Samstag, 16. Januar 2010
disko und dekonstruktivismus. elektronikreviews
Le Peuple De L'Herbe gingen bereits vor gut zehn jahren mit ihrem debüt an den start; breitere öffentlichkeit bzw. regelrechten kultstatus erlangten sie doch kurze zeit später durch die soundtrackbeiträge zu virgine despentes' umstrittenen film "baise moi". der neue longplayer "Tilt" (discograph/rough trade) zeigt die franzosen nun tatsächlich auf dem kreativen zenit: breakbeatdurchtränkte elektronika, (post-)rock sowie hiphop-elemente werden zu einem explosiven soundcocktail gemischt, dessen hitpotential weder auf tonträger noch auf bühnen unterschätzt werden darf. apropos: das neue material klingt dank einer reihe "richtiger" instrumente organischer denn je. was auf der kehrseite dazu beiträgt, dass einige elemente in rage against the machine-manier die späten neunziger reanimieren. über weite teile bleibt das mit mehr samples als wirklichen vocals ausgestattete material jedoch überaus eigenwillig - nicht zuletzt, weil die digitalen basics u.a. durch bigband-beiträge aufgemotzt werden... in eine wesentlich straightere richtung steuern die norweger Lindstrøm & Christabelle mit ihrem gemeinsamen album. reichlich disco und noch mehr pop sollten "Real Life Is No Cool" (small town super sound/alive) eine breit gefächerte publikumswirksamkeit eröffnen. das duo steht mit der "mann = produzent, frau = sängerin" in der tradition von acts wie moloko und lamb, visiert jedoch noch unumwundener die tanzflächen an. überdreht, harmonieverliebt und dennoch mit einer verwegenen coolness ausgestattet, präsentieren sich die zehn teils knackig kurzen tracks mit einem bein in soul und funk der achtziger jahre, das andere in dem verständnis kontemporärer elektronikproduzenten. viel planung steckt offenbar nicht in der kollaboration: christabelle silje isabelle birgitta sandoo steckte hans-peter lindstrøm ihre vocals zu, der selbige gnadenlos be- bzw. verarbeitete und mit einem funktionalen beatkonzept versah... umso überraschender, als das ergebnis weder unterkühlt noch irgendwie stumpf klingt - sondern sich als reichlich erfrischendes, durchaus kluges clubalbum entpuppt. und: zwei unter anderem als produzenten tätige japaner (dj kou-g und masaya fantasista) sowie ein vertreter der londoner broken beat-szene (simbad) firmieren unter der banner Tettorybad. und basteln sich mit "Unite" (sunshine enterprises/groove attack) ein heimeliges sounduniversum, das zwar auf bewährte zutaten zurückgreift. jedoch nicht allein durch ein paar asiatische sound- und vocal-einflüsse dezent exotisch wirkt. oft klopfen auch hier soul, funk und afro-beat an; leider eher selten hört man unter den elf tracks derart gut gemachten hiphop wie in dem - mit reichlich zitaten ausgestatteten - "don't push me" (featuring dem londoner rapper ty) oder dem auf einem funky gitarrenlick basierenden "galaxy". zumeist sind es broken beat, house und nu jazz, welche hier eine fusion eingehen. die klingt insgesamt zwar eher spacig als futuristisch, vor allem aber immer wunderbar warm. mindestens nett.
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