Dienstag, 22. Dezember 2009

13 x 2009 = noch ein jahresrückblick

finde ich eigentlich. doch eigene erfahrungswerte sagen: es sind tatsächlich immer die jahresrückblicke, die eine seltsame faszination ausüben. was sich zum beispiel in erhöhten auflagen bzw. gestiegenen zugriffszahlen bemerkbar macht. und trotz meiner generellen abneigung gegen noch eine weitere liste, die nach haarsträubenden kriterien ausgewählt wurde, gehöre ich doch gleichermaßen zu den gestalten, die regelmäßig entsprechende aufzählungen in musikzeitschriften, blogs und fanzines durchforsten. um abzugleichen, zu ergänzen oder - vor allem - sich über mir unverständliche rangordnungen aufzuregen.

aufgrund der gar nicht so großen nachfrage hier also nun 13 mal mein völlig subjetiver senf zum thema 2009.

und jenes wird insgesamt vor allem durch das ende von sellfish.de geprägt. beziehungsweise der erkenntnis, dass ich die finger eben doch nicht vom mehr-oder-minder-kluges-zeug-über-musik-absondern lassen kann. was in dieser blogform zwar wenig schick, doch wunderbar effizient funktioniert. und nach einigem aufrappeln den noch schöneren beigeschmack brachte, dass das sellfish-imperium nicht nur (endlich) sein archiv wieder zugänglich machen konnte - sondern dank curt.de/sellfish, sellfish.de/lifesoundsreal sowie diversen myspace- bzw. facebook-seiten und natürlich den veranstaltungen in nürnberg quasi noch mächtiger geworden ist... einen ganz vernünftigen überblick über das ganze treiben gibt es übrigens nach wie vor hier: http://www.sellfish.de

13. Warteze
it

beginnen wir den rückblick doch naheliegenderweise mit der am längsten erwarteten platte: Savoy Grand ließen sich - natürlich - endlos zeit für "Accident Book". und gerade weil sich einmal mehr die geister an den slo-mo-hymnen scheiden werden: es war die beste glitterhouse-platte in einem für dieses label seltsam unspektakulären jahr.

12. Emo & Core

es müssen nicht immer die ganz großen highlights sein: im frühjahr warteten Alias Caylon aus dem hohen norden des landes mit einem ziemlich wunderbaren emorock-album auf. überraschend auch, wie gelungen Thrice mit "Beggars" eine fortsetzung für ihren "alchemy index"-monolithen erschufen.
vor allem aber The Casting Out konnten mit ihrem endlich bei uns erschienenen debüt "Go Crazy! Throw Fireworks!" begeisterungsstürme aulösen. dennoch war nathan auf bühne nochmal eine spur überzeugender... also entweder, die bekommen endlich mehr aufmerksamkeit, oder boysetsfire sollten doch eine reunion feiern!

11. HC

was extreme musik anging, gab es im vergangenen jahr einige highlights zu vermerken. Black Friday 29 lieferten mit "2009" mal eben das beste einheimische hardcorealbum des jahre ab; welches eigentlich ja nur eine ep war. ziemlich gut auch Grace.Will.Fall aus schweden mit ihrem mix aus frühen refused und jr. ewing anteilen... verheerend, dass die kaum jemand wahr genommen hat!
erwähnenswert fand ich zudem noch die gestörten franzosen von Kickback sowie The Setup - zwei weitere gelungene hc-veröffentlichungen auf gsr-records.
aus dem hause deathwish kam von pulling teeth bis rise & fall die erwartete vollbedienung. das highlight im nach wie vor enorm spannenden labelrepertoire bildeten allerdings die ultra-intensiven Lewd Acts "Black Eye Blues", welche gemeinsam mit dem zweiten regulären Ruiner longplayer die genrebestleistung vorlegten.

