Donnerstag, 27. Mai 2010

emorock. generationsübergreifend

zwei neue platten, bei denen es rezensenten eigentlich denkbar einfach haben. ein paar große vergleiche sind schnell gezückt, phrasen flux gedroschen. quasi nach dieser kurzformel: Far und Disco Ensemble vertreten die zweite und dritte generation einer szene, die in der schublade "emo" mittlerweile nicht zu unrecht verstaubt. ein genauerer blick auf die beiden reanimationsversuche lohnt sich dennoch.
wobei die finnen von disco ensemle vielleicht sogar die bequemere ausgangsposition inne haben. immerhin konnten sie bislang noch mit jedem album einen entscheidenden kommerziellen schritt nach vorne machen. was schon vor fünf jahren mit „first aid kit“ mit massivem radioairplay in unseren breitengraden startete. und auch "The Island Of Disco Ensemble" (fullsteam/pias) weiß mit dem langjährigen partner fullsteam sowie pias als neuem vertieb durchaus fähige partner im rücken. welche sich angesichts der singletauglichkeit dieses viertwerkes keine sorgen machen müssen. es sollte schon mit dem teufel zugehen, wenn das quartett mit seiner mittlerweile beachtlichen erfahrung nicht wieder dankbare abnehmer findet. auf der bühne oder auch in den einschlägigen discotheken. und weil miikka, mikko, lasse und jussi nochmal mehr an ihrem songwriting gefeilt haben, gönnt man ihnen die weiteren zu erwartenden triumphe gerne. denn ihnen gelang ein charmantes, ebenso detailverliebtes wie abwechslungsreiches werk, welches sie mit vorsichtig genrefremden zitaten galant aufgewertet haben. doch dieser moderne anstrich verkommt weder zur farce noch kann man dem quartett irgendwelche „nu-rock“ tendenzen vorwerfen. ihnen gelang schlichtweg der nächste schritt aus dem übermächtigen schatten der diversen vorbilder.

apropos vorbilder: da wären wir ja genau beim thema. doch ob die umtriebige seele von jonah matranga jemals ihre ruhe findet? nach gratitude, new end original und onelinedrawing sowie diversen veröffentlichungen unter eigenem namen geht der schritt 2010 jedenfall zurück: "At Night We Live" (arctic rodeo/alive) markiert - nach gut einer dekade totaler funkstille - das dritte album seiner ohne frage wichtigsten band far. deren vorgänger "water & solutions" nicht nur für mich zu den absoluten ausnahmehighlights der spätneunziger emo-veröffentlichungen gehörte. mit einem erfolg, welcher sich erst nach dem ableben der formation und auch dann nur stück für stück einstellte. immerhin markiert das album aus dem jahr 1998 doch den übergang vom hardcore/rock-moment matrangas’ hin zu seiner entdeckung des pop. und rührt nicht nur mich noch heute zu tränen, sondern steckt im vorbeigehen sämtliche deftones-soundalikes der neunziger bis zur gegenwart in die tasche.
das neue material knüpft nun nahtlos an alten glanzleistungen an, wenngleich die produktion für meine begriffe etwas zu nüchtern klingt. doch mit tracks wie "burn" oder dem großen opener "deafening" packt einen wieder dieses besondere gefühl. für welches sicherlich auch shaun lopez mitverantwortlich ist: kümmerte sich der zwischenzeitlich mit the revolution smile aktive gitarrist diesmal doch sogar um die aufnahme. womit er die zweite tragende säule für die - soviel steht fest - absolut erfolgreich reanimierte band von matranga bleibt. über dessen letztes soloalbum (ebenfall via arctic rodeo recordings erschienen) schrieb ich seinerzeit: "für meinen teil hänge ich wohl trotzdem so hilflos in der vergangenheit, dass ich die fantasie nicht loswerden kann, matranga würde mit einer ordentlichen portion „punch“ auch heute noch zu ungeahnten höchstleistungen im stande sein". was zu beweisen war. danke dafür!

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