Dienstag, 30. März 2010
avatar & 108. frickelkünstler
was für ein geschickt gewählter bandname... könnte man nach dem erfolg von james camerons' (reichlich alberner) 3d-märchestunde meinen. ehrlicher weise muss man allerdings zugeben, dass Avatar ihren namen seit mittlerweile drei alben tragen. und der zeitpunkt dieser veröffentlichung eher eine bürde sein dürfte: immerhin gar nicht so leicht, in den weiten des internet auf die webseite der band und nicht des films zustoßen. dabei trägt "Avatar" (gain/sony music) alle zutaten für einen kommerziellen hit auch außerhalb der heimat mit sich: hochmelodischer deathmetal in der tradition von children of bodom oder in flames, exzellent produziert und mit genügend hitappeal, um auch etwas airplay bei den einschlägigen (internet-)stationen zu erlangen. oder, ganz aktuell, einen supportslot für eine tour mit warrior soul. überhaupt lassen sich hier zahlreiche traditionelle referenzen hören. "reload" beispielsweise klingt eindeutig mehr nach iron maiden als nach at the gates. und empfiehlt avatar selbst jener klientel mit nachdruck. die krishna-epigone zu den brillanten snapcase überzeugt mit einem abermals großartigen album, welches den ebenso fanatisch inszenierten wie vertrackten hardcore ein weiteres mal erfolgreich reanimiert. denn in zeiten, in denen längst mtv-shows mit weichespültem metalcore beschallt werden, lernt man qualität und anspruch der 108-veröffentlichungen wieder richtig zu schätzen. und bekommt dank "18.61" (deathwish/indigo) - einem famosen gewaltakt in gut zwanzig minnuten - endlich wieder die chance dazu. im jahr 1992 vom ehemaligen inside out-gitarristen vic dicara gegründet, wurden die amis auf dem europäischen mark nämlich lange zeit nur über das zweifelhafte lost and found-label vertrieben. was der brillanz ihrer frühen alben natürlich keinerlei abbruch tat. doch der zwischenzeitlich in boykott ausartende hass auf die plattenfirma machte es 108 sicher nicht einfacher. nach der wiederbelebung 2007 folg nun schon das zweite werk für die sympathieträger von deathwish records, welches in seiner unglaublich rohen machart vollkommen zu überzeugen vermag. angesichts der tatsache, dass momentan das christentum vehement einzug in den hardcore hält, ist das hier auch inhaltlich mehr als eine gelungene abwechslung. selbst wenn das verblendungslevel der krishna-huldigungen sicherlich ebenbürtig ist. sei's drum. irgendwie tue ich mir bei 108 leichter, das alles etwas distanzierter (spaßiger?) zu betrachten. vielleicht deswegen, weil der philosophische ansatz dieser religion für "ungläubige" leichter zu verdauen ist. und musikalisch zeigt sich die band 2010 ohne untertreibung auf dem zenit ihres schaffens.
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