Montag, 7. Juni 2010

still believe? h.c. bestandsaufnahme 06/10

die geschichte von Integrity ist ebenso lange wie unstet. war man anfang der neunziger zweifellos die wichtigste band der cleveland hardcore-szene, schob man sich durch gewöhnungsbedürftige grenzüberschreitungen vor jahren selbst ins abseits. die hardcoreszene war wohl einfach nicht reif für (die ohnehin nicht übermäßig gelungenen) elektronischen experimente, wie sie frontsau dwid seinerzeit unter dem namen integrity 2000 veröffentlichte. seit dem vor vier jahren erschienenen "to die for" besinnt man sich nun wieder auf seine eigentlichen stärken, tourt fleißig durch kleine clubs und geht auch mit der neuen veröffentlichung "the blackest curse" (deathwish) einen guten schritt zurück - mir kommt beim hören der neun songs desöfteren das brillante "systems overload" album in den sinn. klar, metallische soli wie im famosen "simulacra" werden verfechter der einzig wahren hardcore-lehre wieder sauer aufstoßen. doch erstmal fanden sich solche zitate im integrity-sound schon immer, zum anderen stehen geschwindigkeit und songlänge auf "the blackest curse" in der tradition der alten schule. man mag die intensität alter tage vermissen: objektiv gesehen zeigt sich der "clevo hate-edge"in bester verfassung!

es sind wahrlich nicht wenige formationen, welche auf den spuren von hot water music wandeln können und das ganze vielleicht noch mit etwas screamo garnieren. immerhin: das englische quartett Lower Than Atlantis, bislang nicht gerade vom glück verfolgt (line-up wechsel, labelsuche), steckt hörbar sein herzblut in das material ihres debüts. "Far Q" (redfield records/cargo) strotzt nur so vor leidenschaft, working class-attitüde und klugen lyrics. das soundgerüst platziert sich dabei recht gelungen zwischen emo, indie und hardcore - ohne dem zeitgeist hinterher zu hecheln. dafür zeigen sie lower than atlantis vielleicht doch etwas zu unbequem. klar: das dutzend songs steckt voller pop. aber einem pop der blut, schweiß und tränen kennt. durchaus eine seltenheit im kontext kajalgeschminkter, hochgestylter kollegenbands.


gemessen an der zu tage gebrachten musikalischen radikalität entspricht der wechsel von malfunction/deathwish records zu hassle durchaus einem großen sprung für Trash Talk. "Eyes & Nines" (hassle/soulfood) bekommt auf diese weise immerhin die beachtung auch außerhalb von insider kreisen. und selbst wenn die herren aus sacramento den t(h)rash beinahe im namen tragen, wer beispielsweise dem fiesen hardcore rock'n'roll von the bronx huldigt, findet hier anknüpfungspunkte. nicht ohne grund fand man in der vergangenheit sogar die aufmerksamkeit von steve albini, der wohl höchstselbst erst selten mit roherem, nihilistischerem material konforniert gewesen sein dürfte. bei aller liebe: innovativ klingt daran natürlich kaum etwas. braucht es bei einem 10 song und 17 minuten statement gegen die gesellschaft an sich und die kirche im besonderen wohl auch nicht.

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