Samstag, 13. Februar 2010

se, d und nl: indierock international

war das prädikat "indierock aus schweden" vor einigen jahren noch ein echter garant für kommerzielle wie qualitative glücksgriffe, lockt man damit heutzutage kaum noch jemanden hinter dem ofen hervor. sogar für ihre zeit legendäre labels wie burning heart oder bad taste records sind nahezu in der versenkung verschwunden. und so muss nun auch eine band wie Dollface kleinere brötchen backen, bei welcher vor einiger zeit aufgrund ihres potentials alles möglich gewesen wäre. nichtsdestotrotz verbindet "Silent Rebellion" (65productions/cargo) recht geschickt britpop- und grunge-elemente mit dem charme von landsmännern wie the hives oder division of laura lee. die fünf liebäugeln dabei nur sehr galant mit allzu eingängigen pophymnen, sorgen dank dem produzententeam henryk lipp und michael nilsson (u.a. c.aárme, soundtrack of our lives) eher für eine spröden beigeschmack. am ende fehlt mir bei dem guten dutzend songs jedoch die persönliche note bzw. der tatsächlich mitreißende moment, als dass sie wirklich begeistern könnten.
amazon meint: "kunden, die diesen artikel kaufen, kaufen auch: ea 80 - reise, captain planet - inselwissen, toxpack - epidemie"... jenseits solcher hilfskonstrukte verfolge ich die karriere der Kafkas nun wohl auch schon eine halbe ewigkeit. nicht nur, weil sänger markus gabi kafka seinerzeit ja für sellfish.de mitschrieb. nein, weil die musik dieser deutschpunk-institution immer für einen sympathischen ohrwurm gut war. und nun: "Paula" (domcore/broken silence). eine echte überraschung, bei der ich mir immer noch nicht so richtig sicher bin, wie ich sie einordnen soll. der hitfaktor beispielsweise nimmt schon beim opener "klatscht in die hände!" beinahe unangenehm direkte formen an; die keyboards sind phasenweise in etwa so präsent wie bei kettcar. dann wieder: genau die richtigen texte, ein großer respekt für das schaffen des eigenen domcore-projekts und mit "90 minuten" oder "wenn es eine hölle gibt" die vielleicht besten songs ihrer geschichte. die kafkas machen 2010 einen riesensatz nach vorne. und es ist toll zu hören, dass sich so viele neue anhänger zu ihnen gesellen.

erinnert sich noch jemand an die famose band face tomorrow aus den niederlanden? deren indierock mit hardcore-wurzeln konnte mich vor jahren vorbehaltlos begeistern. ihre landsmänner von Kismet betreten mit dem gemeinsamen debüt zumindest ähnliches terrain. die neun songs mischen postpunk mit poppigen hooklines, drängeln sich damit aber zu keiner sekunde in den vordergrund. vielleicht liegt genau hier der haken: etwas mehr dynamik, etwas weniger artigkeit würden dem jungen quintett gut zu gesicht stehen. dennoch: gerade weil das gesamtkonzept von artwork bis hin zum gelungenen sound stimmig geriet und ohne umschweife in den hintergrund zu treten vermag, lässt sich konstatieren: schön, dass "Hiatus" (midsummer records/cargo) - wenngleich ein jahr später - nun auch bei uns erscheint. und wer sich jetzt eigentlich am liebsten ein eigenes bild machen möchte, findet hier eine menge fairer möglichkeiten, sich mit der musik von kismet auseinanderzusetzen.

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