Dienstag, 22. Dezember 2009
13 x 2009 = noch ein jahresrückblick
finde ich eigentlich. doch eigene erfahrungswerte sagen: es sind tatsächlich immer die jahresrückblicke, die eine seltsame faszination ausüben. was sich zum beispiel in erhöhten auflagen bzw. gestiegenen zugriffszahlen bemerkbar macht. und trotz meiner generellen abneigung gegen noch eine weitere liste, die nach haarsträubenden kriterien ausgewählt wurde, gehöre ich doch gleichermaßen zu den gestalten, die regelmäßig entsprechende aufzählungen in musikzeitschriften, blogs und fanzines durchforsten. um abzugleichen, zu ergänzen oder - vor allem - sich über mir unverständliche rangordnungen aufzuregen.
aufgrund der gar nicht so großen nachfrage hier also nun 13 mal mein völlig subjetiver senf zum thema 2009.
und jenes wird insgesamt vor allem durch das ende von sellfish.de geprägt. beziehungsweise der erkenntnis, dass ich die finger eben doch nicht vom mehr-oder-minder-kluges-zeug-über-musik-absondern lassen kann. was in dieser blogform zwar wenig schick, doch wunderbar effizient funktioniert. und nach einigem aufrappeln den noch schöneren beigeschmack brachte, dass das sellfish-imperium nicht nur (endlich) sein archiv wieder zugänglich machen konnte - sondern dank curt.de/sellfish, sellfish.de/lifesoundsreal sowie diversen myspace- bzw. facebook-seiten und natürlich den veranstaltungen in nürnberg quasi noch mächtiger geworden ist... einen ganz vernünftigen überblick über das ganze treiben gibt es übrigens nach wie vor hier: http://www.sellfish.de
13. Wartezeit
beginnen wir den rückblick doch naheliegenderweise mit der am längsten erwarteten platte: Savoy Grand ließen sich - natürlich - endlos zeit für "Accident Book". und gerade weil sich einmal mehr die geister an den slo-mo-hymnen scheiden werden: es war die beste glitterhouse-platte in einem für dieses label seltsam unspektakulären jahr.
12. Emo & Core
es müssen nicht immer die ganz großen highlights sein: im frühjahr warteten Alias Caylon aus dem hohen norden des landes mit einem ziemlich wunderbaren emorock-album auf. überraschend auch, wie gelungen Thrice mit "Beggars" eine fortsetzung für ihren "alchemy index"-monolithen erschufen.
vor allem aber The Casting Out konnten mit ihrem endlich bei uns erschienenen debüt "Go Crazy! Throw Fireworks!" begeisterungsstürme aulösen. dennoch war nathan auf bühne nochmal eine spur überzeugender... also entweder, die bekommen endlich mehr aufmerksamkeit, oder boysetsfire sollten doch eine reunion feiern!
11. HC
was extreme musik anging, gab es im vergangenen jahr einige highlights zu vermerken. Black Friday 29 lieferten mit "2009" mal eben das beste einheimische hardcorealbum des jahre ab; welches eigentlich ja nur eine ep war. ziemlich gut auch Grace.Will.Fall aus schweden mit ihrem mix aus frühen refused und jr. ewing anteilen... verheerend, dass die kaum jemand wahr genommen hat!
erwähnenswert fand ich zudem noch die gestörten franzosen von Kickback sowie The Setup - zwei weitere gelungene hc-veröffentlichungen auf gsr-records.
aus dem hause deathwish kam von pulling teeth bis rise & fall die erwartete vollbedienung. das highlight im nach wie vor enorm spannenden labelrepertoire bildeten allerdings die ultra-intensiven Lewd Acts "Black Eye Blues", welche gemeinsam mit dem zweiten regulären Ruiner longplayer die genrebestleistung vorlegten.
10. Elektronik
eines unserer seltenen interviews machten wir in diesem jahr mit Boozoo Bajou. deren album "Grains" einmal mehr den ruf der nürnberger untermauerte, elektronische musik mit einem ganz besonderen, wohl eher analogen songverständnis zu beleben.
das stimmungstechnische gegenstück dazu kam von Dizzee Rascal, welcher mit "Tongue 'N' Cheeck" das elektronische partyalbum des jahres ablieferte. und gleichzeitig die engen grenzes seiner grime-herkunft sprengte. das störte den einen oder anderen; mir macht die entwicklung des londoners einfach nur spaß!
9. HipHop
als südafrika-export begleitete mich Proverb's "Manuscript" noch eine ganze weile in dieses jahr hinein. der jüngst erschienene nachfolger "Write Of Passage" löste zwar nicht ganz so große euphoriestürme aus, unterstrich aber dennoch, wie dringend dieser künstler einen vertrieb bei uns nötig hat!
dem verstorbenen J Dilla wurde mit "Just Stay Paid" eine sehr würdige hommage bereitet. welche gleichzeitig als bestes posthumes album eines künstlers der letzten jahre eine besondere auszeichnung verdient. absolut essentiell! MF Doom lieferte mit "Born Like This" ebenfalls höchst unterhaltsamen hiphop neben der spur ab. beide platten glänzten übrigens mit raekwon-features...
auf den kommen wir aber noch weiter unten zu sprechen. sein größter konkurrent um den titel "album des jahres" war allerdings ganz klar Mos Def. "The Ecstatic" machte unmissverständlich klar, dass nach dem unausgegorenen vorgänger definitiv wieder mit dem rapper/schauspieler zu rechnen ist! ein tolles album, das mit "auditorium" den vielleicht besten track des jahres im repertoire wußte!
Speech Debelle sorgte mit "Speech Therapy" dafür, dass weibliche mc's endlich wieder mehr in den fokus rückten. die britin lieferte im fahrwasser von roots manuva ein ruhiges, persönliches und erst in zweiter instanz richtig fesselndes debüt ab.
apropos: auch Fleur Earth trug hierzulande ihr schärflein zu dem thema bei.
und wenn wir in dem fall von deutschem hiphop sprechen, sollte auch mein album des jahres in diesem metier genannt werden: Mädness, der mit "Zuckerbrot und Peitsche" nach ein paar lediglich guten veröffentlichungen eine grime-infizierte großtat vorlegte, die inhaltlich vor jahren auch deichkind gut zu gesicht gestanden hätte!
8. Indierock
eine okaye, wenngleich nicht brillante fortsetzung gab es von Dredg mit "The Pariah, The Parrot, The Delusion"... die damit zumindest den für mich arg lahmen vorgänger vergessen machte.
zwei ableger der schwedischen indierock-fraktion wurden in der presse hierzulande dagegen übrigens absolut zu unrecht weitgehend ignoriert: Division Of Laura Lee und Sounds Like Violence lieferten beide feurige, tanzbare und ehrliche alben mit elegantem postcore-drive ab, die auch nach dem großen skandinavien-boom noch aufmerksamkeit verdient haben. hinhören, bitte.
7. Pop
wenn es denn in diese kategorie passt: Karamel aus hamburg haben sich mit "Machinen" einen klugen nachfolger zum weisen album erdacht. und johann scheerer bleibt das unerkannte songwritergenie in dieser sonst von a&r's durchleuchteten stadt.
obligatorisch in derartigen aufzählungen: Tori Amos versüßte mir das jahr mit gleich zwei alben. auch wenn ersteres ein gutes stück hinter den erwartungen zurück blieb; die weihnachts-edition "Midwinter Graces" begleitet mich genau jetzt in unsere hütte in dänemark... und prompt bin ich wieder versöhnt.
6. Reinfälle
die enttäuschung des jahres stammen seltsamerweise alle von der insel: The View mit ihrem lauwarmen "Which Bitch?" und auch die Placebo-Trantüte "Battle For The Sun" konnten zu keiner sekunde an die nicht einmal unermesslich hohen erwartungen anknüpfen. und sogar die Arctic Monkeys landeten mit "Humbug" einen kleinen reinfall (unter angesichts der starken vorgänger allerdings zugegeben schwierigen bedingungen).
ach ja, einmal doch noch jenseits des großen teiches: Billy Talent haben sich mit "III" ebenfalls in die irrelevanz verabschiedet.
ursache in all diesen fällen witzigerweise: das feuer der eigenen vergangenheit scheint erloschen zu sein. irgendwie schade.
5. Hype
als der unsäglichste hype entpuppten sich La Roux, deren medienpräsenz ich mir aufgrund des egal-plastikpops zu keiner sekunde erklären konnte. und über die ich sicherheitshalber auch keine weiteren worte verlieren will. quatschkram, hinter dem nichtmal (nur) das intro steht...
4. Re-Releases
an der re-release-front packte mich vor allem die diskografie "Can't Kill What's Inside" von Mouthpiece. nicht nur, weil die in meiner eigenen hc-biographie sträflicherweise gar nicht vor kamen. sondern auch, weil hier musik und inhalt perfekt in szene gesetzt wurden, was das ganze projekt zu einer lohnenden straight-edge geschichtsstunde macht. schade eigentlich, dass die revelation records-veröffentlichungen hierzulande längst nicht mehr die verdiente aufmerksamkeit bekommen.
aber auch die nimmermüden herren um robert fripp versüßten mir das jahr mit wertigen wiederveröffentlichungen: so wurden die drei King Crimson klassiker in punkto artwork, sound und bonusmaterial prächtig aufbereitet... nicht nur porcupine tree- und tool-fans können hier spätestens jetzt nicht mehr wegsehen. history, baby.
3. Reunion
die reunion des jahres feiern ohne viel diskussion Alice In Chains mit "Black Gives Way To Blue". welche damit überraschend nicht nur eindrucksvoll Pearl Jam den rang abliefen, sondern mit ihrem neuen sänger william duvall behutsam das besondere charisma der vergangenheit ins hier und jetzt retteten.
2. Hits & Misses
tja, zu den folgenden platten gibt es auf diesen seiten dooferweise (noch) gar nix zu lesen: beinahe durch die lappen gegangen sind mir nämlich das aktuelle Thursday album sowie das zweitwerk von Jamie T. im falle ersterer weiß ich selbst nicht, warum ich erst monate nach veröffentlichung zuschlug - so intensiv wie auf "Common Existance" waren sie seit dem debüt nicht mehr! Jamie T dagegen ziehe ich quasi traditionell immer erst im zweiten anlauf aus irgendeiner grabbelkiste - was sich im falle "kings & queen" wieder mehr als gelohnt hat...
1. Album des Jahres
durchaus ungewöhnlich, dass ein hiphop-album meine veröffentlichung des jahres markiert. doch es hilft nichts, nicht einmal angesichts des potthässlichen coverartworks: "Only Built For Cuban Linx II" war schlichtweg die größte überraschung, die 2009 zu bieten hatte. nur über einen indie-vertrieb brachte Raekwon ein werk an den start, welches mit produktionen von dr. dre (!), pete rock (!!) oder j dilla (!!!) kaum verlieren konnte. weitere geniale kollaborationen sowie vor allem wieder eine in sich schlüssige atmosphäre ließen defintiv kein vorbeikommen mehr an den 24 tracks. da passt sogar die dekandenz, für das gerade mal eineinhalbminütige "pyrex vision" einen ganzen clip zu prduzieren. und noch dazu so einen:
besser war der chef jedenfalls seit seinem debüt nicht. aber auch der output des rest des clans verblasst angesichts dieser ausnahmeleistung... lässt im umkehrschluss jedoch u.a. angesichts dem bevorstehenden rae, ghostface und method man-gemeinschaftswerkes auf endlich wieder rosigere wu-tang-zeiten hoffen. 2010 darf gerne kommen!!!
aufgrund der gar nicht so großen nachfrage hier also nun 13 mal mein völlig subjetiver senf zum thema 2009.
und jenes wird insgesamt vor allem durch das ende von sellfish.de geprägt. beziehungsweise der erkenntnis, dass ich die finger eben doch nicht vom mehr-oder-minder-kluges-zeug-über-musik-absondern lassen kann. was in dieser blogform zwar wenig schick, doch wunderbar effizient funktioniert. und nach einigem aufrappeln den noch schöneren beigeschmack brachte, dass das sellfish-imperium nicht nur (endlich) sein archiv wieder zugänglich machen konnte - sondern dank curt.de/sellfish, sellfish.de/lifesoundsreal sowie diversen myspace- bzw. facebook-seiten und natürlich den veranstaltungen in nürnberg quasi noch mächtiger geworden ist... einen ganz vernünftigen überblick über das ganze treiben gibt es übrigens nach wie vor hier: http://www.sellfish.de
13. Wartezeit
beginnen wir den rückblick doch naheliegenderweise mit der am längsten erwarteten platte: Savoy Grand ließen sich - natürlich - endlos zeit für "Accident Book". und gerade weil sich einmal mehr die geister an den slo-mo-hymnen scheiden werden: es war die beste glitterhouse-platte in einem für dieses label seltsam unspektakulären jahr.
