Mittwoch, 17. November 2010

nelly furtado, austin lucas. der feine unterschied

eine kommerziell erfolgreiche, wandlungsfähige und gutaussehende feuilleton-aspirantin versus einen stoischen sturkopf, dessen gänzlich unglamuröse kompositionen seit jahren durch den indie-/punk-untergrund kursieren. das vorweihnachtsgeschäft und die wiederaufbereitung an sich nicht unbekannter materialien machen's möglich...
mit ersterer gemeint war natürlich Nelly Furtado - jeder kennt sie, manche mögen sie auch... mit ihrem debüt sowie dem nachfolger "folklore" fröhnte sie schließlich noch auf charmante weise dem pop, während die karriere anschließend in - von frühen anhängern heftig kritisierte - diskoregionen mutierte. erfolge mit der fußballhymne "forca" sowie kollaborationen mit timbaland, juanes oder james morrison gaben ihr letzten endes zumindest in kommerzieller hinsicht recht. "The Best Of" (geffen/universal) präsentiert nun in 18 tracks eine in vielerlei hinsicht wandlungsfähige sängerin samt dreier neuer songs, darunter die aktuelle single "night is young".
wenn ein mann mit hardcore-vergangenheit zum singer-songwriter mutiert, dürfte das im zeitalter von kristofer aström- oder chuck ragan-soloalben heutzutage kaum noch überraschte blicke hervorrufen. letzterer, soviel zum thema, kollaborierte übrigens in der vergangenheit bereits mit unserem protagonisten hier. in dessen fall die entwicklung eines crust-/grind-szeneangehörigen allerdings in folk-/bluegrass-regionen endet. eine tatsache, welche schon ein wenig mehr kopfschütteln provozieren dürfte. Austin Lucas, ehemals mitglied der derben formationen rune bzw. twentythird chapter, lenkt sein schaffen seit einer handvoll alben und ep's in richtung von spirituell angehauchten dunkel-country-variationen - nicht unähnlich woven hand veredelt durch ukulele, banjo sowie akustischem bass. die elf songs von "Collection" (hometown caravan) erschienen u.a. auf der gesuchten vinyl-ep “at war with freak folk”, den split 7"es mit frank turner bzw. chuck ragan und enthalten neben unveröffentlichtem material auch ein dolly parton cover. alles zusammen klingt auf bodenständige weise, als wäre es aus längst vergangenen zeiten zu uns herüber gerettet. was daran liegen dürfte, dass der künstler aus bloomington, indiana, das singen von der wiege auf gelernt hat. wobei dort traditionals nachvollziehbarer weise eine größere rolle gespielt haben, als das heruntergebolze von punk-tracks... dennoch glaubt man, lucas würde mit seiner stimme durchaus öfters neben die spur rasseln; stattdessen verpackt er seine stücke schlichtweg in seinen eigenwilligen, chor-geschulten stimm-kosmos. und schafft auf diese weise bescheidene meisterwerke, deren größe hoffentlich auch jenseits von szenedenken wahrgenommen wird.

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