10. Elektronik

eines unserer seltenen interviews machten wir in diesem jahr mit Boozoo Bajou. deren album "Grains" einmal mehr den ruf der nürnberger untermauerte, elektronische musik mit einem ganz besonderen, wohl eher analogen songverständnis zu beleben.
das stimmungstechnische gegenstück dazu kam von Dizzee Rascal, welcher mit "Tongue 'N' Cheeck" das elektronische partyalbum des jahres ablieferte. und gleichzeitig die engen grenzes seiner grime-herkunft sprengte. das störte den einen oder anderen; mir macht die entwicklung des londoners einfach nur spaß!

9. HipHop

als südafrika-export begleitete mich Proverb's "Manuscript" noch eine ganze weile in dieses jahr hinein. der jüngst erschienene nachfolger "Write Of Passage" löste zwar nicht ganz so große euphoriestürme aus, unterstrich aber dennoch, wie dringend dieser künstler einen vertrieb bei uns nötig hat!
dem verstorbenen J Dilla wurde mit "Just Stay Paid" eine sehr würdige hommage bereitet. welche gleichzeitig als bestes posthumes album eines künstlers der letzten jahre eine besondere auszeichnung verdient. absolut essentiell! MF Doom lieferte mit "Born Like This" ebenfalls höchst unterhaltsamen hiphop neben der spur ab. beide platten glänzten übrigens mit raekwon-features...
auf den kommen wir aber noch weiter unten zu sprechen. sein größter konkurrent um den titel "album des jahres" war allerdings ganz klar Mos Def. "The Ecstatic" machte unmissverständlich klar, dass nach dem unausgegorenen vorgänger definitiv wieder mit dem rapper/schauspieler zu rechnen ist! ein tolles album, das mit "auditorium" den vielleicht besten track des jahres im repertoire wußte!
Speech Debelle sorgte mit "Speech Therapy" dafür, dass weibliche mc's endlich wieder mehr in den fokus rückten. die britin lieferte im fahrwasser von roots manuva ein ruhiges, persönliches und erst in zweiter instanz richtig fesselndes debüt ab.
apropos: auch Fleur Earth trug hierzulande ihr schärflein zu dem thema bei.
und wenn wir in dem fall von deutschem hiphop sprechen, sollte auch mein album des jahres in diesem metier genannt werden: Mädness, der mit "Zuckerbrot und Peitsche" nach ein paar lediglich guten veröffentlichungen eine grime-infizierte großtat vorlegte, die inhaltlich vor jahren auch deichkind gut zu gesicht gestanden hätte!

8. Indierock

eine okaye, wenngleich nicht brillante fortsetzung gab es von Dredg mit "The Pariah, The Parrot, The Delusion"... die damit zumindest den für mich arg lahmen vorgänger vergessen machte.
zwei ableger der schwedischen indierock-fraktion wurden in der presse hierzulande dagegen übrigens absolut zu unrecht weitgehend ignoriert: Division Of Laura Lee und Sounds Like Violence lieferten beide feurige, tanzbare und ehrliche alben mit elegantem postcore-drive ab, die auch nach dem großen skandinavien-boom noch aufmerksamkeit verdient haben. hinhören, bitte.

7. Pop

wenn es denn in diese kategorie passt: Karamel aus hamburg haben sich mit "Machinen" einen klugen nachfolger zum weisen album erdacht. und johann scheerer bleibt das unerkannte songwritergenie in dieser sonst von a&r's durchleuchteten stadt.
obligatorisch in derartigen aufzählungen: Tori Amos versüßte mir das jahr mit gleich zwei alben. auch wenn ersteres ein gutes stück hinter den erwartungen zurück blieb; die weihnachts-edition "Midwinter Graces" begleitet mich genau jetzt in unsere hütte in dänemark... und prompt bin ich wieder versöhnt.

6. Reinfälle

die enttäuschung des jahres stammen seltsamerweise alle von der insel: The View mit ihrem lauwarmen "Which Bitch?" und auch die Placebo-Trantüte "Battle For The Sun" konnten zu keiner sekunde an die nicht einmal unermesslich hohen erwartungen anknüpfen. und sogar die Arctic Monkeys landeten mit "Humbug" einen kleinen reinfall (unter angesichts der starken vorgänger allerdings zugegeben schwierigen bedingungen).
ach ja, einmal doch noch jenseits des großen teiches: Billy Talent haben sich mit "III" ebenfalls in die irrelevanz verabschiedet.
ursache in all diesen fällen witzigerweise: das feuer der eigenen vergangenheit scheint erloschen zu sein. irgendwie schade.