12. Emo & Core
es müssen nicht immer die ganz großen highlights sein: im frühjahr warteten Alias Caylon aus dem hohen norden des landes mit einem ziemlich wunderbaren emorock-album auf. überraschend auch, wie gelungen Thrice mit "Beggars" eine fortsetzung für ihren "alchemy index"-monolithen erschufen.
vor allem aber The Casting Out konnten mit ihrem endlich bei uns erschienenen debüt "Go Crazy! Throw Fireworks!" begeisterungsstürme aulösen. dennoch war nathan auf bühne nochmal eine spur überzeugender... also entweder, die bekommen endlich mehr aufmerksamkeit, oder boysetsfire sollten doch eine reunion feiern!
11. HC
was extreme musik anging, gab es im vergangenen jahr einige highlights zu vermerken. Black Friday 29 lieferten mit "2009" mal eben das beste einheimische hardcorealbum des jahre ab; welches eigentlich ja nur eine ep war. ziemlich gut auch Grace.Will.Fall aus schweden mit ihrem mix aus frühen refused und jr. ewing anteilen... verheerend, dass die kaum jemand wahr genommen hat!
erwähnenswert fand ich zudem noch die gestörten franzosen von Kickback sowie The Setup - zwei weitere gelungene hc-veröffentlichungen auf gsr-records.
aus dem hause deathwish kam von pulling teeth bis rise & fall die erwartete vollbedienung. das highlight im nach wie vor enorm spannenden labelrepertoire bildeten allerdings die ultra-intensiven Lewd Acts "Black Eye Blues", welche gemeinsam mit dem zweiten regulären Ruiner longplayer die genrebestleistung vorlegten.
10. Elektronik
eines unserer seltenen interviews machten wir in diesem jahr mit Boozoo Bajou. deren album "Grains" einmal mehr den ruf der nürnberger untermauerte, elektronische musik mit einem ganz besonderen, wohl eher analogen songverständnis zu beleben.
das stimmungstechnische gegenstück dazu kam von Dizzee Rascal, welcher mit "Tongue 'N' Cheeck" das elektronische partyalbum des jahres ablieferte. und gleichzeitig die engen grenzes seiner grime-herkunft sprengte. das störte den einen oder anderen; mir macht die entwicklung des londoners einfach nur spaß!
9. HipHop
als südafrika-export begleitete mich Proverb's "Manuscript" noch eine ganze weile in dieses jahr hinein. der jüngst erschienene nachfolger "Write Of Passage" löste zwar nicht ganz so große euphoriestürme aus, unterstrich aber dennoch, wie dringend dieser künstler einen vertrieb bei uns nötig hat!
dem verstorbenen J Dilla wurde mit "Just Stay Paid" eine sehr würdige hommage bereitet. welche gleichzeitig als bestes posthumes album eines künstlers der letzten jahre eine besondere auszeichnung verdient. absolut essentiell! MF Doom lieferte mit "Born Like This" ebenfalls höchst unterhaltsamen hiphop neben der spur ab. beide platten glänzten übrigens mit raekwon-features...
auf den kommen wir aber noch weiter unten zu sprechen. sein größter konkurrent um den titel "album des jahres" war allerdings ganz klar Mos Def. "The Ecstatic" machte unmissverständlich klar, dass nach dem unausgegorenen vorgänger definitiv wieder mit dem rapper/schauspieler zu rechnen ist! ein tolles album, das mit "auditorium" den vielleicht besten track des jahres im repertoire wußte!
Speech Debelle sorgte mit "Speech Therapy" dafür, dass weibliche mc's endlich wieder mehr in den fokus rückten. die britin lieferte im fahrwasser von roots manuva ein ruhiges, persönliches und erst in zweiter instanz richtig fesselndes debüt ab.
apropos: auch Fleur Earth trug hierzulande ihr schärflein zu dem thema bei.
und wenn wir in dem fall von deutschem hiphop sprechen, sollte auch mein album des jahres in diesem metier genannt werden: Mädness, der mit "Zuckerbrot und Peitsche" nach ein paar lediglich guten veröffentlichungen eine grime-infizierte großtat vorlegte, die inhaltlich vor jahren auch deichkind gut zu gesicht gestanden hätte!
8. Indierock
eine okaye, wenngleich nicht brillante fortsetzung gab es von Dredg mit "The Pariah, The Parrot, The Delusion"... die damit zumindest den für mich arg lahmen vorgänger vergessen machte.
zwei ableger der schwedischen indierock-fraktion wurden in der presse hierzulande dagegen übrigens absolut zu unrecht weitgehend ignoriert: Division Of Laura Lee und Sounds Like Violence lieferten beide feurige, tanzbare und ehrliche alben mit elegantem postcore-drive ab, die auch nach dem großen skandinavien-boom noch aufmerksamkeit verdient haben. hinhören, bitte.
7. Pop
wenn es denn in diese kategorie passt: Karamel aus hamburg haben sich mit "Machinen" einen klugen nachfolger zum weisen album erdacht. und johann scheerer bleibt das unerkannte songwritergenie in dieser sonst von a&r's durchleuchteten stadt.
obligatorisch in derartigen aufzählungen: Tori Amos versüßte mir das jahr mit gleich zwei alben. auch wenn ersteres ein gutes stück hinter den erwartungen zurück blieb; die weihnachts-edition "Midwinter Graces" begleitet mich genau jetzt in unsere hütte in dänemark... und prompt bin ich wieder versöhnt.
6. Reinfälle
die enttäuschung des jahres stammen seltsamerweise alle von der insel: The View mit ihrem lauwarmen "Which Bitch?" und auch die Placebo-Trantüte "Battle For The Sun" konnten zu keiner sekunde an die nicht einmal unermesslich hohen erwartungen anknüpfen. und sogar die Arctic Monkeys landeten mit "Humbug" einen kleinen reinfall (unter angesichts der starken vorgänger allerdings zugegeben schwierigen bedingungen).
ach ja, einmal doch noch jenseits des großen teiches: Billy Talent haben sich mit "III" ebenfalls in die irrelevanz verabschiedet.
ursache in all diesen fällen witzigerweise: das feuer der eigenen vergangenheit scheint erloschen zu sein. irgendwie schade.
5. Hype
als der unsäglichste hype entpuppten sich La Roux, deren medienpräsenz ich mir aufgrund des egal-plastikpops zu keiner sekunde erklären konnte. und über die ich sicherheitshalber auch keine weiteren worte verlieren will. quatschkram, hinter dem nichtmal (nur) das intro steht...
4. Re-Releases
an der re-release-front packte mich vor allem die diskografie "Can't Kill What's Inside" von Mouthpiece. nicht nur, weil die in meiner eigenen hc-biographie sträflicherweise gar nicht vor kamen. sondern auch, weil hier musik und inhalt perfekt in szene gesetzt wurden, was das ganze projekt zu einer lohnenden straight-edge geschichtsstunde macht. schade eigentlich, dass die revelation records-veröffentlichungen hierzulande längst nicht mehr die verdiente aufmerksamkeit bekommen.
aber auch die nimmermüden herren um robert fripp versüßten mir das jahr mit wertigen wiederveröffentlichungen: so wurden die drei King Crimson klassiker in punkto artwork, sound und bonusmaterial prächtig aufbereitet... nicht nur porcupine tree- und tool-fans können hier spätestens jetzt nicht mehr wegsehen. history, baby.
3. Reunion
die reunion des jahres feiern ohne viel diskussion Alice In Chains mit "Black Gives Way To Blue". welche damit überraschend nicht nur eindrucksvoll Pearl Jam den rang abliefen, sondern mit ihrem neuen sänger william duvall behutsam das besondere charisma der vergangenheit ins hier und jetzt retteten.
2. Hits & Misses
tja, zu den folgenden platten gibt es auf diesen seiten dooferweise (noch) gar nix zu lesen: beinahe durch die lappen gegangen sind mir nämlich das aktuelle Thursday album sowie das zweitwerk von Jamie T. im falle ersterer weiß ich selbst nicht, warum ich erst monate nach veröffentlichung zuschlug - so intensiv wie auf "Common Existance" waren sie seit dem debüt nicht mehr! Jamie T dagegen ziehe ich quasi traditionell immer erst im zweiten anlauf aus irgendeiner grabbelkiste - was sich im falle "kings & queen" wieder mehr als gelohnt hat...
1. Album des Jahres
durchaus ungewöhnlich, dass ein hiphop-album meine veröffentlichung des jahres markiert. doch es hilft nichts, nicht einmal angesichts des potthässlichen coverartworks: "Only Built For Cuban Linx II" war schlichtweg die größte überraschung, die 2009 zu bieten hatte. nur über einen indie-vertrieb brachte Raekwon ein werk an den start, welches mit produktionen von dr. dre (!), pete rock (!!) oder j dilla (!!!) kaum verlieren konnte. weitere geniale kollaborationen sowie vor allem wieder eine in sich schlüssige atmosphäre ließen defintiv kein vorbeikommen mehr an den 24 tracks. da passt sogar die dekandenz, für das gerade mal eineinhalbminütige "pyrex vision" einen ganzen clip zu prduzieren. und noch dazu so einen:
besser war der chef jedenfalls seit seinem debüt nicht. aber auch der output des rest des clans verblasst angesichts dieser ausnahmeleistung... lässt im umkehrschluss jedoch u.a. angesichts dem bevorstehenden rae, ghostface und method man-gemeinschaftswerkes auf endlich wieder rosigere wu-tang-zeiten hoffen. 2010 darf gerne kommen!!!
Labels:
alice in chains,
arctic monkeys,
black friday 29,
jahresrückblick,
karamel,
mos def,
mouthpiece,
news,
proverb,
raekwon,
review,
thursday,
tori amos
Sonntag, 20. Dezember 2009
mary j blige: stronger with each tear. review
pop und soul sorgen in meinen ohren zumeist für krampfartige zustände. zuverlässig vor allem dann, wenn das ganze aus deutschland (schlimmstenfalls mannheim) stammt. jedoch auch in den fällen, wenn große damen mit voluminösem vokalspektrum aufgeblasene balladen durch den äther jagen, stellen sich migräneartige zustände ein. Mary J Blige behauptet mit ihrer musik zum glück wenigstens ein bein im hiphop. und auch sonst soll es eher der klassische r'n'b sein, welcher bei ihren kommerziell stets sehr erfolgreichen alben für einflüsse sorgt. mit unter anderem swizz beats und ne-yo sind denn auch 2009 wieder produzenten am start, welche - bis vor kurzem - im bereich rap und black music einiges mitzureden hatten. dank newcomer drake und südstaaten-heini t.i. kommt der sprechgesang jedenfalls auch diesmal wieder zum zuge. "Stonger With Each Tear" (geffen/universal) erfüllt zunächst dennoch schlimmste whitney houston klischees: hochgetunter neo(n)-soul, der zwar exzellent in szene gesetzt wurde; doch zu viele affektierte "uuuuhs" und "aaahs" rauben der musik seele und leidenschaft, lassen das ganze werk schließlich im synthetischen hochglanz ersticken. die sängerin aus new york kam eben doch längst in hollywood an (wovon nicht nur der track "color" kündet) und hat ihre düsteren bronx-wurzeln zumindest musikalisch mittlerweile glattgebügelt. immerhin: das dutzend songs klingt angenehm positiv und dank ein paar solider kniffe nimmt die houston-referenz nicht das gesamte album in beschlag. so oder so: zu "stronger..." gibt es sicherlich qualitativ hochwertigere, bestimmt noch euphorischere meinungen als die meine... von daher verbuche ich das ganze halt als einen weiteren misglückten versuch, diesen ganzen bombast-reigen zu verstehen.
