf diese weise kompensiert man beinahe die unausweichliche dringlichkeit der oben erwähnten kollegen, die im eigenen repertoire leider zu häufig fehlt. es sind nämlich genau die paar uninspirierten stellen, welche dem b.b.c. (was für ein kürzel!) einen guten teil seiner überzeugungskraft kosten. die band selbst sollte es von der positiven seite sehen: sind andere ihrer landsmänner an dem übermächtigen schatten ihres debüts zu häufig gescheitert, dürfte hier eine steigerung in jegliche richtung möglich sein. und, um keine misverständnisse entstehen zu lassen: wir sprechen trotzdem von einem mehr als gelungenen album, welches aus der mannifaltigen britpop-szene heraussticht. und dessen highlights uns mindestens in der ersten jahreshälfte durchaus noch begleiten werden...

Donnerstag, 4. Februar 2010

milhaven: milhaven. review

eventuell kennt ein ausgewählter kreis an hörern diese bochumer postrock-formation von früheren veröffentlichungen auf dem 12rec label (welche es hier übrigens zum kostenlosen download gibt). mit ihrem zweiten album jedenfalls machen Milhaven alles richtig. ein vernünftiger vertrieb ermöglicht endlich eine flächendeckende verbreitung des instrumentalen soundkonzeptes in physischer form. die aufnahme von guido lucas aus dem blublox-stuido lässt dem niemals überfrachtet wirkenden material wunderbar platz, sich zu entfalten. und legt dabei eine organische detailverliebtheit an den tag. nicht zuletzt aufgrund des famosen artworks schließlich sollten sich freunde von elliott (ohne vocals, wohlgemerkt) bis zu caspian (mit welchen man auch schon auf tour war) die finger nach "Milhaven" (valeot/cargo), natürlich in phyischer form, lecken. die beiden gitarristen andreas fanter und christoph freudenberg kreieren in einem beachtlichen zusammenspiel harmonische atmosphären, während die zurückhaltende rhythmussektion, bestehend aus schlagzeuger jens reichelt und bassist johannes zagermann, nur punktuell akzente zu setzen vermag ("barnabs", "count to infinity, twice"). doch genau hieraus entsteht der sympathische reiz der acht stücke: milhaven drängeln sich nicht in den mittelpunkt. sie konzentrieren sich auf ihre kompositionen; wollen den hörer nicht verstören - sondern verwöhnen. es gelingt ihnen auf eine intime und sehr ästhetische weise.

Mittwoch, 3. Februar 2010

mbaqanga & andere obskuritäten. afrika spezial

mag der fokus der medien durch die fußball-weltmeisterschaft in kürze ohnehin in richtung südafrika tendieren: diese zusammenstellung nimmt dennoch eher platz im sehr speziellen label-kontext von strut records ein. "Next Stop ...Soweto" (strut/alive) trägt den untertitel "township sounds from the golden age of mbaqanga". im zentrum steht die so betitelte, von jive und jazz inspirierte musik, welche in und um johannesburg in den sechziger und frühen siebziger jahren populär wurde. hierzulande dürfte kaum jemandem einer der 20 interpreten bekannt sein... ein weiteres indiz für das nischendasein der plattenfirma bzw. der zusammensteller dieser compilation: duncan brooker und francis gooding. wer sich mit der von zulu und westlichen einflüssen inspirierten frühphase der musik dieser pulsierenden metropole beschäftigen möchte, findet wohl kaum einen effizienteren einstiegt als "next stop ...soweto". zumal das fertige produkt um umfangreiche linernotes und fotos ergänzt erscheinen soll. übrigens werden über das frühjahr hin weitere episoden folgen, jeweils mit dem schwerpunk auf soul, funk und hammond r&b... ein knappes jahrzehnt später in einem anderen teil afrikas: "the new explosive sound in 1970's nigeria", so dieser untertitel, steht im mittelpunkt des "Nigeria Afrobeat Special" (soundway/groove attack). und nicht nur die songlänge der einzelnen tracks dehnte sich hier aus. auch der bekanntheitsgrad erweiterte sich über die grenzen des eigenen kontinents hinaus. namen wir fela kuti (hier mit the africa 70 und "who're you?" mitvertreten) halfen, die mischung aus polyphonen rhythmen und big band sounds selbst in europa zu etablieren. die elf songs dieser zusammenstellung aus den wissenden händen von miles cleret (dem nebenbei bemerkt das ganze soundway-label gehört) sind nichtsdestotrotz außerhalb ihres heimatlandes bislang kaum zu erwerben gewesen. dabei verfügen die 70 minuten (die 3-lp-version enthält zudem fünf bonustracks) über einen besonderen reiz, da sich hier mehr oder minder subtil westliche einflüsse von soul über blues und rock in den grundzügen erkennen lassen. was den spannnenden soundcocktail nur noch explosiver macht.

Montag, 1. Februar 2010

genepool: lauf! lauf! review

sie erfinden sich - mal wieder - neu, redefinieren einmal mehr den eigenen sound. und landen doch - mal wieder - bei den klassikern. Genepool, das baby von blubox-produzent guido lucas und seinem kollegen thilo schenk, wechselten für "Lauf! Lauf!" (rookie records/cargo) unter anderem die ohnehin unstete sängerposition... statt smoke blower jack letten steht nun ian spehr am mikrofon - welcher stilistisch allerdings wenig mit seiner (nebenbei bemerkt grandiosen) noiserock-vergangenheit bei mink stole zu tun hat. stattdessen trägt sein organ die euphorischen wave-hymnen in der tradition der im genepool-zusammenhang ständig zitierten gang of four und devo höchst melodisch voran; wobei sich zu den einflüssen diesmal noch eine spur mehr punkrock a lá misfits mischt ("1979"). was dem sound meines erachtens sogar noch besser zu gesicht steht - sicherlich eine aussage, die geschmacksabhängig bleibt. und überhaupt: wie schon kollege gloser zum vorgänger, kann ich auch diesmal bestätigen, dass einem vieles hier bekannt vor kommt. auf eine angenehme weise. die klassiker, halt. für die veröffentlichung von "lauf! lauf!" wählte man mit rookie records zudem ein neues, ziemlich passendes label... und live geht die band ab sofort mit zwei schlagzeugern an den start. sie sehen, meine damen und herren: hier ist im besten sinne bewegung drin. aber vor allem ein ganzes dutzend treibender hits.