Dienstag, 27. April 2010

in the mix. elektronikreviews 04/2010

dass Bozoo Bajou trotz entsprechender song-auskopplungen keinesfalls der chill out- bzw. café del mar-fraktion zuzuordnen sind, unterstrichen sie neben den regulären alben zudem mit den beiden famosen juke joint compilations. auch mit ihrem beitrag zur stereo deluxe-reihe "Coming Home" (stereo deluxe/warner) beweisen die zwei nürnberger nun, dass sie über ein beeindruckendes musikverständnis verfügen. denn wenn sie sich zuletzt mit "grains" unergründliche tiefen weit jenseits synthetischer musik erschlossen hatten, geht die reise nun nochmal in eine andere richtung. house und disco heißen die schlüsselwörter diesmal. doch keine sorge: der brückenschlag zu den plattensammlungen von peter heider und florian seyberth, in denen sich jede menge analoges material befindet, gelingt. zwischen altbekannten einflüssen wie hiphop oder reggae sowie typischen eigenen produktionen (darunter "fürsattel" im idjut boys dub) steht der tanzflur deutlicher denn je im mittelpunkt. konnten sich in der vergangenheit soul-raritätensammler, coffee shop-besitzer und die independent-fraktion gleichermaßen auf die boozoo bajou-compilations einigen, dürfte der konsensfaktor unter jenen diesmal geringer ausfallen. dennoch: anspruch, atmosphäre und eingängigkeit werden gerade in den hier vertretenen genres viel zu selten so schlüssig wie in dieser "coming home" episode in einem mix vereint. die beiden produzenten bzw. dj's liefern damit weit mehr als eine zwischenmahlzeit zum nächsten studioalbum.
die verknüpfung von techno mit genres jenseits von populärmusik klingt dagegen nicht nach einer allzu neuen idee (vgl. dazu zum beispiel auch jeff mills). dass das experiment "techno-im-jazz-gewand" funktionieren kann, bewies Christian Prommer dagegen zuletzt vor zwei jahren mit seiner drummlesson. nun steht der nachfolger in den läden. und auch auf "Drumlesson Zwei" (!k7/alive) bildete der detroit techno das fundament, aus welchem sich der münchner drummer, dj, pianist und produzent seine inspirationsquellen pickte. material von carl craig, laurent garnier, underground resistance sowie jean-michel jarre kommen so zu neuen, percussiv-akustischen ehren. schön.

Rob Swift feierte seinen einstand auf ipecac bereits vor einigen jahren durch seine hauptformation, den x-exutioners, im soundtechnischen zweikampf mit labelmastermind "general" mike patton. nun folgt mit "The Architect" (ipecac/soulfood) sein erstes soloalbum für diese schier unerschöpfliche heimat außergewöhnlicher musik. der scratch-innovator sammelte für das album haufenweise krude samples - nicht unähnlich dem wu-tang clan... diesmal allerdings noch ergänzt um klassische musik! wo stöbert man nur derart brillantes material auf? in der guten halben stunde gibt es zudem auch zwei mal tatsächliche raps von breez evahflown zu hören. einige richtig herausragende tracks ("principio") mischen sich mit den, man muss fast sagen: erwartet skurrilen soundtüfteleien. dazu kommt ein schickes artwork, welches das motiv der musik stilvoll und direkt zur schau stellt. fazit: das ganze mutet wie ein wahnsinniges musikalisches gefecht zwischen public enemy, secret chiefs 3 und dj krush an. über die halbwertszeit von "the architect" kann ich nur spektakulieren; denn mit "leichte kost" lässt sich das album sicher nicht abstempeln. zumindest gab es auch nach der ersten handvoll hördurchgänge eine unglaubliche menge an details zu entdecken...

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