Labels:
geffen,
mary j blige,
ne-yo,
review,
stronger with each tear,
swizz beats
Donnerstag, 17. Dezember 2009
aschaffenburg, uk. the fountains
The Fountains kommen aus aschaffenburg, spielen new wave-indierock britischer prägung und veröffentlichen ihre niedliche ep im absoluten vorweihnachtstrubel. dennoch sollen die vier hier nicht zu kurz kommen. denn "announce..." (eigenvertrieb/waggle daggle) enthält ein paar charmante perlen. auch wenn die ambitionen mit den strokes und insbesondere den arctic monkeys im platteninfo enorm hoch gesteckt wurden ... in punkto dynamik ist es im vergleich zu letzteren nämlich nicht weit her - und auch der songfluss wirkt sporadisch eher etwas stolpernd denn überschwänglich. groove und melodien jedoch weisen darauf hin, dass hier einmal mehr talentierter nachwuchs aus dem süden des landes stammt. gar nicht verkehrt zudem die idee, den vier eigenkompositionen noch ein paar remixe hinzuzufügen. da wird dann gleich noch die brücke zu der band geschlagen, die mir als erstes in den sinn kam: bloc party. fazit: aschaffenburg is the new hersbruck. oder: man reiche mir einen longplayer...
Labels:
announce,
news,
review,
the fountains,
waggle daggle
Dienstag, 15. Dezember 2009
rosie flores: girl of the century. review
seit beinahe zwei dekaden (!) aktiv war Rosie Flores doch nie größerer kommerzieller erfolg beschieden. selbst damals nicht, als neuer country und sogenannter alt.rock vor einigen jahren regelrecht gehypet wurden. um so erstaunlicher, als ausgerechnet ihr aktuelles album "Girl Of The Century" (bloodshot records/indigo) in den staaten sogar den charts einen kurzen besuch abstattete. da fragt man sich doch: warum nicht schon früher? nun, über dem großen teich hält sich die landläufige meinung, dieses album wäre schlichtweg das beste der standesgemäß in texas gebürtigen musikerin. und auch wenn mir der backkatalog nur sporadisch bekannt ist: die unbeachtete grand dame des americana vollbringt hier im erhabenen wissen über große songs wirklich eine sympathische glanztat. die zwölf honky tonk/rockabilly-infizierten songs stecken trotz der langen historie aller beteiligten voller jugendlichem drive und swing, lassen kaum platz für melancholie. und wenn doch, wird sogar ganz großes daraus ("halfway home"). zudem erledigen die pine valley cosmonauts einen job, der sich einen titel wie "backing band" eigentlich verbittet. spätestens dann, wenn sich flores mit deren leader jon langford ein duett liefert. und überhaupt: live dürfte das neue material perfekt funktionieren. spätestens auf bühne darf man sich nämlich über den beweis freuen, dass diese art musik nicht zwangsläufig die stimmung trüben muss...
Labels:
bloodshot,
girl of the century,
indigo,
jon langford,
pine valley cosmonauts,
review,
rosie flores
Sonntag, 13. Dezember 2009
legenden reanimiert? rakim & snoop dogg
er schuf gemeinsam mit eric b ein paar unschlagbare klassiker des genres, verschwand dann in den irrungen und wirrungen der industrie - und konnte zuletzt auch musikalisch kaum noch überzeugen: im falle Rakim darf man tatsächlich von einer bewegten geschichte sprechen. die mit "The Seventh Seal" (ra records/smc/soulfood) nun zu einem guten ende geführt werden soll. der entscheidende kniff im handlungsplot 2009: selbstkontrolle. die neue platte erscheint auf dem eigenen label des protagonisten. der schritt zurück in die unabhängigkeit verlief jedoch nicht ohne weitere einbußen: große produzentennamen wie pete rock oder dj premier sucht man auf den 14 tracks vergebens. leider, leider auch die klasse von ra's frühwerken. das album kommt nämlich ohne wirkliche highlights aus... und selbst wenn sich umgekehrt kaum tiefschläge ausmachen lassen: was sein publikum garantiert nicht wollte war - noch dazu nach zehn jahren - ein weiteres "okayes" album. wo steckt die leidenschaft, wo das grenzensprengende gen oder funkensprühende begeisterung? "the seventh seal" bleibt so leider nicht mehr als ein mediokres alterswerk (angereichert mit reichlich zelebrierung eigener glanzzeiten), dem selbst die kollaborationen mit einer ganzen reihe jungspunge (darunter tochter destiny griffin) kaum neues leben einhauchen konnten. schade.
auch er ist einfach nicht tot zu kriegen: Snoop Dogg beansprucht noch jahre nach den heydays der east coast/west coast-grabenkämpfe eine gewisse relevanz für sich. zumindest in kommerzieller hinsicht. und nicht zuletzt durch sein nimmermüdes interesse auf diversen pop-, rap- und r'n'b-platten als "gastredner" in erscheinung zu treten. mit "Malice N Wonderland" (priority/emi) wird seine diskographie nun um ein weiteres album ergänzt. selbiges offeriert g funk und gangsta rap, straight from the neunziger bzw. den billboard-charts. genau diese beiden stilistischen pole übrigens definieren den - ebenso limitierten wie eindrucksvollen - horizont des interpreten. so wird mal der bösewicht gemimt, dann wieder den damen in form pappig-souliger hüftwackler ein ständchen gegeben. der doggfather schmoovt sich auf diese weise durch ein gutes dutzend weitgehend irrelevanter tracks, hinter deren tatsächlichen endzweck man ohne genuss halluzinogener substanzen oder zumindest bedingungsloser partylaune allerdings wohl niemals stoßen wird. apropos stoßen: dass sich snoop dogg ein zweites (bzw. drittes, nie genug der schlechten wortwitze...) standbein in der pornoindustrie erarbeitet hat, kommt natürlich den lyrischen inhalten wie auch dem coverartwork "zugute". unabhängig davon macht "malice n wonderland" je nach standpunkt richtig spaß - oder trägt zur weiteren verdummung eines an sich auf message basierenden musikstils bei.
auch er ist einfach nicht tot zu kriegen: Snoop Dogg beansprucht noch jahre nach den heydays der east coast/west coast-grabenkämpfe eine gewisse relevanz für sich. zumindest in kommerzieller hinsicht. und nicht zuletzt durch sein nimmermüdes interesse auf diversen pop-, rap- und r'n'b-platten als "gastredner" in erscheinung zu treten. mit "Malice N Wonderland" (priority/emi) wird seine diskographie nun um ein weiteres album ergänzt. selbiges offeriert g funk und gangsta rap, straight from the neunziger bzw. den billboard-charts. genau diese beiden stilistischen pole übrigens definieren den - ebenso limitierten wie eindrucksvollen - horizont des interpreten. so wird mal der bösewicht gemimt, dann wieder den damen in form pappig-souliger hüftwackler ein ständchen gegeben. der doggfather schmoovt sich auf diese weise durch ein gutes dutzend weitgehend irrelevanter tracks, hinter deren tatsächlichen endzweck man ohne genuss halluzinogener substanzen oder zumindest bedingungsloser partylaune allerdings wohl niemals stoßen wird. apropos stoßen: dass sich snoop dogg ein zweites (bzw. drittes, nie genug der schlechten wortwitze...) standbein in der pornoindustrie erarbeitet hat, kommt natürlich den lyrischen inhalten wie auch dem coverartwork "zugute". unabhängig davon macht "malice n wonderland" je nach standpunkt richtig spaß - oder trägt zur weiteren verdummung eines an sich auf message basierenden musikstils bei.
Labels:
destiny griffin,
emi,
malice n wonderland,
priority,
ra,
rakim,
review,
smc,
snoop dogg,
soulfood,
the seventh seal
Donnerstag, 10. Dezember 2009
former ghosts: fleurs. review
die ersten andeutungen über ein neues projekt vom ehemaligen xiu xiu-vorsteher jamie stewart erweckten durchaus meine aufmerksamkeit. bis sich die informationen verdichteten, dass Former Ghosts ihre einflüsse aus synthiepop-bastarden wie omd oder soft cell beziehen würden. doch die sorgenfalten legten sich schnell. denn auf "Fleurs" (upset the rhythm/cargo) finden sich zwar entsprechende, betont anachronistisch inszenierte vocals sowie ein popsound, der mit reichlich elektronik aufgeladen wurde. statt auf direktem weg in kleinhirn und tanzbein dirigiert das dutzend songs jedoch eher ins herz derjenigen, die ihre musik einerseits gerne herzblutverschmiert mögen. die andere seite repräsentiert ein bleep-n-clonk-mentalität, welche zusammen mit freddy rupperts stimme sowie den zusätzlichen kurios-vocals von nika roza (zola jesus) vor allem angesichts einer sache kopfschütteln lässt: dass das ergebnis der zusammenkunft all dieser kreativen köpfe und stilistiken doch ziemlich zugänglich geriet. so hat die melodie jederzeit die oberhand über den lärm... und wieder einmal bringen es die kollegen von pitchfork ziemlich genau auf den punkt: "(...) sounds like what might've happened to joy division if ian curtis had bought a casio and a four-track and fired the rest of the band". überzeugend, wenngleich insgesamt nicht außergewöhnlich.
Labels:
fleurs,
former ghosts,
jamie stewart,
nika roza,
omd,
review,
soft cell,
upset the rhythm,
xiu xiu,
zola jesus
Mittwoch, 9. Dezember 2009
loreena mckennit. doppelpack
dieses doppel-cd-package dürfte als eine etwas konstruierte mischung aus bitterer weihnachtsgeschäfts-realität und tour-goodie-fanservice beinharte anhänger kaum über das fehlen wirklich neuen materials von Loreena McKennit hinweg trösten können. alle neugierigen einsteiger in die nicht selten mystische welt dieser kanadischen komponistin und musikerin könnten aber gefallen an "A Mediterranean Odyssey" (quinlan road) finden. auf ihrer eigenen plattenfirma erscheinen die beiden digipaks, die zusammen in einem wertigen präge-pappschuber serviert werden. teil eins, "the olive and the cedar", beschränkt sich dabei auf eine auswahl der bisherigen studioalben - mit besonderem schwerpunkt für - entsprechend der tourregion - orientalische klänge bzw. das weithin als klassiker gehandelte "the mask and the mirror" album. man darf die angelegenheit quasi als eine art best-of compilation verstehen (zumal auch ihr einziger radio-hit "the mummers' dance" in der single version nicht fehlt), wenngleich an vergleichbaren veröffentlichungen im repertoire der gut 50-jähigen eigentlich kein mangel herrscht. gleiches gilt für live-aufnahmen, enter: cd nummer zwei. "from istanbul to athens" versammelt zehn songmitschnitte ihrer diesjährigen "mediterranean"-tour. in diesem fall sogar inklusive booklet sowie von der protagonisten selbst produziertem, exquisitem sound. mehrere überschneidungen zwischen beiden platten machen deutlich, dass sich die bühnen-umsetzungen der stücke weiterhin durchaus lohnen. allgemein gilt: wer seine musiksammlung neben progressiver- oder singer-songwriter-elemente um die facetten keltischer folklore, woldmusic oder auch orientalischer töne erweitern möchte, liegt hier richtig. auch weil mckennit entgegen anderer künstlerinnen ihrer couleur unangenehmen new age-einflüssen weitgehend fern bleibt.