5. Hype

als der unsäglichste hype entpuppten sich La Roux, deren medienpräsenz ich mir aufgrund des egal-plastikpops zu keiner sekunde erklären konnte. und über die ich sicherheitshalber auch keine weiteren worte verlieren will. quatschkram, hinter dem nichtmal (nur) das intro steht...

4. Re-Releases

an der re-release-front packte mich vor allem die diskografie "Can't Kill What's Inside" von Mouthpiece. nicht nur, weil die in meiner eigenen hc-biographie sträflicherweise gar nicht vor kamen. sondern auch, weil hier musik und inhalt perfekt in szene gesetzt wurden, was das ganze projekt zu einer lohnenden straight-edge geschichtsstunde macht. schade eigentlich, dass die revelation records-veröffentlichungen hierzulande längst nicht mehr die verdiente aufmerksamkeit bekommen.
aber auch die nimmermüden herren um robert fripp versüßten mir das jahr mit wertigen wiederveröffentlichungen: so wurden die drei King Crimson klassiker in punkto artwork, sound und bonusmaterial prächtig aufbereitet... nicht nur porcupine tree- und tool-fans können hier spätestens jetzt nicht mehr wegsehen. history, baby.

3. Reunion

die reunion des jahres feiern ohne viel diskussion Alice In Chains mit "Black Gives Way To Blue". welche damit überraschend nicht nur eindrucksvoll Pearl Jam den rang abliefen, sondern mit ihrem neuen sänger william duvall behutsam das besondere charisma der vergangenheit ins hier und jetzt retteten.

2. Hits & Misses

tja, zu den folgenden platten gibt es auf diesen seiten dooferweise (noch) gar nix zu lesen: beinahe durch die lappen gegangen sind mir nämlich das aktuelle Thursday album sowie das zweitwerk von Jamie T. im falle ersterer weiß ich selbst nicht, warum ich erst monate nach veröffentlichung zuschlug - so intensiv wie auf "Common Existance" waren sie seit dem debüt nicht mehr! Jamie T dagegen ziehe ich quasi traditionell immer erst im zweiten anlauf aus irgendeiner grabbelkiste - was sich im falle "kings & queen" wieder mehr als gelohnt hat...

1. Album des Jahres

durchaus ungewöhnlich, dass ein hiphop-album meine veröffentlichung des jahres markiert. doch es hilft nichts, nicht einmal angesichts des potthässlichen coverartworks: "Only Built For Cuban Linx II" war schlichtweg die größte überraschung, die 2009 zu bieten hatte. nur über einen indie-vertrieb brachte Raekwon ein werk an den start, welches mit produktionen von dr. dre (!), pete rock (!!) oder j dilla (!!!) kaum verlieren konnte. weitere geniale kollaborationen sowie vor allem wieder eine in sich schlüssige atmosphäre ließen defintiv kein vorbeikommen mehr an den 24 tracks. da passt sogar die dekandenz, für das gerade mal eineinhalbminütige "pyrex vision" einen ganzen clip zu prduzieren. und noch dazu so einen:



besser war der chef jedenfalls seit seinem debüt nicht. aber auch der output des rest des clans verblasst angesichts dieser ausnahmeleistung... lässt im umkehrschluss jedoch u.a. angesichts dem bevorstehenden rae, ghostface und method man-gemeinschaftswerkes auf endlich wieder rosigere wu-tang-zeiten hoffen. 2010 darf gerne kommen!!!

2 Kommentare:

  1. Also nix gegen Raekwon, aber gegen Fashawn - Boy meets World, Diamond District - In the Ruff, Finale - Pipe Dream and a Promise oder Cunninlynguists - Strange Jouney Vol 2 kann OB4CL2 nicht mal ansatzweise mithalten... nur so als Tip! Frohes Neues!

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  2. danke für den tipp, bis auf letztere muss ich mich da erstmal reinhören!!

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