Sonntag, 6. Dezember 2009
sounds like violence... with a burning heart.
irgendwie passen Sounds Like Violence momentan besser denn je auf ihr label burning heart records. weniger stilistisch, als in anbetracht ihrer veröffentlichungsstrategie: nach einer in kennerkreisen geschätzten frühphase folgte mit verspätung der große wurf... und dann ging es plötzlich auf tauchstation. da mag es bezeichnend sein, dass beide parteien ihre sehr überschaubare release-schedule für "The Devil On Noble Street" (burning heart/indigo) bündeln.
ein kluger entschluss, denn das potential dieses trios klingt explosiver denn je. fixstern der schweden bleibt zwar andreas söderlund, dessen gleichermaßen ekstatisch leidende wie melodische Stimme das zentrum eines jeden songs auf diesem album bestimmt. immer mehr jedoch drängen sich nun auch seine mit-musiker endlich in den mittelpunkt; was für einen schlüssigen, organischen sound sorgt und jegliche "one-man-show" gerüchte vom tisch fegt. zudem offenbart sich 2009 eine noch vielseitigere band: die single "emperor's new clothes" (siehe video hier unten) klingt mehr nach indiepop denn alles, was in der überschaubaren sounds like violence-biographie bislang platz fand.
entgegen des bandnamens klingt die musik heute übrigens weniger nach roher gewalt als vielmehr nach einer ansammlung emotionaler gefühlsausbrüche. wenn auch bestimmt nicht gerade positiven. schwere riffs, teils noisige gitarrenarbeit und eine straight nach vorne treibende rhythmussektion machen zwar öfter als in der vergangenheit platz für große hooklines ("get out of bead"), schieben dabei dennoch die zu keiner sekunde überfrachteten songs immer wieder voran. dass sich hinter dem manchmal schroffen äußeren wirkliche hits, mittlerweile sogar regelrechtes mitsingpotential verbirgt, entdeckt man erst nach einiger zeit. tracks wie dem überraschend ruhigem "bankruptcy" beispielsweise kann man sich schier nicht entziehen - trotz "ba-ba-ba"-refrain (!). zudem liefert söderlund immer wieder steilvorlagen zur identifikation für alle verletzten, verzweifelten, gebrochenen herzen ab. gerne auch böse-augenzwinkernd. doch der frontmann klingt dabei so überzeugend, dass jegliche emo-klischees schon im keim erstickt werden.
"the devil on nobel street" weiß vielleicht noch nicht beim ersten hördurchgang zu gefallen - nach erstaunlich kurzer zeit haben mich sounds like violence jedoch wieder komplett im schwitzkasten. und auch wenn thursday mit "common existance" für dieses jahr das nonplusultra bleiben: mit division of laura lee zusammen hat schweden zwei echte überraschungen zurück auf die musikalische landkarte gehievt.
ein kluger entschluss, denn das potential dieses trios klingt explosiver denn je. fixstern der schweden bleibt zwar andreas söderlund, dessen gleichermaßen ekstatisch leidende wie melodische Stimme das zentrum eines jeden songs auf diesem album bestimmt. immer mehr jedoch drängen sich nun auch seine mit-musiker endlich in den mittelpunkt; was für einen schlüssigen, organischen sound sorgt und jegliche "one-man-show" gerüchte vom tisch fegt. zudem offenbart sich 2009 eine noch vielseitigere band: die single "emperor's new clothes" (siehe video hier unten) klingt mehr nach indiepop denn alles, was in der überschaubaren sounds like violence-biographie bislang platz fand.
entgegen des bandnamens klingt die musik heute übrigens weniger nach roher gewalt als vielmehr nach einer ansammlung emotionaler gefühlsausbrüche. wenn auch bestimmt nicht gerade positiven. schwere riffs, teils noisige gitarrenarbeit und eine straight nach vorne treibende rhythmussektion machen zwar öfter als in der vergangenheit platz für große hooklines ("get out of bead"), schieben dabei dennoch die zu keiner sekunde überfrachteten songs immer wieder voran. dass sich hinter dem manchmal schroffen äußeren wirkliche hits, mittlerweile sogar regelrechtes mitsingpotential verbirgt, entdeckt man erst nach einiger zeit. tracks wie dem überraschend ruhigem "bankruptcy" beispielsweise kann man sich schier nicht entziehen - trotz "ba-ba-ba"-refrain (!). zudem liefert söderlund immer wieder steilvorlagen zur identifikation für alle verletzten, verzweifelten, gebrochenen herzen ab. gerne auch böse-augenzwinkernd. doch der frontmann klingt dabei so überzeugend, dass jegliche emo-klischees schon im keim erstickt werden.
"the devil on nobel street" weiß vielleicht noch nicht beim ersten hördurchgang zu gefallen - nach erstaunlich kurzer zeit haben mich sounds like violence jedoch wieder komplett im schwitzkasten. und auch wenn thursday mit "common existance" für dieses jahr das nonplusultra bleiben: mit division of laura lee zusammen hat schweden zwei echte überraschungen zurück auf die musikalische landkarte gehievt.
Labels:
andreas söderlund,
burning heart,
common existance,
division of laura lee,
feature,
indigo,
review,
sounds like violence,
the devil on noble street,
thursday
Freitag, 4. Dezember 2009
felt 3, o.c. & a.g., techn9ne. rapreviews
Felt 3 tun gut daran, ihren projetnamen durch die "durchnummerierung" quasi ständig zu verändern. immerhin liegt jeden ihrer platten nicht nur inhaltlich ein neues thema zugrunde, auch der so entscheidende produzentenposten rotiert fortwährend. bei "A Tribute To Rosie Perez" (rhymesayers/rough trade) wird also der gleichnamigen b-movie darstellerin gewidmet.. wenngleich die beiden protagonisten in den lyrics hauptsächlich ihr faible für sex und battle-rap ausleben, was in den vergleichsweise "conscious" ausgerichteten herkunftsband zugegeben auch schlechter möglich sein dürfte. die personelle konstante bleiben nämlich atmosphere-rapper slug sowie murs von den living legends (deren mitglied the grouch ja seinerzeit die erste felt-episode produzierte). den beiden wurde diesmal jedoch von aesop rock ein eigenwilliger soundmix gebastelt: deutlich dunkler, wenn jedoch nicht unbedeingt verschrobener als bisher - stattdessen sogar beinahe konsequent kopfnick-kompatibel klingen die 21 tracks (...wenn sie zwischenzeitlich nicht gerade als soundscapes fungieren). okay: die frühe qualität der living legends oder atmosphere braucht man hier nicht zu erwarten. was aber auch nicht der anspruch hinter felt ist. den - nämlich spaß - bringt die platte über weite strecken allemal. hinter dem kürzel O.C. & A.G. alias omar und andre verbergen sich zwei ehemalige diggin in the crates mc's... und kenner des "golden age of hiphop" wissen, welche new yorker genies gemeint sind. bestenfalls jedoch auch, was aus einem teil ihrer mitbegründer wurde - man denke nur an den in die völlige belanglosigkeit abdriftenden fat joe. mit unterstützung von nature sounds fanden die erwähnten beiden d.i.t.c.-überbleibsel nun endlich gelegenheit, das gemeinsame debüt einzuspielen. und "Oasis" (nature sounds/greenstreets/grroove attack) erspart zumindest eine weitere enttäuschung: das u.a. von e-blaze, show und lord finesse produzierte material kann getrost als solide bezeichnet werden. die chemie zwischen den beiden stimmt einfach und tröstet über so manche belanglosigkeit hinweg. ein paar mehr markante tracks wären nämlich definitiv wünschenswert gewesen. nichtsdestotrotz: das hier ist auf positive weise alte schule - die über den "death of autotune" gar nicht nachdenken musst... weil derartige hilfmittel gar nicht in frage kommen. sympathisch. ein unding, dass dieses album von der post verschluckt (oder okkupiert?) wurde - und so erst einen monat nach releasedate hier aufschlug. denn Tech N9ne gehört spätestens hiermit zu den relevantesten vertretern der "dunklen seite des hiphop". zumindest arbeitet aaron yates abermals mit entsprechender horror-symbolic im artwork; doch auch die atmosphäre von "K.O.D." (strange music/soulfood) passt in dieses raster. so gibt es in "demons", welches in kooperation mit der three 6 mafia entstand, beispielsweise in bester freddy-krueger-manier einen spooky kinderchorus zu hören. auch die titel der immerhin 23 tracks deuten eine derartige richtung an. umso beachtlicher, als die platte sich nicht zwanghaft einem solch limitierten korsett unterwirft. der lyricist aus kansas city ändert stattdessen seinen sprach- und sound-stil wann immer ihm es passt... und das kommt verdammt oft vor. das ergebnis klingt jedoch nicht nur kurzweilig, sondern wird von einem gelungenen trilogie-konzept zusammen gehalten. "k.o.d." gerät somit zu einem mutigen, schwer kategorisierbarem gesamtwerk - dessen highlight-moment "shadows of the road" beinahe an eine hiphop-adaption von screaming tree mark lanegan denken lässt.
Labels:
3,
a tribute to rosie perez,
a.g.,
aesop rock,
atmosphere,
felt,
greenstreets,
groove attack,
k.o.d.,
living legends,
murs,
nature sounds,
o.c.,
oasis,
review,
rhymesayers,
slug,
strange,
tech n9ne
Mittwoch, 2. Dezember 2009
nicola conte & king crimson. versionen in jazz
um zeitgemäße adaptionen an sich zeitloser musik soll es in den folgenden zeilen gehen. Nicola Conte steht mit seinem acid jazz ja an sich schon für eine offene, durchaus auch kommerziellere seite des genres. dank "The Modern Sound Of Nicola Conte - Versions In Jazz-Dub" (schema/groove attack) wird dieses spektrum nun noch erweitert. der musikproduzent lässt auf zwei compact discs 26 tracks seines schaffen remixen bzw. neu einspielen. und fand dafür mit [re:jazz], thunderball, till brönner oder sabrina malheiros sehr unterschiedliche kooperationspartner. das ergebnis klingt deshalb nur zum teil nach handelsüblicher nu-jazz-stangenware. einige unveröffentlichte songs sowie smoother barsound a lá akiko sorgen für highlights, wobei die zusammenstellung über weite strecken trotz zahlreicher uptempo-momente hintergrundtauglich bleibt. doch nicht nur deswegen: nicht zuletzt dank des stilvollen artworks wird dieses projekt sicherlich den weg in so manche szenelokalität finden. warum auch nicht - selbst wenn die kreative essenz von st germain hier kaum zu finden ist (was man entgegen dem albumtitel auch vom dub-anteil behaupten darf): angenehme unterhaltung bekommt man ja doch geboten. im kreativen dschungel um king crimson tut sich momentan ja wieder so einiges: die re-release-serie bringt einen klassiker nach dem anderen in wertigen reissues ans tageslicht, auf dem werk von jakko m. jakszyk tummeln sich entsprechende gastspiele und nun findet auch das songbook einen nachfolger. drahtzieher hinter dem Crimson Jazz Trio bleibt schlagzeuger ian wallace, der als etappenweiser wegbegleiter von bob dylan zwar im pop verwurzelt scheint, in seinem tiefsten inneren doch schon immer ein herz für jazzige arrangements wusste. und man kann sich kaum eine adäquatere spielfläche vorstellen, als das repertoire der progrock-instanz. in "King Crimson Songbook Vol. 2" (panegyric/galileo) findet der erstling eine gelungene fortsetzung. jody nardone (piano), tim landers (bass) und wallace bekommen sporadische unterstützung von mel collins am saxophon, den meisten teil der sieben tracks sowie der "islands suite" allerdings bestreiten sie wie gehabt als trio. und gerade weil von den originalkompositionen oft nur eine rudimentäre basis übrig bleibt, darf man "frame by frame" oder "the court of the crimson king" in den neuen versionen spannend finden. CJ3 schaffen so einen neuen, ungewöhnlichen zugang zum zeitlosen ursprungsmaterial.
Labels:
crimson jazz trio,
galileo,
groove attack,
king crimson,
nicola conte,
panegyric,
review,
schema,
songbook vol. 2,
the modern sound of nicola conte,
versions in jazz-dub
Dienstag, 1. Dezember 2009
person l: the positives. review
der opener "hole in the fence" vom zweiten Person L album lotet aus, was gitarrenmusik möglich machen kann - wenn auf gniedel-soli und riff-reiterei verzichtet wird. kenny vasoli will sich offenbar von seiner the starting line-vergangenheit ganz klar abgrenzen. motto: mehr kopf, mehr bauch... weniger gefühl. "The Positives" (arctic rodeo recordings/alive) zeichnet genau dies über weite strecken aus: überlegter lärm, subtile hooks und ein von den protagonisten so nicht erwartetes anknüpfen an rohen rootsrock ("changed man"). wahrscheinlich liegt der eigentliche überraschungseffekt jedoch darin, dass das ergebnis trotz dieser zutaten genau so klingt, wie es der plattentitel verspricht. "new sensation" klingt geradezu kalkuliert tanzflurkompatibel und songs wie "goodness gracious" oder "good days" vermitteln tatsächlich ein "heute-tragen-wir-eine-rosarote-brille"-gefühl. ganz großes entsteht daraus zwar nicht. wohl aber ein kurzweiliges, sogar ein wenig ungewöhnliches rockalbum. die verzückung, welche sich ansonsten zumeist bei (lizenz-)veröffentlichungen des hauses arctic rodeo einstellt, fällt diesmal allerdings etwas geringer aus.
Labels:
actic rodeo,
alive,
kenny vasoli,
person l,
review,
the positives,
the starting line
Montag, 30. November 2009
savoy grand: accident book. review
das eröffnende statement der band aus dem englischen nottingham mag ein indiz dafür sein, welche gedanken ihre anhängeschaft immer wieder umtrieben: "Savoy Grand are not dead. they are not in prison. they have not gone away, they are here". tatsächlich. und dennoch: neun songs. gerade einmal neun songs gönnt uns graham langley nach guten vier jahren abstinenz. doch was hilft es? anstelle nörgelei überwiegt doch dankbarkeit, dass sich die herren von savoy grand überhaupt wieder einmal aufgerafft, besser: in bewegung gesetzt haben. außerdem: wer soll es den vieren verdenken. immerhin gehört ruhe, besinnung - ja zeitlosigkeit - zum konzept ihrer musik. genau dem entspricht auch "Accident Book" (glitterhouse records/indigo). fast erhebend klingt es dann, wenn das schiff in "fourcandles" ein wenig fahrt aufnimmt. in dem ansonsten selten konstanten gesamtwerk der formation mag sich an dieser stelle auch so etwas wie entwicklung abzeichnen: eigneten sich die reduzierten kompositionen - besonders die b-seiten - in der vergangenheit aufgrund ihres zeitlupen-songfluss immer wieder auch für die grenzbereiche elektronika oder postrock kompatibel, nimmt der ganz eigene soundkosmos von savoy grand diesmal noch konkreter gestalt an. und lässt mich abermals innehalten, zieht mich in den bann. wie gesagt: neun songs nur. aber die bringen es immerhin auf 50 minuten. und wollen immer und immer wieder gehört werden. aber nur, wenn man die zeit dafür hat. ich bin glücklich.
Labels:
accident book,
glitterhouse,
graham langley,
indigo,
review,
savoy grand
Sonntag, 29. November 2009
fall out boy: "whnchtsgschft lsst grßn". review
das weihnachtsgeschäft lässt grüßen: Fall Out Boy haben den sprung vom sterbenden emo-genre in die pop-charts längst geschafft. wenngleich für einen, für so manchen langjährigen anhänger, fragwürdigen preis. eine tatsache, welche sich auch hier spiegelt: die knackigen rocker der fueled by ramen-frühphase nehmen auf "Believers Never Die - The Greatest Hits" (island/universal) maximal ein drittel ein. den rest bestreiten hits wie "thnks fr th mmrs" oder "the take over, the breaks over", deren charme man sich trotz übermäßigem radioairplay allerdings nur schwer entziehen kann. gleiches gilt für "this ain't a scene, it's an arms race" sowie erwähnte überbleibsel aus der frühphase. das michael jackson-cover (featuring john mayer) allerdings darf als komplett überflüssig durchgehen. dafür verbirgt der allernorts zu hörende "fall out boy sind uncool"-status in einschlägigen szene-kreisen durchaus seinen reiz, sich den teils schamlos mit protools aufgepimpten, poppigen hymnen vorbehaltlos hinzugeben. hier übrigens samt linernotes sowie dreier anständiger bonustracks. das ganze package erscheint übrigens auch mit bonus-dvd samt videoclips und bandkommentaren dazu. zurück zu weihnachten: es gab schon fadenscheinigere versuche der industrie, die media markt-musikabteilungs-käufer um ein gutes dutzend euros zu erleichtern...
Labels:
believers never die,
fall out boy,
fueled by ramen,
greatest hits,
john mayer,
michael jackson,
news,
review,
universal
Donnerstag, 26. November 2009
jetzt raus: enno bunger "herzschlag". ep
keine frage: das genre "piano-pop" wirkt als wort auf den bildschirm eingetippt nicht besonders attraktiv. dass man unter dieser banner aber auch richtig angenehm klingen kann, will Enno Bunger beweisen. seine "Herzschlag EP" (pias/rought trade) steht jetzt im handel... und kokketiert liebend gerne mit den blumfeld, wie sie auf "verbotene früchte" einen teil ihres publikums vergraulten. und trotzdem müssen besonders freunde des sogenannten "hamburg sounds" unbedingt hinhören. das ganze dient zwar als vorgeschmack auf das im februar nächsten jahres erscheinende album "enno bunger". mit vier tracks (davon der titeltrack als entbehrliche instrumental-version) und 15 minuten spielzeit geht das digipak tatsächlich zumindest als manierlicher appetithappen durch.
Labels:
blumfeld,
enno bunger,
ep,
herzschlag,
news,
pias,
review,
rough trade
Dienstag, 24. November 2009
tori amos: midwinter graces. review
mit "amazing grace" und "winter" befassten sich zwei ihrer schönsten interpretationen bzw. kompositionen mit der dunklen jahreszeit. nun widmet Tori Amos dieser ein ganzes album. "Midwinter Graces" (island/universal) muss vielmehr sogar als weihnachtsalbum durchgehen - aber natürlich braucht bei einer derart eigenwilligen künstlerin niemand notorische santa-claus-dudelei befürchten. apropos, zum thema eigenwilligkeit: über das - mit verlaub - furchtbare coverartwork wollen wir mal besser den mantel des schweigens hüllen. denn die zwölf songs offenbaren eine wohltuende mischung aus eigenkompositionen sowie altertümlichen weihnachtsliedern. deren auswahl überwiegend sehr stilvoll ausgefallen ist - vielleicht abgesehen von "harps of gold", dem ich persönlich einfach überdrüssig bin. das ganze album wurde jedoch so behutsam arrangiert, dass daraus ein stimmiges gesamtwerk entsteht. die sieben traditionals präsentieren die amos vor allem auch wieder desöfteren zu reduzierter instrumentierung. weshalb man musikalisch sporadisch an eine mischung aus ihrem debüt sowie den sparsamen "choirgirl hotel" b-seiten denken darf. und natürlich drückt die 46-jähige sämtlichen songs ihren ureigenen stempel auf - weshalb selbst diesem weihnachtsalbum ein typischer, bittersüßer beigeschmackt innebleibt. herrlich. fazit: ein unverkrampft niveauvolles kontrastprogramm zu der uns allerorts penetrierenden "supermarkt-hintergrund-hallelujah"-dudelei. nur das coverartwork, das sieht schon schwer nach grabbelkiste aus... doch, wie gesagt: jener neuerliche fehlgriff in diese richtung sollte ja nun nicht das thema sein. denn musikalisch kriegt mich tori amos auch 17 jahre nach dem erstkontakt - sogar mit einem weihnachtsalbum - noch. anspieltipp: das fabulöse "winter's carol".
Labels:
amazing grace,
choirgirl hotel,
island,
midwinter grace,
review,
tori amos,
universal,
weihnachten,
winter
Montag, 23. November 2009
the fast and the furious. reviews
noch jemand hier, der dem ende von good riddance nachtrauert? nun, After The Fall sorgen mit ihrem zweiten album für mehr als nur etwas trost. "Fort Orange" (ass-card records/cargo) steckt voller hymnischen, rasend schnellem hardcorepunk. das seine referenzen von lifetime bis satanic surfers hin zu strike anywhere sucht und - jawohl- propagandhi findet. übrigens inklusive cleverer texte. oder, anders: after the fall haben bereits auf tributealben für 88 fingers louie oder kid dynamite performt. wie passend... die band aus albany, new york spielt sich so mitten in mein herz. und offenbar auch in das von jason livermore, der in seinem blasting room studio für genau den druckvoll-rohen sound sorgte, den diese art musik braucht. und wer eine platte mit einem ohrwurm wie "1994" beendet, der hat endgültig gewonnen.
kleines label, großes kino: wer sich die mühe macht, die zweite veröffentlichung von Nine Eleven zu erstehen, wird dicke belohnt. zumindest als anhänger des new school sounds, wie er in den neunzigern salonfähig wurde. "City Of Quartz" (chorus of one) steht in der tradition der frühen abhinanda, wegt sich snapcase-vertracktheit... und klingt doch wie geschaffen für eine generation, die von have heart bis comeback kid alles abfeiert, was youthcrew hardcore mit großen breaks kombiniert. vor allem, wenn die betroffenen noch über einen plattenspieler verfügen. das album erscheint nämlich als 12", welcher fairerweise die cd beigelegt wurde. im ernst: sehr viel besser wurde dieses genre 2009 selten in szene gesetzt. zumal bei den franzosen auch noch lyrics und artwork stimmen. dicke empfehlung!
zwanzing minuten, zwanzig sekunden, fünfzehn tracks - Outbreak versuchen so sehr oldschool hardcore zu sein, wie das heute nur möglich ist. im gegensatz zu ihren europäischen kollegen von nine eleven verzichten sie nämlich auf sämtliche experimente: "Outbreak" (think fast/trustkill) wurde von der ersten bis zur letzten sekunde auf den punkt gespielt, verbindet thrash a lá d.r.i. mit youthcrew-elementen des frühen ray cappo sowie die sprichwörtliche explosivität von kid dynamite. das quartett aus maine startete übrigens beim qualitätslabel bridge 9... und sorgt nun dafür, dass kürzlich eher maue trustkill-raster (zumindest für den vertriebsweg) zu bereichern. schön zu hören übrigens, dass jim siegel seinen altbekannten the outpost-sound zugunsten der authentizität dieses genres auch 'mal nach unten schrauben kann. selbst wenn gerade in kombination mit dem artwork der gesamteindruck noch agefuckter hätte sein dürfen... nichtsdestotrotz: gutes album!
kleines label, großes kino: wer sich die mühe macht, die zweite veröffentlichung von Nine Eleven zu erstehen, wird dicke belohnt. zumindest als anhänger des new school sounds, wie er in den neunzigern salonfähig wurde. "City Of Quartz" (chorus of one) steht in der tradition der frühen abhinanda, wegt sich snapcase-vertracktheit... und klingt doch wie geschaffen für eine generation, die von have heart bis comeback kid alles abfeiert, was youthcrew hardcore mit großen breaks kombiniert. vor allem, wenn die betroffenen noch über einen plattenspieler verfügen. das album erscheint nämlich als 12", welcher fairerweise die cd beigelegt wurde. im ernst: sehr viel besser wurde dieses genre 2009 selten in szene gesetzt. zumal bei den franzosen auch noch lyrics und artwork stimmen. dicke empfehlung!
zwanzing minuten, zwanzig sekunden, fünfzehn tracks - Outbreak versuchen so sehr oldschool hardcore zu sein, wie das heute nur möglich ist. im gegensatz zu ihren europäischen kollegen von nine eleven verzichten sie nämlich auf sämtliche experimente: "Outbreak" (think fast/trustkill) wurde von der ersten bis zur letzten sekunde auf den punkt gespielt, verbindet thrash a lá d.r.i. mit youthcrew-elementen des frühen ray cappo sowie die sprichwörtliche explosivität von kid dynamite. das quartett aus maine startete übrigens beim qualitätslabel bridge 9... und sorgt nun dafür, dass kürzlich eher maue trustkill-raster (zumindest für den vertriebsweg) zu bereichern. schön zu hören übrigens, dass jim siegel seinen altbekannten the outpost-sound zugunsten der authentizität dieses genres auch 'mal nach unten schrauben kann. selbst wenn gerade in kombination mit dem artwork der gesamteindruck noch agefuckter hätte sein dürfen... nichtsdestotrotz: gutes album!
Labels:
abhinanda,
after the fall,
ass-card,
bridge 9,
cargo,
chorus of one,
city of quartz,
fort orange,
Kid Dynamite,
Lifetime,
nine eleven,
outbreak,
review,
satanic surfers,
snapcase,
think fast,
trustkill
Sonntag, 22. November 2009
krawalll, krawall! taubtrüber ginst am musenhain
sie waren tourpartner von isis, gehörten zum labelrepertoire von hydra head... und sind dann plötzlich von der bildfläche verschwunden: Cable, die stets im windschatten anderer agierende noiserock-band aus conneticut, rappelte sich nun aber ein weiteres mal auf. um ein konzeptalbum zu veröffentlichen, das die bewährten zutaten unter einen inhaltlich passenden hut bringen möchte: sludge-metal, postrock sowie jede menge noise erquicken fans dieses sounds. vielleicht aber sogar ein breiteres publikum: immerhin klingt das material trotz aller verstörtheit zugänglicher denn je. beispielsweise in "outside abilene", einem track, der beinahe grunge-amibitionen aufweist. oder einigen komponenten, die an eine altersgerechte unsane- bzw. melvins-adaption denken lassen. an die größe von mogwai oder erwähnten isis reicht "The Failed Convict" (the end records/soulfood) allerdings gleichermaßen nicht heran. als konsensplatte zwischen metallern, rockern und avantgardisten entbehrt sie jedoch nicht eines gewissen potentials. und eignet sich dank der zugrundeliegenden roadmovie-story auch zur eindringlicheren beschäftigung. derart klischeetriefende titel wie hier sind schon immer eine kleine herausforderung: For The Glory haben ja bereits einen quasi muskulösen namen, nennen ihre platte aber auch noch "Survival Of The Fittest" (dead serious/cargo) und die songs heißen "war", "blood is red" oder "lost". doch es wäre zu einfach, das quartett aus lissabon mit den üblichen bollo-begrifflichkeiten abzukanzeln. auch wenn sogar der sound nichts anderes als die zu erwartende chose aus hatebreed, cro-mags und madball verbirgt. weil hinter dem ganzen aber das label dead serious steckt, darf man davon ausgehen, dass hier die klassische schule zumindest vorbildlich abgeschlossen wird. und so ist es denn auch: artwork und produktion (gemixt hat jacob bredahl - übrigens ohne dass es zu sehr nach metal klingt) sind perfekt auf das dutzend songs zugeschnitten. die komplette intro-stille gab es zwar schonmal bei give up the ghost, baut aber nichtsdestotrotz einen schönen spannungsbogen auf - der dank mächtiger chöre, zündenender riffs und ein paar vorbildlichen beatdown-passagen nicht enttäuscht. ganz ehrlich: würde man mit etwas mehr mut aus dem schatten der vorbilder treten - das beachtliche potential hinter for the glory käme viel besser zur geltung. es war nur eine frage der zeit, bis die grind-szene das schaffen eines ihrer bedeutendsten formationen huldigt: A Tribute To Nasum (power it up mailorder) widmet sich mit mächtig leidenschaft aller beteiligten dem vermächtnis, welches die formation nach dem tod von mieszko hinterlassen hat. und wo durch die stilistische grenzgängerei gerade in den letzten jahren von nasum generell auch eine starke beteiligung der metalszene vorstellbar wäre, konzentriert sich diese compilation auf den wahren untergrund: die insgesamt 53 intrepretationen trammen zum großteil von echten echten insidern, doch auch ein paar alte bekannte trifft man wieder. als da wären coldworker, misery index, leng tch'e, mumakil, japanische kampfhörspiele, die großartigen obligatorisk tortyr, rotten sound sowie infest. schade nur, dass das booklet reichlich spärlich ausgefallen ist und abgesehen von den bandkontakten kaum infos liefert. unabhängig davon: ein längst überfälliges projekt, welches nach meiner prognose nicht das letzte seiner art sein dürfte. r.i.p. nasum.
Labels:
cable,
dead serious,
for the glory,
misery index,
nasum,
obligatoriskj tortyr,
power it up,
review,
rotten sound,
survival of the fittest,
the end,
the failed convict,
tribute
Freitag, 20. November 2009
person l. kostenloses mp3
wie im falle arctic rodeo records üblich, gibt es im vorfeld zu neuen veröffentlichungen immer einen kostenlosen mp3-download. in diesem fall sind das Person L, die uns den track "new sensation" zur verfügung stellen. und wem als anreiz zum herunterladen nicht genügt, dass man im hause des hamburger labels ja quasi auf qualität abonniert ist, sei folgendes gesagt: hinter der band steckt mit kenneth vasoli ein starting line-mitglied. außerdem sorgen zwei drummer für den speziellen postrock-indie-retro-sound. das album "the positives" erscheint übrigens am 27. november.
Labels:
arctic rodeo,
Kenneth Vasoli,
mp3,
new sensation,
news,
person l,
starting line,
the positives
Donnerstag, 19. November 2009
rise & fall: our circle is vicious. review
Rise And Fall waren lange keine besonders aufsehenerregende band gewesen. ihre eps für join the team player waren gutklassige mosh-hardcore-scheiben und die seelenverwandschaft zu den ehemaligen labelmates paint the town red nur naheliegend. und dann das: "into oblivion" wurde ein wahnsinnsalbum, dank welchem die belgier sich verdientermaßen einen deal mit dem niederländischen ausnahmelabel reflections records angeln konnten. die merkwürdige konsequenz: sendepause. vier jahre lang. lediglich unterbrochen durch eine 7" sowie ein paar liveshows. doch aus dieser auszeit kehrt man gestärkt, wenngleich reduziert zurück. "Our Circle Is Vicious" (deathwish/indigo) erscheint gar über das amerikanische qualitätshaus deathwish records. was ist also passiert im lager der dand? schwer zu sagen. denn so großartig verändert hat sich ihr sound eigentlich gar nicht. die unterschiede liegen eher im detail: die formel "mosh + hardcore" wurde in Richtung "metal + punk" verschoben und anstelle der üblichen "megafett-produktion" drückt einen der schweinisch dreckige und aggressive kurt ballou-sound der zehn stücke mit wucht zurück in den sessel. keine frage, die zum trio geschrumpften herren sind ganz gewaltig angepisst, besser: verzweifelt. und erinnern in der vertonung dieses zustandes frappierend an die intensität der gottgleichen wolfpack in deren frühphase. dabei klingen rise and fall sogar noch einen zacken kaputter und weniger straight. etwa so, als wären integrity plötzlich zu einer slow-motion-crustpunk-band mutiert. eben "punkmetal", wie man den sound selbst charakterisiert haben möchte. doch all die vergleiche in diesem posting sollen vor allen dingen dazu dienen, einer zu lange (und teils selbstverschuldet) unbeachteten bzw. als latent konturlos eingestuften formation die aufmerksamkeit zu besorgen, die sie - ab sofort wieder - verdient. denn an "our circle is vicious" gibt es für abgehärtete ohren in diesem winter kein vorbeikommen! und die belgische hardcore-szene dürfte nach the setup mit rise and fall endlich wieder relevante aushängeschilder jenseits der leidigen eurocore-bewegung gefunden haben.
Labels:
deathwish,
indigo,
integrity,
into oblivion,
join the team player,
kurt ballou,
our circle is vicious. review,
paint the town red,
reflections,
rise and fall
Mittwoch, 18. November 2009
doom: unexpected guests. review
sein famoses letztes studioalbum "born like this" liegt gerade einmal ein paar monate zurück, nun ergänzt Doom seine ohnehin schon unüberschaubare diskographie um eine weitere veröffentlichung: "Unexpected Guests" (gold dust/!k7) versammelt in 17 tracks (plus live-clip zu "i hear voices") rare oder unveröffentlichte stücke sowie zahlreiche beiträge für alben anderer künstler, welche als gesamtheit ergebnisse der unzähligen kollaborationen des metallfingers zusammenstellt. heraus kommt - glücklicherweise - mehr als reine ausschußware. zusammengehalten von den in seinem kontext obligatorischen samples dürfen sich freunde des unkonventionellen, gerne etwas stolperigen hiphops über knapp 50 kurzweilige minuten freuen: der famose talib kweli beispielsweise tritt gleich zwei mal auf - und drückt dem opener sogar stärker seinen eigenen stempel auf als doom selbst. der ist wie schon seit k.m.d.-zeiten (von denen sich hier mit "sorcerers" ebenfalls ein track findet) natürlich selbst wieder nicht nur an den reglern, sondern auch reichlich am mikrofon zu hören. ein guter teil der wu-tang posse (masta killa, ghostface killah, inspectah deck, gza), sein leider verstorbene produzenten-kollege j dilla sowie auch unbekanntere interpreten wie count bass liefern dazu das adäquat rohes, abgedrehtes soundmaterial. "unexpected guets" wird damit zu einem lohnenden einstieg bzw. der entsprechenden vertiefung für diejenigen, denen das schaffen von mf doom noch nicht in seiner gänze bekannt ist. wirkliche sammler dagegen dürften einen guten teil der tracks in der einen oder anderen form schon besitzen.
Labels:
doom,
ghostface killah,
gold dust,
gza,
inspectah deck,
j dilla,
K7,
kmd,
masta killa,
mf doom,
review,
unexpected guests,
wu-tang
Montag, 16. November 2009
skarhead. bollocore review
die ungekrönten prototypen des bollo-hardcore kehren zurück: Skarhead legen auch eine dekade nach "kings at crime" wert darauf, zu provozieren. sei es mit dem programmatischen opener "fuck the scene", in dem zu mächtigen riffs und schlechten crossover-scratches mit der szene abgerechnet wird. oder mit pseudo-sexistischen verleumndungen der marke "evil woman". klar, das ganze ist weitgehend ironisch gemeint. schade nur, dass die one life crew vor jahren dieses genre derart ausgreizt hat, dass die selbsterkorenen "emo-killerz" dagegen wenig ausrichten können. "Drugs, Music & Sex" (i scream records/warner) gerät so lediglich zu einem unterhaltsamen trip in die vergangenheit - inklusive den obligatorischen huldigungen an diverse crews. apropos: unterstützt werden lord ezec und seine mannen von koryphäen wie freddy cricien (madball) und jamey jasta (hatebreed). am besten gefällt mir jedoch der beitrag von civ ("bomb the system")... da kommt wirklich nochmal pure energie auf. ansonsten braucht es schon ein paar bierchen, um sich auf diese old school-reanimation einzulassen. immerhin: genau damit kokketiert der titel ja. und so wirklich für aufregung wird die platte wie gesagt kaum sorgen: beinahe sympathisch harmlos klingen die 13 tracks angesichts der hochproduzierten metalorgien, an welchen sich die früheren nacheiferer nun vergehen. dennoch: wen die lange auszeit dieser allstar-kapelle tatsächlich tangiert hat, der darf hier von mir aus bedenkenlos zugreifen...
Labels:
drugs,
hatebreed,
i scream records,
madball,
music and sex,
one life crew,
review,
skarhead,
warner
Donnerstag, 12. November 2009
kent & immanu el. elchtests
dieses pop-phänomen aus schweden war bisher weitestgehend der skandinavischen heimat vorbehalten... Kent dürfte das dennoch egal sein. sie haben sich mit ihrer umfassenden diskographie ohne großen widerspruch zur bekanntesten schwedischen rock-formation mausern können. das merkt auch der aufmerksame skandinavien-tourist: kein plattenladen ohne umfassendes kent-archiv. kein jahr ohne top-ten-platzierung und radio-airplay. zwischenzeitlich machte sich sogar eine diskussion breit, welche um das outfit der formation und ihrer fans auf live-konzerten rankte: dank uniformiertem einheits-look wurden vorschnell parallelen in richtung nationalsozialismus gezogen. was man angesichts des inhaltlich wie musikalisch völlig harmlosen indie-pops bedenkenlos ad acta legen konnte. der neue longplayer "Röd" (rca/sony) wird nun zum zweiten mal auch bei uns regulär veröffentlicht. offenbar zogen kent die konsequenz aus dem gescheiterten versuch der vergangenheit, einige alben auch englischsprachig einzusingen. leider klingen die elf songs jedoch lange nicht so überwältigend wie die bandklassiker "hagnesta hill" bzw. dessen vorgänger "isola". so störte ich mich beispielsweise an den elektropop-versatzstücken, welche zunehmend die gitarren im kent-kosmos ablösen. vielleicht die logische konsequenz aus dem rücktritt von gitarrist harri mänty? am ende bleibt zwar kein so weichgespültes, modernes pop-album wie beim vorgänger. die musikalische substanz enttäuscht trotz einiger hits sowie zahlreicher guter ansätze dennoch ein wenig - denn kent können (konnten?) es einfach besser!
ziemlich nahe an einer höchstleistung liegen dagegen ihre landsmänner von Immanu El. für das vor zwei jahren erschienene debütalbum verfielen schon die skandinavien-experten von itsatrap.com in absolute euphorie, abgesehen davon blieb das gute stück bei uns allerdings unbeachtet. mit "Moen" (and the sound/cargo) gelingt es dem quitett aus göteborg, auf einen satz in die klasse der wunderbaren logh aufzuschließen. dabei liebäugeln immanu el trotz aller verwurzelung im postrock fortwährend mit dem pop - weshalb sich unter den neun songs (darunter ein interlude) eine ganze handvoll klug inszenierter hits finden lassen. denn auch wenn an harmonien kein mangel herrscht: songaufbau und die unkonventionell-spartanische instrumentale herangehensweise lassen keinen zweifel daran, dass wir es hier mit einem enormen pensum an leidenschaft zu tun haben. "moen" empfiehlt sich damit als wahrlich wunderschönes herbstalbum und darf sich diesen thron mit den (stimmungstechnisch und auch in punkto arrangements nicht unähnlichen) the antlers teilen. auf ihrer myspace-seite gibt es gerade übrigens ein prelistening des kompletten albums. reinhören lohnt sich.
ziemlich nahe an einer höchstleistung liegen dagegen ihre landsmänner von Immanu El. für das vor zwei jahren erschienene debütalbum verfielen schon die skandinavien-experten von itsatrap.com in absolute euphorie, abgesehen davon blieb das gute stück bei uns allerdings unbeachtet. mit "Moen" (and the sound/cargo) gelingt es dem quitett aus göteborg, auf einen satz in die klasse der wunderbaren logh aufzuschließen. dabei liebäugeln immanu el trotz aller verwurzelung im postrock fortwährend mit dem pop - weshalb sich unter den neun songs (darunter ein interlude) eine ganze handvoll klug inszenierter hits finden lassen. denn auch wenn an harmonien kein mangel herrscht: songaufbau und die unkonventionell-spartanische instrumentale herangehensweise lassen keinen zweifel daran, dass wir es hier mit einem enormen pensum an leidenschaft zu tun haben. "moen" empfiehlt sich damit als wahrlich wunderschönes herbstalbum und darf sich diesen thron mit den (stimmungstechnisch und auch in punkto arrangements nicht unähnlichen) the antlers teilen. auf ihrer myspace-seite gibt es gerade übrigens ein prelistening des kompletten albums. reinhören lohnt sich.
Sonntag, 8. November 2009
devine & everton. sing songs for me
schon die wunderschöne verpackung sollte die aufmerksamkeit von plattensammlern auf dieses kleinod a.k.a. digifile lenken. "Brother's Blood" (arctic rodeo records/alive) markiert die rückkehr von Kevin Devine zum indielabel nach kurzer aber schmerzhafter major-erfahrung. und gleichzeitig die entdeckung neuer stilistischer pfade. und zu guterletzt auch noch die mitbestimmungsmöglichkeiten seiner (the goddamn) band-kollegen. die konsequenz daraus: hier hört man keinen deprimierten emo-/singer-songwriter. zumindest nicht häufig. stattdessen startet beispielsweise "hand of god" in bester grandaddy-manier. jessy lacey von brand new, langjährigen tourbegleitern und freunden des new yorkers, macht das finale "tomorrow's just too late" zu einem echten höhepunkt. der titeltrack gerät zu einem verzeifelten gefühlsausbruch, welcher den hörer zur hälfte des albums aus seinen träumen reißt. und genau solche momente heben "brother's blood" nachdrücklich von kalkuliertem weichspülprogramm a lá dashboard confessional ab. ob die kommerzielle glücklosigkeit, die devine seit miracle of 86-zeiten begleiten, mit diesem neuerlich charismatischen werk überwunden wird? ich glaube es kaum. umso mehr die dringende empfehlung, sich mit diesem klischeebefreiten album intensiver zu beschäftigen.
bei seinem debüt hat er auf sorgsame weise die eigenen singer-songwriter-kompositionen mit reggae-zwischentönen beträufelt. "Sing A Song For Me" (rootdown records/soulfood) startet nun dagegen ebenso beschwingt wie gut gelaunt. als wollte Lee Everton den winter noch für einen weile auf die auswechselbank setzen. aber es bleibt daniel lemma, der mit seinen souligen popnummern dem wirken des schweizers am nähesten kommt. denn selbst wenn es draußen unaufhaltsam kälter wird: die behutsam mit gitarre, organ, keys, dezenten percussions und noch dezenteren bläsern veredelten lieder wärmen von innen. dem ganz großen hit stellt everton zum zweiten mal ein konstant gelungenes, rundes album entgegen, welches seine heimelige, beinahe zärtliche atmosphäre über die gesamte spielzeit verbreitet. das ergebnis tut niemandem weh. im gegenteil: elegant inszenierte tracks wie "cry for me" leisten aufbauhilfe im sinne eines jack johnson... vielleicht durch den überraschungseffekt gerieten die doppel-bob-assoziationen (gemeint sind marley und dylan) diesmal etwas ins hintertreffen... freunde gepflegter akustik-momente, die zwischen melancholie und chillout nicht zwangsläufig unterscheiden mögen, kommen dennoch voll auf ihre kosten.
bei seinem debüt hat er auf sorgsame weise die eigenen singer-songwriter-kompositionen mit reggae-zwischentönen beträufelt. "Sing A Song For Me" (rootdown records/soulfood) startet nun dagegen ebenso beschwingt wie gut gelaunt. als wollte Lee Everton den winter noch für einen weile auf die auswechselbank setzen. aber es bleibt daniel lemma, der mit seinen souligen popnummern dem wirken des schweizers am nähesten kommt. denn selbst wenn es draußen unaufhaltsam kälter wird: die behutsam mit gitarre, organ, keys, dezenten percussions und noch dezenteren bläsern veredelten lieder wärmen von innen. dem ganz großen hit stellt everton zum zweiten mal ein konstant gelungenes, rundes album entgegen, welches seine heimelige, beinahe zärtliche atmosphäre über die gesamte spielzeit verbreitet. das ergebnis tut niemandem weh. im gegenteil: elegant inszenierte tracks wie "cry for me" leisten aufbauhilfe im sinne eines jack johnson... vielleicht durch den überraschungseffekt gerieten die doppel-bob-assoziationen (gemeint sind marley und dylan) diesmal etwas ins hintertreffen... freunde gepflegter akustik-momente, die zwischen melancholie und chillout nicht zwangsläufig unterscheiden mögen, kommen dennoch voll auf ihre kosten.
Labels:
alive,
arctic rodeo,
brand new,
brothers blood,
kevin devine,
lee everton,
miracle of 86,
review,
rootdown,
sing a song for me,
soulfood,
the goddamn band
Donnerstag, 5. November 2009
fat joe & warren g. rapreviews
es dauerte beinahe ein halbes jahr, bis Fat Joe nun den nachfolger zu seinem 2001 erschienenen "jealous one's still envy (J.O.S.E.)" auch für den deutschen markt zugänglich macht. ob die verspätung mit der qualität der scheibe zusammen hängt, die in den staaten deutlich hinter den erwartungen blieb? unter anderem. der opener "winding on me" featured zwar lil wayne und ron browns, nervt aber mit penetranten vokoder-effekten. "one" wurde mit der hilfe von akon zwar mit einer mächtig poppigen hookline ausgestattet, birgt aber genau die gleiche soundspielerei. so geht es denn auch weiter: kopfnick-hymnen, die jedoch eine ganze spur zu flach, austauschbar und kommerziell orientiert klingen, als dass sie wirklich überzeugen könnten. lediglich in der raekwon-kollaboration wird in dieser hinsicht dankenswerterweise etwas auf die bremse gedrückt. "J.O.S.E. II" (ts records/rsk entertainment/soulfood) wirft somit die frage auf, ob sich der terror squad-mitbegründer zukünftig doch besser auf seine anderen hobbys - die gestaltung von markenschuhen, wahlweise auch sein schauspiel-auftritt in "scream 3" - konzentrieren sollte.
trotz des sounds von "The G Files" (ttl records/smc records/soulfood): Warren G stammt nicht aus dem labor von dr. dre. obwohl es in seiner (für den g-funk höchst relevanten) karriere durchaus einige kontakte zu dessen immer florierender talentschmiede gab. dennoch aber produziert und singt-rapt der westküsten-star seine alben lieber selbt. was er, soviel steht schnell fest, verdammt gut beherrscht. das programmatische "west is back" beispielsweise kommt mit dope pupsenden basslines daher und scheut sich nicht vor etwas albernen hooks. auch sonst bleibt der groove auf diesem spätwerk stets zurückgelehnt: synthie-blues und teils etwas schmierige soul-zitate teffen auf relaxt flowende raps sowie desöfteren recht schicke beats. wirkliche hits gibt es unter den 15 Tracks übrigens etwa eine handvoll. der rest rangiert im mittelfeld; nur selten lassen sich wirkliche tiefschläge ausmachen. die gästeliste dagegen fällt im vergleich zum vorgänger wesentlich weniger pompös aus: snoop dogg ("swagger rich"), nate dogg und raekwon (an dem es zur zeit wahrlich kein vorbeikommen gibt) gehören zu den größten vertretern hier. auf lyrische höchstleistungen muss man in diesem zusammenhang natürlich verzichten. nichtsdestotrotz: der 38-jährige g-star (entschuldigung, der musste sein...) legt mit "the g files" ein ordentliches genre-album vor. dass der hype um diesen sound nun schon ein paar jahre auf dem buckel hat, scheint warren g. nicht zu kümmern. das mag man nun seltsam oder sympathisch finden - weh tut der "hustler" ohnehin niemandem mehr. nett.
trotz des sounds von "The G Files" (ttl records/smc records/soulfood): Warren G stammt nicht aus dem labor von dr. dre. obwohl es in seiner (für den g-funk höchst relevanten) karriere durchaus einige kontakte zu dessen immer florierender talentschmiede gab. dennoch aber produziert und singt-rapt der westküsten-star seine alben lieber selbt. was er, soviel steht schnell fest, verdammt gut beherrscht. das programmatische "west is back" beispielsweise kommt mit dope pupsenden basslines daher und scheut sich nicht vor etwas albernen hooks. auch sonst bleibt der groove auf diesem spätwerk stets zurückgelehnt: synthie-blues und teils etwas schmierige soul-zitate teffen auf relaxt flowende raps sowie desöfteren recht schicke beats. wirkliche hits gibt es unter den 15 Tracks übrigens etwa eine handvoll. der rest rangiert im mittelfeld; nur selten lassen sich wirkliche tiefschläge ausmachen. die gästeliste dagegen fällt im vergleich zum vorgänger wesentlich weniger pompös aus: snoop dogg ("swagger rich"), nate dogg und raekwon (an dem es zur zeit wahrlich kein vorbeikommen gibt) gehören zu den größten vertretern hier. auf lyrische höchstleistungen muss man in diesem zusammenhang natürlich verzichten. nichtsdestotrotz: der 38-jährige g-star (entschuldigung, der musste sein...) legt mit "the g files" ein ordentliches genre-album vor. dass der hype um diesen sound nun schon ein paar jahre auf dem buckel hat, scheint warren g. nicht zu kümmern. das mag man nun seltsam oder sympathisch finden - weh tut der "hustler" ohnehin niemandem mehr. nett.
Mittwoch, 4. November 2009
groove attack. hiphop von hier
schon ihre debüt-ep kam einem befreiungsschlag für all jene gleich, die dem deutschen soul aufgrund seines hohen plastik- und pathos-anteil längst abgeschworen hatten. nun veröffentlicht Fleur Earth den ersten longplayer. und untermauert damit ihren ruf, nicht die hookline über alles zu stellen: "Es Entstehen Wesen" (melting pot/groove attack) begeistert vielmehr mit überlegten texten, entspannten beats von twit one sowie einem vibe, der in seiner einzigartigkeit mittlerweile sogar die (berechtigten) erykah badu-referenzen aus der vergangenheit obsolet macht. was bleibt ist ein enger bezug zum hiphop; hier unter anderem zu bemerken durch den beitrag von detroit's frank nitty, der in der vergangenheit bereits mit j dilla kollaborierte. die insgesamt 18 tracks tragen zwar desöfteren züge eines interludes; und doch entsteht genau daraus das große ganze. anspieltipp: das soundtechnisch tiefergelegte "nichts mehr". unbedingt auch hörenswert: das bandprojekt fleur earth experiment.
zeit wird es endlich für Mädness, aus dem fokus der eingeweihten in die erste reihe zu marschieren. verdient hat er sich das schon lange. mit einem ebenso konsequenten wie integeren arbeitsethos. und einem mutigen ansatz, zwischen dada (man denke nur an sein projekt "die 3 von der tanke"), gewieften texten und partytracks. zudem wartet "Zuckerbrot & Peitsche" (unikat/groove attack) mit den besten kollaborationen auf, welche der einheimische hiphop 2009 zu bieten hat: morlockk dilemma und patrick mit absicht gehören zumindest zu meinen persönlichen "high potentials". baggefudda sind seit seit einer weile fähige begleiter und kool savas erlebt nach seinem optik-rückzug eine nette renaissance. die entscheidende änderung allerdings dürfte das engagement von kollege schnürschuh (genau, dem "3 von der tanke"-partner) sein, der den überwiegenden teil der tracks produzierte. und mit derart dreckigen basslines und fiesen grooves ausstattete, dass man an die glanzzeit von grime denken darf. damit schließt mädness exakt die lücken seines vorgängers: flache parts wurden ausradiert, dafür tobt sich an den reglern ein echter elektroniker aus. heraus kommt das beste deutschsprachige rapalbum diesen jahres.
they come in waves: nachdem hier monatelang kaum nenneswerte highlights aus der österreichischen musikszene zu bemerken waren, hat es dieser herbst umso mehr in sich. und mit den Waxolutionists kredenzen uns ja quasi die grand seniors der austria dj- und produzenten-riege ihr fünftes werk. nach fünf jahren wartezeit, zwar. dafür mit den geliebten ingredienzen. welche bei "We Paint Colors" (sunshine enterprises/groove attack) neben soulful und deeper elektronik natürlich hiphop bleibt. für die raps organisierte man sich mit roger (blumentopf), manuva (total chaos), flowin' immo und weiteren könnern der deutschsprachigen und internationalen (u.a. wie bei fleur earth frank nitty und blu) szene eine ausgewählte gästeliste. prägend bleibt jedoch der ureigene, gutgelaunte waxolutionists sounds, bei dem beats und melodie über textlichen bausteinen stehen. woraus eine platte gelingt, die auf sympathische weise antiquiert klingt: vom cleanen, schubladenträchtigen sound ihrer neosoul-kollegen halten die waxos ebenso wenig wie von den engen genregrenzen des hiphop. willkommen zurück!
zeit wird es endlich für Mädness, aus dem fokus der eingeweihten in die erste reihe zu marschieren. verdient hat er sich das schon lange. mit einem ebenso konsequenten wie integeren arbeitsethos. und einem mutigen ansatz, zwischen dada (man denke nur an sein projekt "die 3 von der tanke"), gewieften texten und partytracks. zudem wartet "Zuckerbrot & Peitsche" (unikat/groove attack) mit den besten kollaborationen auf, welche der einheimische hiphop 2009 zu bieten hat: morlockk dilemma und patrick mit absicht gehören zumindest zu meinen persönlichen "high potentials". baggefudda sind seit seit einer weile fähige begleiter und kool savas erlebt nach seinem optik-rückzug eine nette renaissance. die entscheidende änderung allerdings dürfte das engagement von kollege schnürschuh (genau, dem "3 von der tanke"-partner) sein, der den überwiegenden teil der tracks produzierte. und mit derart dreckigen basslines und fiesen grooves ausstattete, dass man an die glanzzeit von grime denken darf. damit schließt mädness exakt die lücken seines vorgängers: flache parts wurden ausradiert, dafür tobt sich an den reglern ein echter elektroniker aus. heraus kommt das beste deutschsprachige rapalbum diesen jahres.
they come in waves: nachdem hier monatelang kaum nenneswerte highlights aus der österreichischen musikszene zu bemerken waren, hat es dieser herbst umso mehr in sich. und mit den Waxolutionists kredenzen uns ja quasi die grand seniors der austria dj- und produzenten-riege ihr fünftes werk. nach fünf jahren wartezeit, zwar. dafür mit den geliebten ingredienzen. welche bei "We Paint Colors" (sunshine enterprises/groove attack) neben soulful und deeper elektronik natürlich hiphop bleibt. für die raps organisierte man sich mit roger (blumentopf), manuva (total chaos), flowin' immo und weiteren könnern der deutschsprachigen und internationalen (u.a. wie bei fleur earth frank nitty und blu) szene eine ausgewählte gästeliste. prägend bleibt jedoch der ureigene, gutgelaunte waxolutionists sounds, bei dem beats und melodie über textlichen bausteinen stehen. woraus eine platte gelingt, die auf sympathische weise antiquiert klingt: vom cleanen, schubladenträchtigen sound ihrer neosoul-kollegen halten die waxos ebenso wenig wie von den engen genregrenzen des hiphop. willkommen zurück!
Labels:
es entstehen wesen,
fleur earth,
groove attack,
mädness,
melting pot,
review,
sunshine enterprises,
twit one,
unikat,
waxolutionists,
we paint colors,
zuckerbrot und peitsche
Dienstag, 3. November 2009
die schönen und das biest. ladylike
beginnen wir doch gleich mit der interessantesten, der dunklen seite dieses beitrags: Emily Jane White, deren famoses debüt "dark undercoat" in den letzten monaten stück für stück zur verdienten aufmerksamkeit kam, veröffentlicht ihr zweites album. und "Victorian America" (talitres/rough trade) zeigt sich zwar opulenter instrumentiert - der tragische, beinahe morbide beigeschmack bleibt ihren kompositionen dennoch haften. ein glücksfall, denn so bestellt sie auf stücken wie dem versponnenen "stairs" im morast zwischen folk und singer-songwriter-dasein ihr ganz eigenes feld. dessen erträge diesmal eben etwas weniger fragmentarisch ausfallen. dafür bleiben es die textlichen abgünde, welche die inhalte für die zwölf stücke bilden. welche wahlweise natürlich durch gitarre oder piano sowie white's beherrschter erzähl-/singstimme zum leben erweckt werden. und dass die frau aus dem kalifornischen fort bragg ihren nachnamen zu unrecht trägt, wird spätestens mit dem tiefschwarzen finale "ghost of a horse" untermauert. gleichzeitig übrigens dem besten beispiel dafür, wie songdienlich hier das novum streicher eingesetzt wird. "victorian america" zieht mich von anfang bis ende in seinen bann und sollte - nein: muss - den klammheimlichen siegeszug von emily jane white erfolgreich fortsetzen. im falle Randi Tytingvag setzt das infoschreiben dagegen zu recht auf deren expressionistische züge. und tatsächlich zeigt "Red" (ozella music/galileo) eine selbstbewusste künstlerin, deren herangehensweise erfolgreich zahme downbeat-momente mit intelligenter takt-akrobatik verbindet. die norwegerin, die in der einheimischen musikszene bereits reichlich anhänger fand (von welchen hier auch mehrere zu hören sind), legt mit ihrem zweitwerk ein hochkarätiges album vor, das ganz selbstverständlich mit genregrenzen spielt. mag die quintessenz auf jazz basieren, räumt dieser das feld wenn nötig für folk, avantgarde, chanson sowie südamerikanische (!) rhythmen. frau tytingvag singt und wirkt in ihrer erscheinung dazu so abgeklärt, dass man sie kaum auf das tatsächliche alter von anfang 30 schätzen würde. und respekt sei ihr nicht nur dafür sicher, dass "red" bei all seinen facetten keinerlei brüche enthält. als weitaus einfacher zugänglich denn ihre beiden vorgängerinnen entpuppen sich die ´mal etwas forschen, meist jedoch melancholisch gestimmten balladen von Siri Svegler. die schwedische singer-songwriterin, die auch als schauspielerin erfolge feierte und mittlerweile sogar hierzulande wurzeln geschlagen hat, spielt mit folk- und jazz-zitaten - am ende bleibt das songmaterial auf "Silent Viewer" (compost records) jedoch schlichte popmusik. eine spur zu beliebig vielleicht, um wirklich aufmerksamkeit zu erregen. immerhin: als durchaus kurzweilige, abwechslungsreiche hintergrundmusik in einer stilvollen bar - ob live oder auf platte - kann man sich die elf tracks prima vorstellen.
Labels:
emily jane white,
galileo,
ozella,
Randi Tytingvag,
red,
review,
rough trade,
talitres,
victorian america
Abonnieren
Posts (Atom)